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Alissa 1 - Die erste Wahrheit

Alissa 1 - Die erste Wahrheit

Titel: Alissa 1 - Die erste Wahrheit Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dawn Cook
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keine Antwort. Das Lager war verlassen. Kein Feuer brannte.
    Ganz in seiner Trauer versunken, war Strell blindlings seiner Karte gefolgt und hatte ihr das Denken überlassen. Er hatte sich weder Rast noch Essen gegönnt, den See umrundet und den Aufstieg am nächsten Pass begonnen. So hatte er an einem Tag eine Strecke zurückgelegt, für die andere Leute zwei Tage brauchten. Nun, da die Sonne unterging, war er über einen anderen Reisenden gestolpert.
    Strell blieb abrupt stehen, kurz vor dem Bündel, das an einem hohen Felsbrocken lehnte. Die Situation war einfach zu merkwürdig; sie erinnerte ihn an die vielen Geschichten, die er während der vergangenen sechs Jahre an der Küste gehört hatte: Geschichten von vornehmen Männern und Frauen mit langgliedrigen Händen und Augen so gelb wie die Sonne, die den Menschen mit vorgetäuschter Freundschaft begegneten, um die Ahnungslosen dann fortzuzaubern. Ein Fuchs bellte, es klang genau wie die Füchse bei ihm zu Hause, und Strell bekam eine Gänsehaut.
    Er grinste über einen plötzlichen Einfall, hob eine Handvoll Steinchen auf und ließ sie in seiner Hand klappern. Er hatte eine Art Zauber gegen solche Gefahren gelernt. Nun ja, in Wahrheit hatte er ihn gekauft, von einer alten Frau ohne Zähne, die ihm nicht geglaubt hatte, als er ihr erzählte, dass es einen Ort gab, wo es niemals regnete.
    »Ein Brocken nach Ost, vor Wölfen sei getrost.« Er kicherte, denn es war ihm peinlich, dass er dies tat, doch er warf sich einen Stein über die Schulter. »Ein Stein nach Nord hält die Geister fort«, und ein weiterer flog nach rechts. »Ein Kiesel nach Süd, der Raku flieht.« Ein Steinchen fiel klappernd zu seiner Linken. »Sand nach Westen schützt am besten«, beendete er den Spruch und blies den Staub der untergehenden Sonne entgegen.
    Lachend betrat Strell das fremde Lager und kniete sich neben die kleine Feuerstelle. Vorsichtig schob er die Finger zwischen die Stöckchen und stellte fest, dass sie kalt waren. Das Holz war halb verkohlt, als sei das Feuer verlassen worden, ehe es richtig brannte. Er runzelte die Stirn und fragte sich, ob er lieber weitergehen sollte. Das könnte eine Falle sein, aber wenn ja, warum dann das Feuer erlöschen lassen? Es gab einfachere Wege, einen Reisenden zu überfallen.
    Er stand auf, stemmte die Hände in die Hüften und blickte zum Pass hoch. Falls hier jemand Ärger machen wollte, würde Strell sich ihm lieber hier stellen als auf dem Pfad, wo er vielleicht eher abgelenkt sein würde. Außerdem lag hier nur ein einziges Bündel.
    Strells Gesichtszüge erschlafften, als ihm ein Gedanke kam. Dieser Raku, den er vor drei Nächten gesehen hatte, könnte der Grund für das verlassene Lager sein. Er unterdrückte ein Schaudern, bückte sich und entzündete rasch ein neues Feuer, ehe es noch dunkler wurde. Er würde ein großes Feuer machen. Das Letzte, was er wollte, war, im Dunkeln auf einen Raku zu treffen. Vielleicht sollte er sich angewöhnen, nachts immer ein Feuer brennen zu lassen, bis er die Berge überwunden hatte.
    Strell legte einen dicken Ast in die neuen Flammen und war überrascht, wie schnell er brannte. Die Dunkelheit jenseits des Feuers erschien ihm nun umso tiefer, und er richtete sich wieder auf und ließ den Blick über den unglücklich gewählten Lagerplatz schweifen. Er befand sich unmittelbar unterhalb des Passes, der ins nächste Tal führte. Der Wind würde hier die ganze Nacht hindurch pfeifen. Doch zumindest lag die Stelle hoch genug, so dass er nicht in diesem verfluchten Nebel aufwachen würde.
    Neben dem Felsbrocken war eine kleine Kuhle, um die der Wind im Lauf der Jahre ein wenig Erde angehäuft hatte. Dort wuchs mageres Gras. Auch das Bündel und ein langer Wanderstab lagen dort. Jenseits des Feuers wurde der Boden wieder felsig, nicht der ideale Schlafplatz, doch Strell legte sein Bündel trotzdem dort hinüber, weil er nicht unbedingt den Felsbrocken im Rücken haben wollte.
    Mit einem leisen Seufzen sank er zu Boden und streckte die Beine dem Feuer entgegen. Er beugte sich zur Seite, griff nach dem langen Stab und zog ihn zu sich heran. Er war mit einem prächtigen, fein geschnitzten Rankenmuster verziert. Strell strich mit dem Daumen darüber und blieb an einer kleinen Scharte ganz oben hängen. Wenn bis zum Morgen niemand kam, dem der Stab gehörte, würde er ihn mitnehmen. Besitzergreifend legte er ihn neben sich und überlegte, ob er nachsehen sollte, was in dem Bündel war.
    Sein Magen knurrte, und

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