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Alicia II

Alicia II

Titel: Alicia II Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robert Thurston
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die Mensch­heit sa­hen, als die Er­hal­tung der bes­ten Ei­gen­schaf­ten et ce­te­ra. Sie iso­lier­ten die Eli­te auf die glei­che Wei­se, wie es der­je­ni­ge tä­te, der den ers­ten Knopf drück­te. Sie ge­währ­ten den Beetho­vens und Ein­steins auf­grund ih­rer Leis­tun­gen ei­ne be­vor­zug­te Be­hand­lung.«
    »Und warum, zum Teu­fel, hät­ten sie sich denn nicht so ent­schei­den sol­len?«
    »Weil die großen Leis­tun­gen die­ser Grup­pe be­reits er­bracht wor­den sind. Wenn ich ih­ren Knopf drücke, statt die Mil­lio­nen und Mil­li­ar­den zu ret­ten, in­di­vi­dua­li­sie­re ich die Mit­glie­der der klei­ne­ren Grup­pe. Ver­giß, daß ich ih­nen ge­schicht­li­che Na­men ge­ge­ben ha­be, den­ke nur noch an die Ein­tei­lung in zwei Grup­pen. Ge­lehr­te, Leh­rer, Phi­lo­so­phen, Künst­ler, Wis­sen­schaft­ler – all je­ne. Der Knopf­drücker hat sie, die nach all­ge­mei­nem Ur­teil zur Eli­te ge­hö­ren, zu ei­ner be­son­de­ren Ka­te­go­rie er­ho­ben, die al­lein wür­dig ist, ge­ret­tet zu wer­den. Rich­tig?«
    »Ja, na­tür­lich, aber …«
    »Aber nichts. Ge­nau das ha­be ich ge­tan, ge­nau das ha­ben die Er­neue­rer ge­tan, in­dem sie die mensch­li­che Ras­se in Ka­te­go­ri­en ein­teil­ten. Al­le Er­neu­er­ten sind der Theo­rie nach (und was das Rät­sel an­geht, brau­chen wir die Pra­xis nicht in Er­wä­gung zu zie­hen) die Eli­te. Des­halb müs­sen sie er­hal­ten blei­ben. Der Rest der Ras­se ist Ab­fall. Drücke nicht ih­ren Knopf, laß sie in die Luft ge­hen. Groß­ar­tig, die Eli­te ist ge­ret­tet, al­les, was zum Bes­ten der mensch­li­chen Ras­se ge­hört, kann fort­be­ste­hen. Ver­giß den Müll, der jetzt in Haut- und Kno­chen­fet­zen rings um dich liegt. Und nun sieh es für einen Au­gen­blick von mei­nem Ge­sichts­punkt aus an. Laß mich den an­de­ren Knopf wäh­len. Okay, was ha­be ich ge­tan? Ich ha­be ein paar Leu­te der Eli­te in die Luft ge­hen las­sen. Ver­dammt, Voss, wir sind stolz auf ih­re Leis­tun­gen, aber, wie ich sag­te, sie sind be­reits er­bracht wor­den, zu­min­dest die meis­ten da­von. Sie ver­die­nen un­ser Lob, aber sie ge­hö­ren der Ver­gan­gen­heit an. Was wird je­des ein­zel­ne Mit­glied der Eli­te in Zu­kunft noch leis­ten? Und wer will vor­her­sa­gen, was ih­re Nach­kom­men auf­grund ih­rer wun­der­ba­ren Ge­ne leis­ten wer­den? Oder ob die­se Leis­tun­gen bes­ser sein wer­den als die der grö­ße­ren Grup­pe, die ich ret­ten möch­te? Nein, Voss, es gibt mehr Grund zu der An­nah­me, daß das Po­ten­ti­al in der Grup­pe der ge­rin­ge­ren Leu­te grö­ßer ist. Da mag es stum­me Mil­tons, un­ge­hör­te Mo­zarts und so wei­ter ge­ben. Es mag Aus­ge­mus­ter­te ge­ben, die mit 27 oder 39 oder 66 oder in sonst ei­nem Al­ter, das sie heu­te nicht er­rei­chen dür­fen, Kom­po­si­tio­nen, die Beetho­vens gleich­kom­men, schaf­fen oder ei­ne Theo­rie, die ei­nes Ein­stein wür­dig ist, auf­stel­len könn­ten. Sie oder ih­re Nach­kom­men. Wie­der: Wer will es vor­her­sa­gen? Du? Ich? Wel­chem von uns bei­den soll die Pflicht auf­er­legt wer­den, den einen oder den an­de­ren Knopf zu drücken? Ver­steh mich recht, Voss, ich will im Grun­de nicht, daß ei­ne von bei­den Grup­pen ge­tö­tet wird. In der Be­zie­hung geht es mir wie dir. Ich ha­be eben­so­viel Mit­ge­fühl für die Mensch­heit. Ich glau­be ein­fach – auch wenn du mich be­schul­digst, mei­ne Lo­gik sei ver­zerrt –, daß wir uns für den so­ge­nann­ten grö­ße­ren Nut­zen ein­set­zen müs­sen. Wir pla­nen ei­ne Tat, die viel­leicht ein En­de mit dem Er­neu­ern macht oder zu­min­dest Men­schen wie dir zu Be­wußt­sein bringt, daß dem Er­neu­ern ein En­de ge­macht wer­den muß. Wenn da­bei ei­ne Mil­li­on oder drei Mil­lio­nen Men­schen ver­nich­tet wer­den, die auf ih­re Er­neue­rung war­ten, dann mei­ne ich, daß der „Tod“ – wie du es nennst – der war­ten­den Ge­hir­ne, die bei die­ser Missi­on zer­stört wer­den sol­len, es wert ist.«
    Ben stand auf, trat an das Fens­ter­bild und be­trach­te­te den Rauh­reif, der sich wie durch Ma­gie an den Rän­dern bil­de­te, was ganz echt und gar nicht wie ei­ne Re­pro­duk­ti­on

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