Aliens in Armani: Roman (German Edition)
Es war, als hätte ich mich in einer gruseligen Gruft oder auf Frankensteins Friedhof verirrt. Ich war nicht gerade ein Fan von Horrorgeschichten und erschreckte mich leicht. Die ganze Zeit über kam es mir vor, als würde mich irgendjemand verfolgen, aber immer, wenn ich mich umdrehte, war niemand zu sehen. Ein paar Mal war ich mir sogar sicher, dass ich meinen Verfolger fast ertappt hätte, aber ich war zu ängstlich, um der Sache auf den Grund zu gehen. Als ich die Fahrstühle endlich fand, war ich das reinste Nervenbündel. Ich erreichte mein Zimmer, krabbelte in mein Bett und versteckte mich unter den Decken.
Als ich das nächste Mal aufwachte, wollte ich gern mit Reader sprechen, aber Paul und er hatten sich ebenfalls zurückgezogen, wenn auch einfach nur in ihre privaten Räume und nicht in irgendeine Kammer des Schreckens. Ich konnte es ihnen weder verübeln noch mich darüber ärgern.
Stattdessen verbrachte ich die Zeit damit, einer Menge Leuten viele SMS zu schicken, und übte mich dabei darin, reichlich neue und ungewöhnliche Lügen zu erfinden. Im Büro schienen sie meine Abwesenheit akzeptabel zu finden. Ich war mir nicht ganz sicher, ob ich darin einen stummen Kommentar zur Wichtigkeit meines Beitrags sehen sollte oder ob White einfach schon alles für mich erledigt hatte.
Allen anderen machte ich erfolgreich weis, dass es hier schrecklich langweilig und uninteressant war. Nur bei Chuckie kam ich damit nicht durch. Chuckie weigerte sich, auch nur ein Wort meiner Geschichte zu glauben, hauptsächlich deshalb, weil ich ihm nicht erlaubte, mich anzurufen. Er war wie meine Mutter, ich konnte ihn einfach nicht anlügen, weil er nie auf meine Ausflüchte hereinfiel. Und wenn er erst mal meine Stimme hören würde, standen die Chancen, dass ich ihm etwas vorgaukeln konnte, gleich null.
Schließlich erklärte ich ihm einfach, dass meine Eltern bei mir und mit der Lage einverstanden wären. Er gab auf. Genau drei Sekunden lang konnte ich mich darüber freuen, dass ich einen meiner besten Freunde erfolgreich angelogen hatte. Weitere drei Sekunden lang gratulierte ich mir dazu, Chuckies Stolz angekratzt zu haben, und dann suhlte ich mich lange und ausgiebig in Schuldgefühlen. Ein schlechtes Gewissen kostete Kraft, und das lange Weinen hatte mich bereits völlig erschöpft, also schlief ich wieder ein. Ich träumte von Kampfflugzeugen, die jeden, den ich kannte und liebte, an Bord hatten und mit ihnen in der Wüste abstürzten.
Als ich mich am Spätnachmittag des zweiten Tages aus dem Bett quälte, fühlte ich mich einsam. Nachdem ich im gesamten Forschungszentrum umhergewandert war, nahm mein Zustand pathologische Formen an. Die Gruselgruft hatte ich auf meiner Wanderung ausgespart – nicht etwa, weil ich mich fürchtete, sondern weil ich Martinis Gesundheit nicht gefährden wollte. Das redete ich mir zumindest ein.
Mittlerweile trug ich die komplette Miezenuniform der weiblichen A.C.s, vollständig mit ziemlich schicken Pumps von Aerosols. Immerhin kauften sie also bequeme Designerschuhe. Meine eigenen Kleider wurden inzwischen gereinigt oder verbrannt, da war ich mir nicht ganz sicher.
Ich hätte mir gewünscht, mit meinen Eltern sprechen zu können, aber sie waren beide sehr beschäftigt. Mum besprach mit White eine Teilverlagerung ihrer Antiterroreinheit zu einem Stützpunkt außerhalb des Forschungszentrums, und Dad war so in seine Arbeit mit der Übersetzung vertieft, dass man ihm ein ganzes Team zugewiesen hatte, das dafür sorgte, dass er auch aß, trank, aufs Klo ging und schlief.
Tim, Claudia und Lorraine waren noch immer mit den Nachbesprechungen beschäftigt, in denen sie die A.C.s und das Militär über das Geschehene aufklärten. Auch ich würde in ein, zwei Tagen einen vollständigen Bericht abliefern müssen, aber da ich noch neu war, gönnte man mir eine Pause.
Unsere Hunde durften mittlerweile ungehindert überall herumlaufen, was sie Duchess zu verdanken hatten, die noch immer als Heldin gefeiert wurde. So gut wie jede der A.C.-Schönheiten wollte inzwischen einen eigenen Pitbull haben, was ich gut verstehen konnte.
Die Katzen waren allerdings noch immer im Zimmer meiner Eltern untergebracht, und ich beschloss, sie zu besuchen. Ich fand Christopher dort. Alle drei Katzen lagen auf dem Sofa neben ihm und schnurrten um die Wette.
»Deine Eltern haben gesagt, ich könnte jederzeit herkommen.«
Ich setzte mich neben ihn. »Ist schon gut, ich finde inzwischen nicht mehr, dass du ein
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