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Alissa 1 - Die erste Wahrheit

Alissa 1 - Die erste Wahrheit

Titel: Alissa 1 - Die erste Wahrheit Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dawn Cook
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Und Strell war derjenige gewesen, der sie befreit hatte.
    Ich bin ihm nicht gleichgültig!, dachte Alissa, und dieses Wissen schien in ihrem gesamten Wesen widerzuhallen. »Strell!«, schrie sie, doch nur ein heiseres Flüstern drang aus ihrem Mund, kaum hörbar selbst für sie. In der Ferne krachte etwas. Irgendwo zeterte Kralle empört.
    »Strell?« Diesmal klang es schon besser, doch der ferne Tumult hielt an.
    »Strell«, versuchte Alissa es noch einmal. Sie hörte sich furchtbar an, dachte sie. Was war geschehen? Doch beim dritten Mal wirkte ihr Ruf, und sie fühlte seine vertraute Gegenwart neben sich.
    »Ich bin hier«, flüsterte er, und Alissa spürte eine federleichte, zitternde Berührung an der Stirn.
    »Ich weiß.« Sie versuchte die Augen zu öffnen, doch ihre Lider waren furchtbar schwer. Schließlich gelang es ihr doch, und sie erblickte Strells erleichtertes Lächeln. Er war mit grauem Staub bedeckt. Mit einem glücklichen Seufzen erwiderte sie sein Lächeln. Vielleicht war ihr Streit nun endlich vorüber. Auf einmal blickte er besorgt drein. »Was ist denn?«, fragte sie.
    Der besorgte Ausdruck verschwand. »Nichts.« Er wich zurück, strahlte aber weiterhin auf sie herab. Vielleicht hatte sie sich diesen bekümmerten Blick nur eingebildet. Kralle verlangte zeternd und hüpfend nach ihrer Aufmerksamkeit, und Alissa wand sich aus ihrer Decke und versuchte sich aufzurichten. Sie runzelte die Stirn, als ihre Muskeln nicht so prompt reagierten, wie sie es tun sollten. Ein heiseres Summen rauschte zwischen ihren Ohren, verklang und hob bei der geringsten Bewegung von neuem an. »Das ist nicht mein Zimmer«, sagte sie. »Das ist dein Zimmer. Jedenfalls glaube ich das.«
    Er machte eine schwache Handbewegung. »Das war einmal.«
    Der Raum lag in Trümmern und erinnerte sie an damals, als ihre Ziege, Zicke, ins Haus gelangt war, während Alissa und ihre Mutter auf dem Markt waren. Eine dünne Schicht schmieriger Asche bedeckte alles. Über den kratzenden Gestank hinweg nahm sie einen frischen Geruch wahr, und Alissa blickte zum Fenster hinüber, um nachzusehen, ob es offen war, bevor ihr die Banne auf sämtlichen Fenstern wieder einfielen. Ihre Augen weiteten sich, als sie den neuen Riss sah, der sich vom Fenster über die Wand bis in die Ecke unter der Decke zog. Als sie zuletzt einen Blick in Strells Zimmer erhascht hatte, war er noch nicht da gewesen. Sie wandte sich wieder um und bemerkte, dass er seinen Mantel trug, und dann sah sie das Bündel – fertig gepackt wartete es auf dem Fußboden.
    Alissa schnürte es die Kehle zu. »Ich will nicht gehen.«
    »Ich weiß.«
    Seine Stimme klang sanft, Verständnis schwang darin mit, und sie blickte erleichtert auf. »Wir können gehen, sobald ich mein Buch gefunden habe«, versprach sie und streichelte Kralle, um den aufgeregten Vogel zu beruhigen.
    Strells Lächeln gefror, und er wandte den Blick ab. Ein unbehagliches Schweigen breitete sich aus. Alissa ließ den Blick durch das zerstörte Zimmer schweifen und suchte nach einem anderen Gesprächsthema. Sie wäre gern aufgestanden, um sich zu strecken, aber sie war nicht sicher, ob ihre Beine ihr gehorchen würden. Sie war so müde. »Was ist geschehen?«, fragte sie.
    Strell stand auf, ging zu seinem Bett und setzte sich auf die Bettkante. Er bewegte sich unbeholfen und humpelte, und Alissa wurde schon vom Zusehen übel. »Ich habe nicht die geringste Ahnung«, sagte er. »Es gab irgendeine Explosion. Dem Zustand deines Zimmers nach zu urteilen, ist sie vom Kamin ausgegangen.«
    Kralle stupste Alissas Finger von unten mit dem Kopf an, und sie setzte den Vogel müde beiseite. Doch Kralle ließ sich nicht abweisen, sie hüpfte zurück auf Alissas Schoß und forderte Zuwendung. Alissa tat ihr den Gefallen und strich mit den Fingern über Kralles Kopf, wobei ihre Gedanken zu ihrem Experiment vor dem Kaminfeuer zurückwanderten. »Oh«, sagte sie schuldbewusst. »Es könnte sein, dass ich das war. Ich habe versucht, diesen verdammten Bann zu brechen.« Sie betrachtete die Verwüstung um sie herum. »Aber ich erinnere mich nicht, was dann passiert ist.« Sie merkte plötzlich, dass ihre Wange brannte, befühlte sie und zuckte zusammen, als der Schmerz aufflammte.
    Strell blickte an ihr vorbei ins Feuer. »Ich habe dich schreien hören. Dann gab es einen gewaltigen Krach, und ich habe das Bewusstsein verloren.« Als er ihren fragenden Blick sah, wies er auf die furchterregende Silhouette eines geduckt am Boden

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