Aliens in Armani: Roman (German Edition)
Es war toll, mit Leuten zu arbeiten, die nicht einmal lügen konnten, wenn es um ihr Leben ging. Ich hatte die wenigen Jahre meiner sogenannten Karriere im Marketing verbracht, einem Beruf, in dem jeder schon während der ersten Woche lernt, wie man die ganze Welt belügt. Falls Mephistos Plan tatsächlich aufgehen würde, müsste ich sie gar nicht töten. Ich konnte sie einfach anlügen und sie so dazu bringen, alles zu tun, was ich wollte. Ein schauriger Gedanke, und zwar in mehr als einer Hinsicht.
Reader sah betont in eine andere Richtung. Ich nahm an, dass er keinen Streit mit Gower riskieren wollte, weil er mir Betriebsgeheimnisse anvertraut hatte. Was er natürlich nicht getan hatte, aber wenn er meine Vermutung jetzt bestätigte, würde es vielleicht trotzdem zu einem Beziehungskrach kommen.
»Wir haben nicht viel Zeit, also sage ich das nur einmal, und dann machen wir weiter. Ihr habt zwei Divisionen von Agenten – Außeneinsätze und Bildkontrolle. Und nach dem, was die beiden einander ständig unter die Nase reiben, ist Martini Leiter der Außeneinsätze und Christopher Leiter der Bildkontrolle. Diese beiden Divisionen müssen zwar natürlich zusammenarbeiten, aber sie sind nicht immer einer Meinung, was die Vorgehensweise angeht. Ich sehe zwar, dass es beträchtliche Unterschiede zwischen Menschen und A.C.s gibt, aber ich habe auch eure Bürokratie in Aktion gesehen, und die ist genau wie unsere. Dienstgrade – viele, viele Dienstgrade.«
»Aber wer war sofort zur Stelle, als mein persönlicher fliegender Albtraum aufgetaucht ist? Martini und Christopher. Die Leiter ihrer jeweiligen Divisionen. Ein bisschen übertrieben für ein einziges Überwesen, und bevor ihr mir etwas anderes erzählt – es gab durchaus noch andere Verwandlungen an diesem Tag. Einige Agenten haben noch mehr Kisten ins Lagerhaus gebracht, während wir dort waren. Agenten, die der Situation offensichtlich sehr wohl gewachsen waren, ohne dass Christopher und Martini ihnen das Händchen gehalten haben.«
»Du hattest eben einfach Glück«, bemerkte Martini.
»Falsch, ihr alle habt einfach nur versäumt, mir etwas Wichtiges zu sagen. Das ist auch so ungefähr die einzige Möglichkeit, wie ihr erfolgreich lügen könnt. Ihr erzählt nichts Falsches, ihr lasst nur ein paar Details aus, solange ihr nicht direkt nach ihnen gefragt werdet. Also macht euch bereit. Ihr wusstet, dass Yates in Pueblo Caliente war, richtig? Und deshalb waren die Divisionsleiter und, in Ermangelung eines passenden Ausdrucks, euer Papst dort. War es nicht so?«
Oh, natürlich war es so. Nicht einer von ihnen konnte mir in die Augen sehen. Reader blickte zur Decke. Er grinste.
»Ich deute das mal als zustimmendes Schweigen. Ach, und all diese Geländewagen voller Agenten, die mit uns zur Absturzstelle gekommen sind, die waren nicht dort, um mich zu schützen, sondern um Sie zu schützen, Papst White.«
»Wir benutzen eine andere Bezeichnung«, sagte er leise. » Papst ist kein sehr treffender Begriff.«
»Wohl wahr. Sie durften schließlich heiraten und Kinder kriegen. Ich könnte Sie auch Rabbi Richard nennen, aber ihr könntet die Sache auch vereinfachen und mir einfach sagen, welcher Titel der richtige ist.« Stille. Kein Problem, ich wusste, wie man etwas aus den Jungs herausholte. »Bossa Nova? Big Mac? Papa Grande? Mister Big? Chef vom Dienst? Numero Uno? Der Imperator?«
Martini lachte. Es war eine Erleichterung. »Ich finde Bossa Nova gut«, sagte er zu White. »Das solltest du dir wirklich mal überlegen.«
»Er ist der Hohe Pontifex«, blaffte Christopher. Ich hatte mir schon gedacht, dass er derjenige wäre, den ich als Erstes knacken würde. Immerhin machte ich mich gerade über seinen Vater lustig. Ich verkniff mir den Kommentar, dass dieser Titel auch einfach »Papst« bedeutete, sie waren immerhin nicht dumm, und es war sicherer, sich der dominanten Religion in einer neuen Heimat anzupassen.
»Und er ist der religiöse Führer eures Volkes, was ihn auch zu eurem offiziellen Anführer macht, wie ich annehme. Aber wie der Papst befehligt er die Einsätze weniger, sondern verleiht ihnen stattdessen ein Gesicht, für andere Regierungen oder jeden, der mit dem Boss sprechen möchte. Und für neue Rekruten ist es auch sehr beeindruckend. Bis wir spitzkriegen, dass der Hohe Pontifex hier nie wirklich den Ton angibt.«
»Oh, manchmal schon«, widersprach White, und ich erkannte ein leichtes Lächeln. »Ich entscheide darüber, ob ein neuer
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