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Alissa 1 - Die erste Wahrheit

Alissa 1 - Die erste Wahrheit

Titel: Alissa 1 - Die erste Wahrheit Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dawn Cook
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Ganges.
    »Was für eine dämliche Närrin! Nur Sand zwischen den Ohren!« Seine Stimme klang barsch und ließ Alissa wenige Schritte vor dem Ende des Ganges abrupt anhalten. »Nie wieder«, hörte sie ihn aufgebracht schwören, »nie wieder werde ich das zulassen.« Dann kam ein überraschter Schmerzenslaut. »Verfluchter Bann!«, brüllte er. »Was hat ein Bann hier unten zu suchen?« Eine kurze Pause. »Bei den Wölfen des Navigators, ich kenne sie schon zu lange, um so ein Verhalten zu entschuldigen. Wie kann man sich nur derart kindisch aufführen?«
    Ihr Herz schlug schneller, und ihr Zorn entflammte von neuem. Schäumend verharrte sie, wo sie war.
    »Schön«, sagte er mit bitterer Stimme, »ich gehe jetzt wieder da hinauf und sage ihr –«
    Strell schoss aus einer der Boxen und rannte sie beinahe um. »Alissa!«, entfuhr es ihm, und seine wütende Miene wich einem Ausdruck der Überraschung. »Wie lange –»
    »Lang genug!«, schrie sie. »Vielleicht kann ich dir den Weg hinauf ersparen. Die dämliche Närrin mit dem Sand zwischen den Ohren hat jedes Wort gehört!«
    »Aber … ich wollte dir gerade sagen –«
    »Was? Was wolltest du mir sagen? Dass ich mich kindisch aufführe? Danke, das habe ich schon gehört!« Damit wirbelte sie herum und stürmte den Gang entlang davon.
    Jetzt war sie fertig.

 
    – 26 –
     

    J ammerlappen«, brummte sie. »Versteckt sich den ganzen Tag im Stall. Ich kann Bailics Tablett auch allein hinaufbringen.« Alissa stapfte die Treppe empor. Es war später Nachmittag, eigentlich zu spät fürs Mittagessen. Sie hatte das Tablett schon vor einer Ewigkeit vorbereitet, damit am Küchentisch gesessen und darauf gewartet, dass Strell endlich kam und es Bailic brachte. Er war nicht aufgetaucht, und inzwischen kochte sie vor Wut. Bevor Bailic auf der Suche nach seiner Mahlzeit herunterkam, entschied sie, würde sie es ihm lieber bringen.
    Sie eilte die Treppe hinauf, angefeuert von ihrem Zorn. Als sie den achten Stock erreichte, war sie außer Atem. Strell hatte erzählt, Bailics Tür sei die erste, und sie schürzte die Lippen und trat dagegen. Sie riss die Augen auf, als sie eine kleine Delle hinterließ, doch dann biss sie die Zähne zusammen. Na und, dachte sie trotzig, es ist ja eigentlich nicht einmal sein Zimmer.
    Bailic riss die Tür auf und blinzelte erstaunt auf sie herab. Alissa funkelte ihn an und vergaß einen Moment lang, wo sie war.
    Von hier aus war ihr Papa in den Tod gestürzt.
    Sie schlug die Augen nieder. »Hier ist Euer Mittagsmahl«, sagte sie leise in Gedanken an die langen, leeren Jahre, während deren ihre Mutter auf Papas Rückkehr gewartet hatte.
    »Danke, meine Liebe«, erwiderte Bailic und bemühte sich, seine Überraschung mit honigsüßer Freundlichkeit zu überspielen. »Es freut mich, dass Ihr endlich auch einmal den Weg zu meinen Gemächern gefunden habt. Wollt Ihr nicht hereinkommen? Wir haben so selten Gelegenheit, uns zu unterhalten.« Er beugte sich vor, und seine Lippen verzogen sich zu einem falschen Lächeln. »Erst neulich ist mir aufgefallen, dass ich so gut wie nichts über Euch weiß.«
    Sie senkte den Blick und schüttelte den Kopf. Die Hände, die ihr das Tablett abnahmen, waren glatt und blass. Er kann in seinem ganzen Leben keinen einzigen Tag lang richtig gearbeitet haben, dachte sie, und ihr Blick huschte über seine neuen Gewänder.
    Eine lange, ärmellose Weste war über seine schmalen Schultern drapiert. Der Stoff fiel in schwarzen Wogen, und in der Taille war die Weste mit einem breiten goldenen Tuch eng gegürtet. Sowohl das Tuch als auch die Weste reichten beinahe bis zum Boden und ließen ihn noch eleganter wirken als sonst. Der Kittel darunter war von einem weicheren Schwarz, mit flatternden Ärmeln, so weit ausgestellt, dass sie als Taschen dienen konnten. Er sah aus wie der Gipfel der Kultiviertheit, und Alissa wandte sich ab, begierig darauf, diesen unseligen Ort zu verlassen.
    »Dann erlaubt mir nur eine Frage«, sagte er mit herzlichem Lächeln, und sie blieb am Treppenabsatz stehen. »Kürzlich hat Euer Pfeifer einen Tiegel Salbe bei mir gegen Stoffe eingetauscht. Wisst Ihr, welchen ich meine?«
    Ihr Pfeifer?, dachte Alissa und wich nervös einen Schritt zurück, als er auf den Flur trat. Strell war nicht ihr Pfeifer. Ihr Absatz hing schon über der ersten Stufe, und sie konnte ihm nicht weiter ausweichen, ohne dass ihre Flucht allzu offensichtlich gewesen wäre. »Ja«, gestand sie und konnte nicht verhindern, dass

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