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Alissa 1 - Die erste Wahrheit

Alissa 1 - Die erste Wahrheit

Titel: Alissa 1 - Die erste Wahrheit Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dawn Cook
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verirren wollten. »Nein«, sagte er ruhiger. »Ich nehme ihn so, wie er ist. Was wolltet Ihr noch gleich dafür haben?« Es war ihm egal, dass seine Hände vor Gier zitterten, als der Mann ihm den Tiegel in die Finger drückte.
    »Stoff und Leder.« Ein kurzes Zögern. »So viel sie davon gebrauchen kann.«
    Bailic blickte auf. Er konnte es nicht ertragen, den Tiefländer mit der Überzeugung gehen zu lassen, dass er alles haben könnte, was er wollte. »Nichts von der Seide.«
    Der Mann nickte, wickelte seinen wertlosen Kram ein und klemmte sich das Bündel unter den Arm. »Abgemacht und abgemacht«, sagte er.
    »Abgemacht und abgemacht«, stimmte Bailic zu und winkte den Pfeifer mit einer geistesabwesenden Geste hinaus.
    Bailic wartete nicht einmal, bis die Tür ganz geschlossen war, sondern trat sogleich in den schmalen Streifen Sonnenlicht. Er schleifte seinen Sessel heran und setzte sich mit dem Tiegel ins Licht. Später würde er dafür mit geröteter, brennender Haut bezahlen, doch er musste diesen Tiegel deutlich sehen.
    Knirschend öffnete er den Deckel und schnupperte misstrauisch an der Salbe. Er rümpfte die Nase über den Gestank von verbranntem Himmel und Blitzen und tupfte vorsichtig ein wenig Salbe auf seine Hand. Ja, dachte er in wachsender Erregung, als seine Finger sich mit einem summenden Gefühl verkrampften. Das war der Duft von freigesetzter Macht, eher ein Kratzen in der Kehle denn ein Geruch. Die Quelle war fort, doch der Stein hatte einiges davon aufgenommen und wieder an die Salbe abgegeben. Hastig strich er sich die Salbe auf die Wange und schloss selig die Augen, als sich von dem tiefroten Striemen ein warmes Kribbeln ausbreitete und den letzten Rest Schmerz vertrieb.
    Ein Seufzen kam ihm über die Lippen, als er sich zurücksinken ließ, und er lächelte, weil er nun das vertraute, schmerzhafte Ziehen in der Wange vermisste. Die Wunde würde vermutlich über Nacht heilen und nur eine kaum sichtbare, feine Linie hinterlassen statt der erwarteten hässlichen, verwachsenen Narbe. Ehrfürchtig setzte Bailic den Deckel wieder auf und hielt den Tiegel hoch. »Tiefland-Arbeit«, flüsterte er. »Recht gewöhnlich.« Das musste ein dummer Zufall gewesen sein. Quellenstaub war zu kostbar, um ihn für so etwas zu vergeuden, wenngleich er die Salbe sehr wirksam gegen Raku-Wunden machte. Wahrscheinlicher war, dass der Tiegel irgendwann einmal eine Quelle enthalten hatte. Quellenstaub war sehr hartnäckig und durchsetzte alles, womit er in Berührung kam. Sobald der kostbare Inhalt einmal entfernt worden war, könnte die Kraft, die im Stein des Tiegels zurückgeblieben war, wieder in die Salbe eingedrungen sein. Doch wozu überhaupt so viel Quellenstaub irgendwo einlagern?
    Die Energie, die der Staub enthielt, konnte genutzt werden, solange man sich in der Nähe befand, doch niemand wäre auf die Idee gekommen, sie nicht in sein innerstes Wesen aufzunehmen, sobald sich die Gelegenheit dazu bot. Es war zu gefährlich, eine Quelle irgendwo herumliegen zu lassen, wo ein rivalisierender Bewahrer sie zufällig finden und an sich reißen könnte, um seine eigene Energie mit der eines anderen zu mehren.
    Quellenstaub war eine sehr, sehr seltene und kostbare Substanz. Die Meister der Feste waren ungewöhnlich verschwiegen, was deren Herkunft anging.
    Eine Woge von Zorn durchflutete Bailic beim Gedanken an die Meister. Er erhob sich und ging quer durch das Zimmer, um den Tiegel auf seinen Schreibtisch zu stellen. »Sie werden schon sehen«, sagte er, an Mesons Hut gewandt, und setzte sich mürrisch auf seine Schreibtischplatte. »Ich bin würdig, ich verdiene es, und ich werde dieses verfluchte Buch bekommen! Ich hätte es schon längst, wenn du nicht so starrköpfig gewesen wärst.« Als er bemerkte, dass seine Finger auf den verschränkten Armen trommelten, atmete er bewusst tief ein und vertrieb seinen Zorn mit eisernem Willen und drei geübten Atemzügen.
    Seine langsamen Erkundungen brachten ihn kein Stück voran, dachte er finster. Er musste mehr in Erfahrung bringen. Es musste doch eine Möglichkeit geben herauszufinden, was er wissen wollte, ohne die Macht seiner Pfade zu gebrauchen. Er war weich geworden, verließ sich zu sehr auf die Kraft seiner Quelle und zu wenig auf seinen scharfen Verstand. Dass er keine Fortschritte machte, war sein eigener Fehler.
    Bailic streckte die Hand aus und zog sein Tablett zu sich heran. Den Blick auf das helle Viereck des Balkonfensters gerichtet, glitten seine

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