Alien 3: Ewiges Licht
Beute nach. Jetzt waren noch mehr Spinnen in der Plaza, die
zusammenprallende Wellen von Leuten in Panik einwickelten und
losließen, gleitend und rutschend, verschlungen von
aufquellenden Blasenschichten.
»Jetzt können wir gehen«, sagte Robot und klemmte
etwas an das Geländer, eine kleine Spule, aus der eine Art Griff
ragte. »Monofilament«, erklärte er, kletterte
über das Geländer (der Riß in seinem Hosenbein wurde
dabei noch größer), »also Vorsicht!« Und dann
fiel er auf die Plaza zu, an der unsichtbaren Leine hin und her
schaukelnd. Als er den Boden erreichte, ließ er los. Die Leine
schoß zurück und schlug gegen das Geländer. Suzy
folgte ihm nach unten. Ihr ganzer Körper war ein kribbelndes
Ziel. Die Bullen mußten hier auch irgendwo stecken, und beides
war keineswegs unbedenklich.
Als sie hinuntersauste, sprach Robot in eine Sonde, die wie ein
großes hypnotisiertes Insekt vor seinem Gesicht schwebte. Er
erging sich in irgendeiner Theorie, bis Suzy die Geduld verlor und
auf das Gerät schlug, welches prompt hoch zur entfernten Decke
der Pyramide emporschoß und in dem Sturm der langsamen
Schaumflocken verschwand.
Robot erklärte: »Ich signierte gerade das
Stück.« Er schaute sich mit einer Art idiotischer
Genugtuung in dem Chaos um.
»Ist das eine Art von Kunst?«
»Sicher. Ich nenne sie Urbanen Terrorismus. Einst im
zwanzigsten Jahrhundert, als Technologie sich wie Unkraut durch alle
Schichten der Gesellschaft verbreitete, fanden einige Menschen
plötzlich heraus, daß sie die Macht hatten, den Status quo
zu verändern. Eine einzige Person konnte eine ganze Stadt
erpressen, wenn er oder sie hinreichend fanatisch und schlau war. Es
gab Splittergruppen aller Art, die sinnlos heftig protestierten. Von
Gruppen, die glaubten, daß Tiere die gleichen zivilen Rechte
hätten wie menschliche Wesen, bis hin zu kümmerlichen
religiösen Sekten, die meinten, es wäre besser,
Ungläubige in Stücke zu sprengen, anstatt Zeit auf ihre
Bekehrung zu verschwenden. Natürlich war das nicht wirklich
Kunst. Schon deshalb, weil ihre Leistung fast nie gewürdigt
wurde.«
»Das ist großartig. Ich vermute, daß ich nicht
entkommen werde. Aber zumindest habe ich reichlich Zeit, die
kritischen Besprechungen dieser Sache durchzusehen. Falls man mir
freien Zugriff dazu gibt, nachdem sie mich einkerkern.«
»Nein, das ist okay: Hören Sie, dies Ding hier ist nur
ein Teil von dem, was in der ganzen Stadt geschieht. Die Bullen
werden gar nicht daran denken, jetzt noch nach uns zu suchen. Sie
haben genügend Sorgen, die Touristen ruhigzuhalten.«
Suzy trat einige Schritte zurück. Dieser Kerl war wirklich
wahnsinnig. Sie sagte: »Verzeihen Sie mir, daß ich diese
Ihre Sache nicht richtig würdige; aber ich bin in Eile.
Okay?«
Dann lief sie los, zwischen zwei anschwellende Türme aus
Schaum. Und eines von den Spinnenbiestern brach aus einer Schaumbank
keine zehn Meter vor ihr hervor und bäumte sich auf, als ihre
Stiefel auf nassem Pflaster ausrutschten und sie kopfüber
hinfiel. Außer Atem blickte sie auf, als glitzernde Vorderbeine
in der Luft über ihr hingen. Dann machte das Ding kehrt und
hastete davon. Robot langte hinunter, um ihr aufzuhelfen.
»Es tut mir leid«, sagte er, wieder ohne Akzent.
»Sie müssen dicht bei uns bleiben. Wir sollten machen,
daß wir weiterkommen.«
Suzy überlegte, ob sie ihn in einen Teich werfen sollte.
Sicher, um dann von dem Spinnentier zu Hackfleisch gemacht zu werden.
Sie ignorierte seine Hand und stand auf. »Sie stecken wirklich
in solchen Sachen drin?«
»Natürlich.« Robot warf eine kleine
weißgrüne Scheibe in die Luft, fing sie wieder auf und
schlug sie auf den Rücken seiner prothetischen Hand. »Wir
werden diesen Weg einschlagen. Die Sache ist noch nicht vorbei. Wir
müssen ein Schiff erwischen.«
Während sie durch den Tunnel gingen, erzählte Robot ihr,
wie er einen Autodoc verändert hatte, damit er sein Gehirn etwas
anders verdrahtete – sein Ausdruck –, in der Art, wie man
es mit Verbrechern tat, denen das Gehirn gelöscht war, wie Adam
X. »Stromkreise in der linken Hemisphäre, um sich der
Routine anzunehmen, damit die rechte, die kreative Seite frei wird.
Sie läßt mich alles träumen, was ich will. Sag Hallo,
Maschine!« Robot hielt den Kopf schief und sagte in seiner
anderen, neutralen Stimme: »Seyoura Falcon, wir haben
miteinander gesprochen, aber ich hatte noch nicht die Gelegenheit,
mich vorzustellen.«
»Kein Blödsinn.«
»Kein
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