Alienjäger z.b.V. - Sie sind unter uns (Teil 1-4 in einem Band) (German Edition)
Mann schon einmal gesehen hatte. Einmal? Hundertmal! Die Medien waren zeitweilig nur so gespickt mit Bildern von ihm gewesen.
McCauly sagte: "Darf ich vorstellen? Seine Majestät Zar Phönix Fjodor Zakitin, regierender Herrscher des Eurasischen Commonwealth. Wohlgemerkt das Original. Und der Junge neben ihm ist nicht etwa sein Sohn, sondern ein Klon. Für wie alt schätzen Sie den Jungen?"
"Vierzehn, fünfzehn", war Ellroys Antwort.
"So sieht er aus. In Wahrheit ist er ein paar Wochen alt."
"Und wer regiert in Rom-4, wenn ich fragen darf?" mischte sich Ondar in das Gespräch ein.
Der Zar selbst meldete sich zu Wort. Sein Englisch hatte nur einen leichten Akzent. Der Mann, der sich in der Nachfolge Justinians und Stalins wähnte, verfügte über eine umfassende Bildung, wie allgemein bekannt war. "Ein Klon trifft statt meiner die Entscheidungen im Commonwealth, während wir hier Tausende von Metern unter der Wasseroberfläche der Sulu-See festsitzen, Mr. Ellroy." Der Konsolenspieler erhob sich. Ein mattes, fast verzweifeltes Lächeln stand in seinem Gesicht.
"Das ergibt doch keinen Sinn", meinte Ondar. "Warum hat man Sie nicht einfach liquidiert, Phoenix!"
Der Zar hob das Kinn.
"Ich habe mich inzwischen damit abgefunden, daß man in dem Teil der Welt, für den Sie arbeiten, jegliche Manieren verlernt hat und auf höfliche Anreden verzichtet." Er hob die Augenbrauen. "Ihre Frage ist zwar ziemlich uncharmant aber - berechtigt."
"Die Lösung ist ganz einfach", erklärte Ricarda Deveraux. "Man braucht uns. Denn wir sind die Originale. Offenbar ist es nicht so leicht möglich von einem Klon wieder einen Klon zu erzeugen - so weit die Biotechnik der INEX auch fortgeschritten sein mag."
"Außerdem haben sie ganz offensichtlich mit der zellularen Stabilität der Klone Probleme", ergänzte McCauly. "Unser Freund Phoenix, der schon länger hier sein Dasein fristet, berichtete davon, daß er bereits den vierten Klon hat heranwachsen sehen. Offenbar verfügen die INEX über gentechnische und biochemische Mittel, um das körperliche Wachstum erheblich zu beschleunigen, sodaß innerhalb von Wochen ein Körper herangezüchtet werden kann, der äußerliche ein beliebiges Alter simuliert. Aber von den vier Zaren, die hier heranwuchsen starben zwei bereits vor ihrem Einsatz an etwas, das ich bei oberflächlicher Diagnose als eine Art zellularer Wucherung betrachten würde."
"Krebs?" fragte Ondar.
"So etwas ähnliches, ja. Allerdings sind nicht alle Klone gleichermaßen davon betroffen. Mache trifft es früher, andere vielleicht erst nach Jahren. Beim letzten Zaren herrschte hier große Euphorie. Angeblich sei das Problem gelöst."
"Was für meine Lebenserwartung wohl sehr ungünstig wäre!" mischte sich Phönix ein. "Die Tatsache, daß ich noch lebe dürfte also bedeuten, daß es mit der Problemlösung noch nicht ganz so weit her ist." Er zuckte die Achseln. "Der Mensch lebt von der Hoffnung."
Ellroy wandte sich an McCauly. "Heißt das, daß der Zar bereits mehrfach ersetzt wurde?"
"Ja, davon müssen wir ausgehen. Ich kann nur Vermutungen anstellen, aber es ist anzunehmen, daß die bisherigen Klon-Herrscher des Commonwealth ebenfalls diesem zellularen Zerfallsprozeß anheim fielen oder nach fallen werden."
"Ich wurde ebenfalls bereits zweimal ersetzt", erklärte Ricarda Deveraux. "Ich habe meine Klon-Schwester gefragt, was mit der Kopie geschehen ist."
"Was hat Sie geantwortet?" fragte Ellroy.
"Sie ist einem Killer zum Opfer gefallen. In L.A... Vermutlich steckt der PPB-Geheimdienst dahinter."
"Ja, das ist eine ironische Fußnote in der ganzen Angelegenheit", sagte McCauly düster. "Die Chinesen und der von ihnen dominierte Pan-Pazifische Block scheinen das letzte Bollwerk gegen die bevorstehende INEX-Invasion zu sein. Die Regierung des Commonwealth wird von ihnen kontrolliert, wie die Anwesenheit seiner Heiligen Majestät beweist. Und wie weit die Führung der Free States schon von Klon-Agenten durchsetzt ist, läßt sich nur vermuten."
Lisa Damiano meldete sich jetzt zu Wort. Die Assistentin des Professors hatte bis jetzt geschwiegen und lediglich aufmerksam zugehört. Sie wandte sich an McCauly. "Wir werden die Kabinenverteilung neu regeln müssen, schätze ich."
"Einer der beiden kann bei mir einziehen", bot McCauly an. Er drehte sich zu Zar Phönix herum. "Sie sind der Letzte, der noch eine Einzelzelle hat. Also werden Sie nicht darum herumkommen, auf dieses Privileg ab jetzt zu verzichten, Majestät!"
Der
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