Aliens in Armani: Roman (German Edition)
aufgrund der Verzögerung oder ihrer Müdigkeit Informationen verlieren.«
Martini tippte auf der Tischplatte herum, und plötzlich verwandelte sie sich in einen Bildschirm, wenn auch in einen sehr merkwürdigen. Er schien nur ein einziges, großes Bild zu zeigen, doch als ich vor mir hinuntersah, konnte ich die Aufnahmen für mich in Naheinstellung sehen, als ob sich der Bildschirm an meine Bedürfnisse angepasst hätte. Ich lugte zu Mum und Martini hinüber und sah, dass es bei ihnen genauso war.
Wir schauten uns den Nachrichtenbeitrag über das heutige Geschehen an.
»Weißt du was? Ich kaufe nie wieder etwas aus Leinen«, bemerkte ich an Mum gewandt. »Dieses Kostüm sieht ja aus, als hätte ich drin geschlafen.«
»Das würde dir auch ähnlich sehen, ich habe gerade überlegt, ob du das nicht vielleicht getan hast.« Meine Mutter, die Komikerin.
»Renne ich wirklich so?«
»Jep«, bestätigte Martini. »Keine Sorge, ich finde es sexy.«
»Na, Gott sei Dank. Ich finde, ich sehe aus wie ein Gepard auf Drogen.« Ich sah White an. »Warum schauen wir uns das an? Das ist die Fälschung.«
Er nickte. »Ich wollte, dass Sie sehen, was die Nachrichten gebracht haben. Es könnte noch einmal wichtig werden.«
»Zum Beispiel, wenn Mephisto oder seine Kumpel auftauchen und mich entweder abmurksen oder rekrutieren wollen, ja?«
Er hatte immerhin den Anstand, betrübt auszusehen. »Genau.«
»Prima. Also, ich hab’s gesehen. Im wahren Leben war’s spannender.«
White nickte, und das Bild veränderte sich. Dieses Mal waren es die echten Aufnahmen. Ich sah noch einmal, wie dem Mann Flügel wuchsen, und auch das Massaker musste ich erneut erleben. Es so zu sehen, war noch schlimmer. Während des tatsächlichen Ereignisses hatte ich nur gesehen, wie er seine Frau umbrachte, und dann hatte ich mich nur noch darauf konzentriert, ihn aufzuhalten. Jetzt sah ich, was er getan hatte. Es war abscheulich.
Martini griff unter dem Tisch nach meiner Hand und drückte sie. Ich erwiderte den Druck, fester, und ich ließ nicht wieder los. Die Vorteile, die es mit sich brachte, wenn man mit einem Empathen zusammen war, wurden immer verlockender.
»Was können Sie zu dem, was wir sehen, noch ergänzend sagen?«, fragte mich White.
»Keine Ahnung«, musste ich zugeben, während ich all das durchging, was ich vorher nicht bemerkt hatte, und das war eine Menge. »Eure Kameras haben wirklich viel eingefangen, mehr, als ich in dem Moment aufnehmen konnte.«
»Nicht unsere Kameras«, korrigierte Christopher. »Das hier ist eine Zusammenstellung aller Amateuraufnahmen, die gemacht wurden.« Er sah zu seinem Vater hinüber. »Es gab mindestens ein Dutzend verschiedener Filmhandys und einige Videokameras, die Teile oder auch alles mitgeschnitten haben. Wir mussten sie alle ändern und dann sicherstellen, dass sie auch übereinstimmten.« White sah kein bisschen beeindruckt aus.
Da ich mich ja benehmen sollte, entschied ich mich, einen auf braves Mädchen zu machen. »Gute Arbeit. Total fließend, kein bisschen ruckelig.«
»Ich werde meinem Team ausrichten, dass du ihre Arbeit schätzt«, erwiderte Christopher, wobei er die übliche Gehässigkeit in Stimme und Blick auf ein Minimum reduzierte.
»Sogar in Panoramaqualität.« Tatsächlich nahm ich an, dass mindestens einer der Filmer etwas ganz anderes aufnehmen wollte, denn es gab einen Haufen Details von Dingen, die weit ab vom Geschehen lagen. »Irgendjemand war total auf den oberen Teil des Gebäudes fixiert, oder?« Noch während ich das sagte, nahm ich eine Bewegung und ein Aufblitzen von Farbe im obersten Stockwerk des Gebäudes wahr, und beides passte ganz und gar nicht ins Bild. »Ähm, könnten wir das zurückspulen?«
»Natürlich«, antwortete Martini und machte einige andere Handbewegungen. »Sag mir, wonach du suchst.«
Als das Bild rückwärtslief, sah ich es wieder. »Da, stopp, noch ein bisschen vor … genau da.«
Martini hielt das Bild an, und ich deutete auf den neunten Stock. Irgendetwas kam mir dort bekannt vor. »Kann man das Bild heranzoomen?«
Gesagt, getan. Jetzt starrten wir alle auf ein Fenster im neunten Stock des Gerichtsgebäudes. Einige Menschen standen hinter der Scheibe und blickten auf das Gemetzel hinunter. Zwei standen besonders nahe am Fenster, und eine Person kam mir sehr bekannt vor.
Wir betrachteten das Bild ein paar ausgedehnte Augenblicke lang.
»Was ist so Besonderes an dem Fenster?«, fragte Mum schließlich.
Ich nahm an, dass sich
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