Alien Tango
auch wenn du ihn nicht gleich
heiraten wirst. Brian war so auf dich fixiert, oder besser darauf, jemanden zu
finden, der so ist wie du, dass es viele lange Beziehungen in seinem Leben gab.
Außerdem hat er echte Freunde, hier und im Privatleben. Und Michael … eben eher
nicht.«
»Ein einsamer Krieger.«
»Genau.«
»Dann arbeitest du also schon lange mit den beiden zusammen?«
Chee lächelte. »Und ich bin außerdem nicht nur Doktor der
Astrophysik, sondern auch der Psychologie und der Soziologie.«
Mir war, als würde bei diesen Worten ein dünner Speichelfaden an
Lorraines Kinn herunterlaufen. Die Schönheitsköniginnen waren ganz wild auf
Bildung und Intelligenz. Gutes Aussehen war ihnen dagegen zwar nicht so
wichtig, aber wenn sie beides haben konnten, war das auch nicht schlecht. Die
Schönheitsköniginnen der jüngeren Generation wollten beinahe ausschließlich
Menschenmänner heiraten, weil sie die für klüger hielten als A.C. s. Da konnte ich zwar nicht ganz zustimmen, aber ich
glaubte, dass wir eine Vermischung der Spezies unbedingt brauchten, und das
nicht nur, weil ich mit Martini zusammensein wollte. Deshalb gab ich mir nicht
allzu viel Mühe, die mentalen Vorzüge der A.C. -Männer
zu verteidigen.
»Und was macht deine Frau so?« Ich hatte das Gefühl, ich müsste
Lorraine und vielleicht auch Claudia sanft daran erinnern, dass er schon
vergeben war.
»Sie ist Raketenwissenschaftlerin. Sie hat mitgeholfen, die Valiant zu konstruieren.« Er klang sehr stolz.
»Hört sich an, als wäre sie eine tolle Frau«, sagte Lorraine mit nur
einer ganz leisen Spur Neid.
»Vielleicht lernst du sie ja mal kennen. Sie muss hier irgendwo
sein.« Chee wirkte wieder ganz normal.
»Jeff, könntest du Daniel hochhelfen?«
Zuerst mal half er mir. »Natürlich, Kleines. Und was hast du mit
Junggeselle Nummer drei vor?«, fragte er und streckte Daniel die Hand entgegen.
Diesmal war Martini sehr viel vorsichtiger. Joe half Lorraine auf
und zog sie an sich. Offenbar war ihm der Sabbermoment nicht entgangen.
Ich seufzte. »Ich muss deinem Vater wohl mit ihm helfen.«
»Warum ausgerechnet du?«
»Weil Paul genug mit dem noch namenlosen Wesen zu tun hat und
Michaels nächster Verwandter ihm anscheinend nicht helfen kann.«
»Christopher könnte es mal versuchen.«
»Könnte er, und du auch, aber familieninterne Rivalitätskämpfe
schaffen eher selten eine tröstliche Atmosphäre.« Ich sah zu ihm auf. »Vertrau
mir, ich werde nicht zulassen, dass er dich aussticht, zumindest nicht in Bezug
auf mich.«
Martini seufzte. »Okay, dann leg los.«
»Ich brauche keine Hilfe, von keinem von euch«, stieß Michael
zwischen Schluchzern hervor.
Alfred warf mir einen mitfühlenden Blick zu. »Viel Glück.«
Kapitel 38
Ich kniete mich neben Michael und
Alfred. »Ja, schon klar, ein ganz harter Bursche. Du kommst gut allein zurecht,
richtig?«
»Hau ab«, knurrte er. Jedenfalls sollte es wohl ein Knurren sein.
Aber weil er immer noch weinte, klang es nicht besonders bedrohlich.
Ich streichelte ihm über den Kopf. Er versuchte, meine Hand
wegzuschlagen, aber Alfred packte sie. »Michael, du bist noch nicht zu alt, um
von mir übers Knie gelegt zu werden.« Er schüttelte den Kopf. »Normalerweise
ist er nicht so unfreundlich.«
»Oh, darüber lässt sich streiten. Außerdem wird er normalerweise ja
auch nicht mit seiner eigenen vertausendfachten Einsamkeit konfrontiert.«
Michael schaffte es tatsächlich, mir so etwas wie einen finsteren
Blick zuzuwerfen. »Wer sagt, ich wäre einsam?«
»Ähm, alle. Und deine Reaktion bestätigt es.« Ich setzte mich neben
die beiden. »Also, fallen euch vielleicht irgendwelche tollen Namen ein, die
gleich gut zu Jungen und Mädchen passen?«
»Und das soll ihm helfen?«, fragte Alfred. Er warf Martini einen
Blick zu. »Sohn, könntest du hier vielleicht mal …?«
Martini schüttelte den Kopf. »Kitty hat alles im Griff. Stimmt’s,
Baby?«
»Bin auf dem besten Weg. Also, Michael, irgendwelche Namensvorschläge?«
»Wofür?« Er war immer noch wütend, weinte aber nicht mehr ganz so
heftig.
»Für das noch namenlose Wesen, das sich jetzt in deinem Bruder
befindet. Ich habe Bob vorgeschlagen, aber das wollte keiner.«
»Warum ist es jetzt in Paul?« Ich hörte einen Hauch Eifersucht
heraus. Was für eine Überraschung.
»Weil er damit fertig wird. Und du nicht.«
»Danke, jetzt fühle ich mich schon viel besser.« Wieder funkelte er
mich böse an. »Ich glaube, ich nehme
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