Aliens in Armani: Roman (German Edition)
Pullover, nur zur Sicherheit, zog Socken und Turnschuhe an und war fertig.
Ich sah mich um. Falls Christopher hier nach etwas gesucht hatte, hatte er jedenfalls darauf geachtet, nichts durcheinanderzubringen.
Als ich begann, mir die Haare zu kämmen, bemerkte ich doch etwas. Ich benutzte den Schminktisch nicht wie vorgesehen, da ich mich kaum schminkte. Stattdessen frisierte ich mich hier und hatte außerdem meine Fotos auf der Tischplatte aufgestellt. Und die waren bewegt worden.
Ich band meine Haare zu einem Pferdeschwanz zusammen, fegte meine Bürste, ein Stirnband, ein paar zusätzliche Haargummis und die fast leere Haarspraydose in meine Tasche. Dann sah ich mir die Bilder genauer an.
Sie waren alle verschoben, kaum zwar, aber da ich niemals Staub wischte, sah ich es doch. An den Rahmen der Bilder konnte ich Fingerabdrücke erkennen, und der Staub auf der Tischplatte war dort, wo ein Foto verrückt worden war, verwischt.
Diese Bilder waren mir die wichtigsten: das Hochzeitsfoto meiner Eltern, mein Abschlussfoto von der Highschool, ein Gruppenbild meiner Studentinnenverbindung, meine Eltern und ich vor meinem brandneuen Auto, eine Collage meiner engsten Freunde aus Schul- und Studententagen und aus dem Büro und eine weitere Collage meiner Verwandten und aller Haustiere, die ich jemals gehabt hatte.
Doch die Fotos, auf denen am meisten Staub fehlte, waren an meinem sechzehnten Geburtstag aufgenommen worden. Chuckie hatte sich damals sehr fürs Fotografieren interessiert, und während er selbst nie geknipst werden wollte, gelangen ihm einige herrliche Schnappschüsse von anderen. Auf einem Bild war ich zu sehen. Ich hielt meine beiden Katzen Oingo und Boingo auf dem Arm und hatte ein Diadem auf dem Kopf. Um mich herum standen Sheila und Amy und meine Eltern, und wir alle lächelten dümmlich in die Linse. Auf einem anderen Foto trug ich das Diadem noch immer, diesmal war ich aber mit meinem damaligen Freund, Brain, zu sehen. Wir lachten beide und taten so, als würden wir Tango tanzen. Er hielt mich nach hinten gebeugt, sodass ich falsch herum in die Kamera sah und ein Bein steil in die Höhe strecken konnte.
Daher kamen also die ganzen Kommentare über Prinzessinnen und Krönchen.
Scheißkerl.
Es klopfte. »Bist du schon angezogen, oder kann ich reinkommen?«
»Ach, komm schon rein.« Mit Christophers Einfall in meine Privatsphäre würde ich mich später befassen.
Martini öffnete die Tür und musterte mich anerkennend von Kopf bis Fuß. »Du bist hübsch, wenn du sauber bist. Die Klamotten sind zwar ein bisschen leger, aber das ist schon in Ordnung. Allerdings muss ich sagen, dass ich die Stones lieber mag.«
»Das beweist mal wieder, dass du ein Trottel bist.« Ich griff nach meiner Handtasche. »Brauche ich sonst noch was?«
Er schüttelte den Kopf. »Nein. Aber tu mir bitte einen Gefallen und behaupte in der Zentrale, dass du Angst hattest, dir in den Pumps die Knöchel zu brechen.«
»Weil du nicht vor versammelter Mannschaft von Onkel Mr. White zur Schnecke gemacht werden willst? Und dabei hattest du es fast geschafft, mich zu beeindrucken.«
»Wenn du zugeben würdest, dass du nur herkommen wolltest, damit ich über dich herfallen kann, würde mir niemand etwas übel nehmen.«
»Träum weiter.«
»Na, das Bett steht ja schon mal bereit. Obwohl, wenn ich mir das so anschaue, dann sollten wir unsere ersten romantischen Erfahrungen vielleicht doch besser bei mir verbringen. Ich habe das Prinzip von Putzen und Aufräumen nämlich verstanden.«
»Haut mich um. Wenn du auch noch kochen kannst, verstehen wir uns vielleicht doch noch.«
»Ich bin ein toller Koch.« Er nahm wieder meine Hand. »Du sagst mir, was du möchtest, und ich koche es für dich.«
»Dein zweites überzeugendes Argument. Ich versuche, mich auf deine Stärken zu konzentrieren, während du uns zurück zu diesem verdammten Männerklo fliegst.« Ich vergewisserte mich, dass alle Lichter aus waren.
»Wir könnten auch zu den Damentoiletten. Dieser Flughafen hat auch eine Schleuse für Frauen. Würde mir nichts ausmachen.« Diese Worte wurden von seinem bisher breitesten Lächeln begleitet.
»Hat dir noch nie jemand erklärt, dass man aufhören soll, solange man Erfolg hat?«
Wir verließen die Wohnung. Ich schloss die Tür ab und fragte mich, wann ich mein Reich wohl wiedersehen würde.
»Hey, ich hab deine Fische gefüttert.«
»Das hat Christopher anscheinend auch. Und jetzt sterben sie wahrscheinlich an
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