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Alissa 1 - Die erste Wahrheit

Alissa 1 - Die erste Wahrheit

Titel: Alissa 1 - Die erste Wahrheit Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dawn Cook
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blickte Alissa von ihren Keksen auf. Er wusste, dass sie es nicht ausstehen konnte, wenn er ihren Namen so entstellte. »Du musst auch unbedingt warten, bis ich die Hände voll habe, ehe du um etwas bittest«, erwiderte sie. Sie wischte sich das Mehl von den Fingern und streckte sich nach der Schüssel mit den kleinen gelben Früchten.
    Seine Augen blitzten fröhlich, als er einen Apfel hochhielt. »Ach, Moment mal. Ich glaube, ich habe doch noch genug.«
    »Nein, hast du nicht.« Grinsend warf Alissa in schneller Folge drei Äpfel nach ihm. Energisch.
    Strell duckte sich in gespielter Angst, und die Äpfel flogen über seinen Kopf hinweg und prallten mit einem saftigen Klatschen auf den Boden, von wo aus sie durch den Bogengang in den Speisesaal kullerten. Beide lachten in sich hinein, während sie mit ihren Vorbereitungen für das Abendessen fortfuhren. Keiner würde hinübergehen, um die Äpfel aufzuheben. Damit würde man praktisch zugeben, dass man verloren hatte. Außerdem, dachte Alissa, saß Bailic vermutlich dort drüben, und sie achteten darauf, so wenig Kontakt wie möglich mit ihm zu haben, obwohl er sich alle Mühe gab, sich in ihr Leben hineinzudrängen.
    Zu Alissas großer Überraschung lobte Bailic ihre Kochkünste geradezu überschwänglich. Sie glaubte tatsächlich, dass sein magerer Körper ein wenig Fleisch ansetzte. Das Morgen- und Mittagsmahl ließ er sich in seine Gemächer bringen, so dass sie seine Anwesenheit nur beim Abendessen ertragen mussten, außer er kam zwischendurch herunter, um zu spionieren – was oft geschah. Das Abendmahl nahmen sie in dem kahlen Saal neben der Küche ein. Das hätte ein angenehmer Raum sein können, denn er bot durch hohe Fenster hinter einer wahren Wand aus Vorhängen einen schönen Blick auf den Garten. Die riesigen Fenster hatten keine Fensterläden. Sie ließen unglaublich viel Licht herein, als Alissa sie entdeckte und die Vorhänge aufzog, aber keine Kälte. Offensichtlich war auch hier ein Bann am Werk.
    Falls Bailic sich je fragte, warum sie sich nicht darüber wunderten, dass die Wärme drinnen blieb, obwohl keine Fensterläden die Räume schützten, so ließ er sich nichts anmerken. Innerhalb der Feste war es warm wie im Frühsommer, und Alissa erschrak noch immer jedes Mal, wenn sie hinausschaute und Schnee sah. Bailic ignorierte diese Unstimmigkeit ebenso stur wie sie beide und ließ nicht einmal eine Bemerkung fallen, als er eines Abends ohne seinen Hausmantel an der Tafel Platz nahm. Dass er ihnen die ungewöhnliche Wärme in der Feste nie zu erklären versuchte, machte Alissa misstrauisch.
    Strell schob seine Schale Bratäpfel in den Ofen. Er drehte sich um und klatschte in die Hände, so dass Alissa zusammenfuhr. »Das wäre erledigt«, sagte er laut. »Was machen deine Kekse?« Er beugte sich über ihre Schulter, täuschte mit einer Hand einen Griff nach dem Teig vor und stibitzte gleichzeitig etwas davon mit der anderen.
    »Lass das!«, rief sie. Sie wusste nicht, warum sie das so störte, doch es ärgerte sie, und Strell wusste das offensichtlich. Er tat so, als wolle er sich noch einen Bissen stehlen, und sie drohte ihm grinsend mit dem hölzernen Rührlöffel.
    Er gab auf, stemmte sich mit dramatischem Seufzen hoch, setzte sich auf die Tischplatte und kratzte unter viel Aufhebens die letzten Krümel aus der Schüssel. »Ich werde heute Abend eine deiner neuen Geschichten vortragen.«
    »Tatsächlich?« Alissa lächelte und freute sich darüber, dass er sie für so gut hielt. »Aber sie sind nicht neu. Dass du sie noch nie gehört hast, bedeutet noch lange nicht, dass Bailic sie nicht kennt.«
    »Stimmt.« Klappernd stellte Strell die Schüssel hin. »Aber ich würde darauf wetten, dass er sie noch nie gehört hat.«
    Erfreut huschte Alissa in den Speisesaal, um die Äpfel zu holen. Als sie zurückkehrte, trat sie damit an den Abfalleimer.
    »He!« Strell stieß sie beiseite und holte die Äpfel wieder heraus. »Die sind noch gut.«
    Sie starrte ihn an. »Sie sind angeschlagen.«
    »Apfelsauce.«
    Sie verdrehte die Augen. »Wir haben reichlich. Ich will nicht noch mehr davon kochen.«
    Strell wischte die Äpfel sorgfältig ab – die in Alissas Augen völlig wertlos waren – und legte sie auf die Arbeitsfläche. »Ich mache das.«
    Alissa schüttelte den Kopf. Das war nichts Neues. Strell warf niemals etwas weg, wenn es auch nur annähernd essbar war. Sein sparsamer Umgang mit Lebensmitteln ging ihr auf die Nerven.
    »Wie lange noch, bis

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