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Alissa 1 - Die erste Wahrheit

Alissa 1 - Die erste Wahrheit

Titel: Alissa 1 - Die erste Wahrheit Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dawn Cook
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herübergekommen war.
    Sogleich entspannte er sich. »Du – hm – bist in Ohnmacht gefallen«, sagte er, und seine Augen waren von irgendeinem Gefühl verdunkelt, doch er war nicht wütend auf sie. »Schon wieder.«
    Es herrschte verlegenes Schweigen, während sie die Plätze tauschten und die Tatsache ignorierten, dass irgendetwas geschehen sein musste, dessen Alissa sich nicht bewusst war. Stumm klaubte sie die Beeren zurück in ihre Schüssel. Ihre Wut auf Nutzlos war beängstigend stark gewesen. Noch nie hatte sie den Drang verspürt, jemandem wehzutun. »Wie lange war ich weg?«, fragte sie leise.
    »Nur ein paar Augenblicke, aber mir kam es ewig vor.«
    Alissa warf einen nervösen Blick über das Feuer hinweg zu Strell, der ungewöhnlich still dasaß. Seine Hände waren leer, und das an sich war schon seltsam. Für gewöhnlich war er ständig damit beschäftigt, dies zu ölen, jenes zu putzen oder irgendetwas zu flicken. Jetzt saß er nur da und sah zornig und frustriert aus.
    Sie stellte ihre Schüssel beiseite und seufzte. »Nutzlos hat mit dir gesprochen?«
    Strell nickte, den Blick starr in die dunkle Nacht gerichtet. »Wenn man es so bezeichnen möchte.«
    »Er war wütend?«, vermutete sie.
    Wieder nickte er.
    »Warum? Es ist doch nicht deine Schuld, dass ich nicht nach Hause gehen will.«
    Strell schob mit der Stiefelspitze ein Häufchen Kiefernnadeln zusammen. »Sagen wir einfach, ich komme mir allmählich vor wie ein unerwünschter Brautwerber aus einer armen Familie.« Er drückte seinen Hügel platt und blickte auf. »Ich weiß, dass du nicht nach Hause willst, aber bitte, komm doch mit mir an die Küste. Deine Mutter hätte dich nie losgeschickt, wenn sie gewusst hätte, was geschehen ist.«
    Alissa biss sich auf die Lippe und senkte den Blick, und gleich darauf hörte sie Strell seufzen. Den restlichen Abend verbrachten sie schweigend, jeder auf seiner Seite des Feuers, ohne etwas zu tun, beide ganz in den eigenen Gedanken versunken, die sie nicht teilen wollten. Kralle kehrte zurück, als Alissa sich schlafen legte, und erschreckte sowohl sie als auch Strell mit ihrem plötzlichen Erscheinen. Strell hatte ihr berichtet, dass Kralle Nutzlos nicht mochte. Offenbar hatte sie das Lager verlassen, als er aufgetaucht war. Nun, da der kleine Vogel sich wieder sicher fühlte, war er zurückgekehrt. Alissa wünschte, sie könnte ihre Ängste ebenso leicht ablegen.
    Strell hatte sich schon längst auf seiner Matte niedergelassen und starrte in den Himmel hinauf. Auch Alissa fand keinen Schlaf. Langsam wurde der Nebel dichter, und kurz bevor sie einnickte, wandte sie sich zu ihm um und murmelte: »Das ist keine Magie, Strell.«
    »Ich weiß«, sagte Strell und verfiel wieder in Schweigen.

 
    – 14 –
     

    A lissa taten die Füße weh, doch sie würde sie eher abfallen lassen, als das Strell gegenüber zuzugeben. Seit dem harten Frost vor zwei Tagen gab er ein unvernünftig scharfes Tempo vor. Gestern hatte er sie gezwungen, bis spät in die Abenddämmerung hinein zu marschieren, und sie hatten erst hoch auf dem Pass zum nächsten Tal haltgemacht. Alissa war zu erschöpft gewesen, um Feuer zu machen, und da der Nebel ungewöhnlich schwer und dicht gewesen war, hatten sie eine elende Nacht verbracht. Kurz vor dem Morgengrauen war der Nebel in leichten Nieselregen übergegangen. Sie war recht unsanft geweckt worden, weil die Feuchtigkeit durch ihre Decken drang. Obwohl sie ihre Meinung deutlich kundgetan hatte, wollte Strell ihr nicht einmal so viel Zeit gönnen, dass sie mit dem feuchten Holz, das sie gefunden hatte, ein Feuer entfachen konnte. Sie waren ohne warmes Frühstück aufgebrochen.
    Da verstand es sich fast von selbst, dass beide schlecht gelaunt waren. Zwischen Alissas Zehen quietschte das Wasser, ihre Stiefel zwickten bei jedem Schritt, doch in stoischer Verzweiflung hielt sie mit Strells zornigem Vorwärtsdrang mit. Offensichtlich bereitete der Regen ihm Sorgen – denn Regen bedeutete, dass der Herbst nun wirklich über sie hereingebrochen war –, und Alissa glaubte, dass er vor allem deshalb so übellaunig war. Sie fühlte sich elend, wollte sich aber nichts anmerken lassen, weil sie fürchtete, Strell könnte sie sonst für verweichlicht halten.
    Sie hatten schon beinahe die nächste Talsohle erreicht, als Strell endlich anhielt. Kerzengerade stand er da, als wolle er dem Regen trotzen, und starrte mit gerunzelten Brauen abwechselnd auf die Karte und in den dichten Nebel. Alissa war

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