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Alissa 1 - Die erste Wahrheit

Alissa 1 - Die erste Wahrheit

Titel: Alissa 1 - Die erste Wahrheit Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dawn Cook
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argwöhnisch, denn er hatte Respekt vor seinen Waffen, so klein sie auch sein mochten. Bailics Blick fiel auf den Kamin, und er unterdrückte ein Keuchen. Dort, beinahe in den Flammen, lag eine Karte, die er noch nie gesehen hatte; doch selbst bei dieser spärlichen Beleuchtung erkannte er diese Arbeit augenblicklich. Das war eine von Mesons Karten, und sie war im Besitz des Pfeifers!
    Er riss sie hoch und schüttelte sie, um sie von der Asche zu befreien. »Ist das Eure Karte?«, fragte er und bemühte sich, nicht allzu begierig zu klingen. Er hob sie sich dicht vor die Augen, und die verschwommenen Flecken wurden deutlicher und zeigten ihm das gesamte Gebirge. Der Weg zur Feste war dick eingezeichnet.
    »Ja«, antwortete Strell mit zusammengebissenen Zähnen. »Ihr sagtet, Ihr würdet mir helfen, Bailic.«
    »Aber natürlich.« Sorgfältig breitete Bailic die Karte auf dem zerwühlten Bett aus. »Was steht hier? Meine Augen lassen mich heute Abend wohl im Stich.« Er zeigte auf eine der Bezeichnungen, die in Mesons Handschrift geschrieben waren.
    Strell erhob sich und starrte wild darauf hinab. »Da steht ›Gefährliche Schlucht‹. Seht Ihr jetzt nach Salissa?« Steif streckte er die Hand aus.
    Zögerlich gab Bailic ihm die Karte zurück, und ein zufriedener Schauer überlief ihn, als der Tiefländer sie zusammenrollte und in eine Manteltasche schob. Ein dünnes Lächeln verdrängte Bailics aufgesetzte Verwunderung. »Ja, selbstverständlich«, sagte er und ging hinüber, um nachzusehen, was dem Mädchen fehlen mochte. Er wusste nicht mehr, was er denken sollte. Er war so sicher gewesen, dass sie die latente Bewahrerin war, doch nun …
    Geschmeidig kniete er sich vor das Feuer und bemühte sich, sich nicht anmerken zu lassen, wie zufrieden er mit dieser Situation war. Mit dem Licht im Rücken konnte er die Reaktionen des Pfeifers besser ablesen. »Seid still«, warnte er, »das ist sehr schwierig.« Er schloss in gespielter Konzentration die Augen und war sicher, dass der Pfeifer, solange er glaubte, Bailic tue irgendetwas, still sein und ihn in Ruhe überlegen lassen würde.
    Vielleicht war der Abend doch nicht verschwendet, dachte er schadenfroh. Er würde eine Möglichkeit finden, dies zu seinem Vorteil auszunutzen. Die Nüsse hatten schließlich für den Pfeifer gesprochen. Bailic hatte sich schon oft von seiner Intuition leiten lassen. Doch nun hatte dieser enervierende Mann einen derart eklatanten Fehler gemacht, dass Bailic sich ein Kichern kaum verkneifen konnte. Der Pfeifer besaß nicht nur eine von Mesons kostbaren Karten, er konnte auch die Schrift der Meister lesen. Das war jedem unmöglich, dem sie nicht mühsam beigebracht worden war. Sie gehörte zu einer toten Sprache und war den offenbar niemals alternden Meistern und den einst beständig herbeiströmenden Bewahrern vorbehalten.
    Kein Wunder, dass Talo-Toecan ihn ausgelacht hatte, dachte Bailic. Es war offensichtlich. Strell war der latente Bewahrer und Mesons Sohn. Der Hut, die Karte, Mesons Tür, die er aufgeschlossen hatte, ja sogar seine Toleranz gegenüber Halbblütern. Die Wölfe sollten ihn holen, dachte Bailic angewidert. Der Pfeifer war selbst ein Halbblut. Er sah aus wie ein reiner Tiefländer, doch falls Meson die Frau geheiratet hatte, von der Bailic es vermutete, dann mussten die dominanten Tiefland-Züge sämtliche Ähnlichkeit mit Meson überdeckt haben, seinen Akzent eingeschlossen.
    Bailics Brust wurde eng, und Hitze wallte in ihm auf, als Gedanken, die er lange sicher fortgeschlossen hatte, sich wieder in ihm regten. Rema, die heuchlerische Hure, hatte ihre Mischlingsbrut gewiss im Tiefland großgezogen, nachdem Meson nicht zurückgekehrt war. Die Wölfe sollten sie holen, dachte er schäumend. Sie hätte sich für ihn entscheiden sollen. Meson war ein Hochländer. Das war wider die Natur. Wie konnte sie es wagen , ihn, Bailic, zu verschmähen!
    Doch Bailic hatte ihren geliebten Meson getötet und war selbst noch am Leben – und Remas Kind kniete vor ihm und bettelte um seine Hilfe.
    Mit einem kaum merklichen Schaudern verdrängte Bailic die Erinnerung an seine wunderschöne Verräterin, denn nichts sollte diesen Abend seines Erfolges verderben. Als alle Gedanken an Rache und Vergeltung beiseitegeschoben waren, blieb die Frage übrig: Was hatte diese Explosion verursacht?
    Er bewegte sich leicht, als kehre er aus einem Zustand tiefster Konzentration zurück. »Sagt mir, verehrtester Spielmann«, begann er und konnte nicht

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