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Alissa 1 - Die erste Wahrheit

Alissa 1 - Die erste Wahrheit

Titel: Alissa 1 - Die erste Wahrheit Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dawn Cook
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liegenden Mannes an der Wand gegenüber. »Ich bin dort drüben wieder zu mir gekommen«, erzählte er. »Du warst so kalt, als ich dich gefunden habe. Ich dachte, du wärst …« Er sprach den Gedanken nicht aus. »Du warst so kalt«, wiederholte er lahm. Er stand auf, humpelte zum Fenster und starrte in die Dunkelheit hinaus. Verkrampft zog er die Schultern hoch, und Alissa fand, dass er verängstigt wirkte. Wenn sie ihn so sah, bekam sie es selbst mit der Angst zu tun. Er fuhr herum, und seine Miene war hart und entschlossen. »Bailic weiß, dass wir nach diesem Buch suchen.«
    Sie rutschte in ihrem Sessel herum und versuchte sich aufzurichten. »Das wussten wir doch schon.«
    »Ja, aber jetzt …« Er verstummte und wandte sich wieder dem Fenster zu.
    »Jetzt was?«
    »Nichts«, erwiderte er knapp, ohne sich umzudrehen.
    Mit einem Funkenregen fiel ein Ast in die Glut. Strell suchte nach seinem Teil des Dreibeins. Leise stöhnend hinkte er durch den Raum, um die Metallstange unter dem zerknäulten Teppich hervorzuziehen. Alissa beobachtete ihn argwöhnisch. Offensichtlich verheimlichte er ihr etwas.
    »Was ist los, Strell?«
    Er zögerte und wich ihrem Blick aus. Sein Kiefer spannte sich, und dann, als hätte er eine Entscheidung getroffen, drehte er sich um und brummte: »Bailic hat dich aufgeweckt. Dich zurückgebracht. Nicht ich. Ich habe es nicht geschafft.«
    »Bailic!«, rief sie erschrocken, denn es gefiel ihr gar nicht, dass er sie ohne ihr Wissen untersucht hatte.
    Strell stocherte im Feuer herum und legte mehrere angekohlte Scheite darauf. »Er hat auch den Bann vor meinem Fenster erneuert.«
    Alissa wurde bleich. »Ich habe die Banne gesprengt?«, fragte sie. Doch zumindest hatte Bailic sie wieder eingesetzt. Vielleicht mochte er die Kälte noch weniger als sie.
    Ein Hauch von Strells üblichem Lächeln erschien auf seinem Gesicht. »Ja, und ich habe eine hässliche Beule davongetragen.« Vorsichtig rieb er sich den Hinterkopf und hielt den Atem an, als er sich wackelig vor dem Kamin niederließ.
    »Das tut mir leid.«
    Unter Schmerzen rückte Strell näher an sie heran. »Nicht doch«, erwiderte er mit schwachem Lächeln. »Es ist nicht weiter schlimm. Was unter allen Himmeln hast du nur getrieben?« Er strich ihr eine Strähne ihres langen Haars hinters Ohr, eine so natürliche und rasche Geste, dass Alissa nur Zeit hatte, überrascht zu blinzeln. Er wandte sich ab, und sie rutschte unruhig herum und tat dann so, als hätte sie sich ohnehin aufrichten wollen.
    »Also«, sagte sie und zog ihre Decke um sich, »ich habe Nutzlos’ Bann angestupst und etwas von seiner Energie abgezogen.« Alissa konnte ein stolzes Lächeln nicht unterdrücken. Es hatte so hübsch ausgesehen, wie diese Energie in ihrem schummrig erleuchteten Zimmer Schatten warf. »Ich wollte nach und nach alle Energie herausziehen. Aber dann habe ich sie irgendwie verändert und aus meinen Gedanken in die Wirklichkeit gebracht. Ich habe sie gesehen, Strell! Sie war direkt vor mir! Ich hätte sie berühren können.« Einen Moment lang verlor sie sich in der Erinnerung an diese schimmernde Pracht.
    »Dann habe ich sie losgelassen«, fuhr sie fort. »Ich dachte, die Energie wäre von meiner Quelle abgetrennt. Ich muss mich selbst verbrannt haben. Danach kann ich mich an nichts mehr erinnern.« Sie beschäftigte sich mit Kralle und wich seinem Blick aus. »Bis du mich befreit hast.«
    Strell erstarrte. »Ich habe es dir doch schon gesagt: Ich habe dich nicht zurückgeholt. Das war Bailic.«
    »Nein«, widersprach sie leise, »du hast mich zurückgebracht. Du hast mich gebeten zu warten. Und gesagt, dass du gleich zurück sein würdest.« Es war ihr gleich, was er behauptete. Strell hatte ihr den Willen verliehen zurückzukommen; ihm gebührte ihr Dank.
    Strell blickte auf. Sein Zorn war verflogen, und es tat ihr beinahe weh, diesen zärtlichen und hoffnungsvollen Ausdruck auf seinem Gesicht zu sehen. Er schlug die Augen nieder und wandte sich ab, beinahe verlegen. »Hör zu, Alissa«, sagte er leise. »Das alles tut mir schrecklich leid. Du hast zwar gesagt, dass du alles für diesen Stoff geben würdest, aber ich hätte dich wegen deiner Salbe fragen sollen.« Immer hastiger sprudelten die Worte aus ihm hervor, ein ungewohnter Strom von Zugeständnissen. »Ich wollte es dir ja früher sagen, aber ich habe es immer wieder aufgeschoben, vermutlich, weil ich geahnt habe, dass du wütend sein würdest. Aber Bailic wollte nichts von meinen

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