Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Alissa 1 - Die erste Wahrheit

Alissa 1 - Die erste Wahrheit

Titel: Alissa 1 - Die erste Wahrheit Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dawn Cook
Vom Netzwerk:
hat«, sagte er vorwurfsvoll. Strells Gesicht wurde bleich, und Bailic war sich sicher, dass der junge Mann seine Worte sehr wohl verstanden hatte. Der Pfeifer wusste genau, was er angerichtet hatte.
    »Aber wird sie wieder gesund?«, flehte Strell.
    Bailics Herzschlag beschleunigte sich. Sie würde eine prächtige Geisel abgeben. »Ich kann den Weg für ihre Rückkehr bereiten«, sagte er leise und genoss das Gefühl der Macht. Er hielt den Blick des Pfeifers gefangen und scherte sich nicht darum, ob man ihm die brennende Gier ansah. »Sprechen wir über meinen Lohn.«
    Strell erbleichte. »Wie bitte?«
    Ein Lächeln breitete sich über Bailics Gesicht. Er genoss einen guten Handel, wenn er die Oberhand hatte. »Ich will dasselbe wie Ihr«, sagte er beinahe flüsternd und beugte sich unter dem leisen Rascheln von Stoff wieder über das Mädchen. »Ich will das Buch«, erklärte er und unterdrückte ein Schaudern, als die Worte über seine Lippen kamen.
    »Ich weiß nicht, wo es ist«, erwiderte Strell hastig und verzog besorgt das Gesicht.
    »Dann überlasse ich Euch Eurer Trauer, Pfeifer.« Er stand auf und konnte seine hämische Freude kaum mehr im Zaum halten. Der Mann wusste also von dem Buch. Es war Bailic so gut wie sicher.
    »Nein! Wartet!« Strell rappelte sich ungeschickt hoch und blickte auf das Mädchen hinab, offensichtlich hin- und hergerissen. Bailic wartete ab, obgleich er bereits wusste, wie das ausgehen würde. »Ich … ich werde es finden«, flüsterte der Pfeifer.
    »Das dachte ich mir«, sagte Bailic gedehnt. Narr, fügte er im Stillen hinzu. So weit kommt man also mit Mitgefühl. »Ihr seid folglich einverstanden? Das Buch für das Leben Eurer Gefährtin?«
    Erst jetzt riss Strell sich von ihr los und fixierte Bailic mit einem giftigen Blick. Der große Mann schien sich zu sammeln und anzuspannen. Bailic erstarrte und legte einen schützenden Bann vor seinen Geist, doch der Pfeifer sackte bereits wieder in sich zusammen. »Abgemacht und abgemacht, Bailic«, sagte Strell mit gebrochener Stimme. »Alissa für das Buch, wenn ich es finde.«
    »Ach, Alissa heißt sie jetzt?« Bailic hätte beinahe laut gelacht. »Ich wusste, dass sie nicht Eure Schwester ist. Salissa, von wegen! Nein, Pfeifer. ›Wenn Ihr es findet‹ geht mir nicht schnell genug. Ich will es bis zum Winterbeginn.«
    »Aber bis dahin sind es nur noch fünf Wochen!«, rief Strell aus.
    »Ja, ich weiß.« Jetzt lachte Bailic tatsächlich – er konnte nicht anders –, doch er brach abrupt ab. Er hatte den Handel noch nicht besiegelt. »Also, Strell«, sagte er verächtlich und gebrauchte zum ersten Mal den Vornamen des jungen Mannes, »abgemacht und abgemacht?«
    Der Ausdruck in Strells Augen wurde hart. »Nein«, sagte er leise. »Ich will auch etwas dafür haben.«
    Bailic grinste. »Oh, mein unverschämter Gast«, erwiderte er kichernd. »Ihr müsst tatsächlich im Tiefland groß geworden sein, wenn Euch das Feilschen so viel Vergnügen bereitet, dass Ihr das Leben eines anderen dabei aufs Spiel setzen würdet. Aber gebt acht, dass ich des Spielchens nicht müde werde und gehe, bevor wir zu einer Übereinkunft gekommen sind.« Bailic kniff die Augen zusammen. »Was könntet Ihr sonst noch wollen?«
    »Ich will, dass Eure abendlichen Besuche aufhören«, sagte Strell heiser. »Ich werde dafür sorgen, dass Ihr Eure Mahlzeiten bekommt, und Ihr mögt sie essen, wenn Ihr es wagt, aber Ihr werdet nicht mehr mit uns speisen. Und ich werde Euch nicht mehr unterhalten.«
    Bailic zog die Brauen hoch und ließ sie wieder sinken. Er hatte die abendliche Unterhaltung durchaus genossen, doch das Essen war in letzter Zeit ein wenig fade geworden. Romanzen und unglückliche Liebe. Bailic war sicher: Wenn er auf dem gemeinsamen Abendmahl bestand, würde das Essen nur noch schlechter werden. »Ist das alles?« Er lächelte.
    Strell zog seinen verrutschten Mantel zurecht. »Ihr werdet Alissa in Ruhe lassen. Ihr werdet nicht einmal mehr mit ihr sprechen.«
    »Und dafür bekomme ich …«, sagte Bailic mit begieriger Miene und lehnte sich an den Kaminsims.
    »Ihr bekommt das Buch bis zur Wintersonnenwende.«
    »Einverstanden.« Bailic richtete sich plötzlich auf, und der Vogel erschrak. »Aber eines will ich unmissverständlich festhalten.« Er trat dicht an den Sessel und beugte sich lächelnd über Alissas reglose Gestalt, damit seine leisen Worte ihre Wirkung nicht verfehlten. »Wenn ich das Buch der Ersten Wahrheit nicht spätestens am ersten

Weitere Kostenlose Bücher