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Alissa 1 - Die erste Wahrheit

Alissa 1 - Die erste Wahrheit

Titel: Alissa 1 - Die erste Wahrheit Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dawn Cook
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wollen, wenn sie ein Feuer hätten. Langsam, damit er es möglichst nicht bemerkte, zog Alissa den abgestorbenen Baum dichter heran und begann, die kleineren Zweige zur richtigen Größe für ein Feuer zu zerbrechen.
    »Was tust du da?«
    Alissa schrak zusammen. »Ich mache Feuer«, sagte sie leise. Sie spürte, wie ihre Wangen rot wurden. Sie wollte nicht streiten. Sie wollte nur eine Pause machen.
    »Wir haben keine Zeit«, erwiderte Strell und straffte die Schultern. »Nur eine kurze Rast.«
    Sie schluckte schwer, zu erschöpft, um zornig zu werden. »Ich bin müde«, flüsterte sie. »Ich weiß, dass wir schneller vorankommen müssen, weil der Regen bereits eingesetzt hat. Aber wenn einer von uns krank wird, verbringen wir beide vermutlich den Rest unseres sehr kurzen Lebens hier draußen, auf halbem Wege nach Nirgendwo.« Sie spürte heiße Tränen in ihren Augen brennen und verabscheute sich selbst dafür, doch sie weigerte sich, vor Erschöpfung zu weinen. Das war zu demütigend. »Ich will hierbleiben und unsere Sachen ordentlich trocknen lassen«, sagte sie und bemühte sich, ihre Stimme ruhig klingen zu lassen. »Ich will etwas Warmes essen. Ich will mich ausruhen. In Ordnung?« Sie starrte auf ihr noch nicht entfachtes Feuer. »Du hast den ganzen Tag lang kein nettes Wort zu mir gesagt, und ich habe es satt.«
    »Hör zu, Alissa«, sagte Strell streng. »Das Wetter ist umgeschlagen. Wir müssen so schnell wie möglich vorankommen. Das weißt du doch.«
    Alissa arrangierte ihre Zweige und schuf dazwischen Platz für den trockenen Zunder aus ihrem Bündel, um das Feuer anzuzünden. Sie hielt den Blick gesenkt und seufzte. »Ich rühre mich nicht mehr von der Stelle«, sagte sie mit stiller Entschlossenheit. »Und du kannst mich nicht dazu zwingen.«
    Strell schnappte nach Luft, und Alissa blickte auf. Er hatte die Zähne zusammengebissen, seine Augen funkelten zornig. Sie zuckte mit den Schultern, zu müde, um sich zu streiten, und Strell stieß langsam die Luft aus und schien in sich zusammenzusinken. »Das Reisen fällt dir schwer, oder?«, fragte er, als hätte er das plötzlich begriffen.
    Sie ließ den Blick sinken. »Eine so lange Reise, ja.«
    »Also schön«, sagte Strell sanft. »Aber wir müssen vor Sonnenaufgang weiter, ob es regnet oder nicht.«
    Alissa blickte verwirrt auf. »Ich dachte, du wolltest gleich weitergehen.«
    Strell erhob sich mit einem leisen Stöhnen und richtete den Blick überallhin, nur nicht auf sie. »Ja, aber du hast mir gerade zum ersten Mal widersprochen, ohne zu schreien. Da werde ich doch nicht nein sagen.« Er grinste sie an, und sie errötete. »Außerdem«, fügte er hinzu, »solltest du deine Stiefel ölen, bevor sie so nass sind, dass sie undicht werden.«
    »Ja. Das sollte ich wohl«, murmelte sie schuldbewusst.
    Strell blieb am Rand des Überhangs stehen und setzte seinen Hut wieder auf.
    »Wo gehst du hin?«, fragte sie überrascht.
    »Pilze«, erklärte er und trat hinaus in den Regen.
    »Pilze?«, wiederholte sie, doch er war bereits im Nebel verschwunden. Sie sah ihm nach und staunte über seinen Sinneswandel. Sie hatte damit gerechnet, dass er wütend werden würde. Nach dieser ruhigen Einwilligung wusste sie gar nicht mehr, was sie denken sollte.
    »Zumindest muss ich heute nicht mehr laufen«, sagte Alissa düster zu Kralle, und der kleine Vogel zwitscherte, als wolle er ihr zustimmen. Sogleich wandte Alissa sich wieder dem Feuermachen zu. Nun, da sie sich nicht mehr bewegte, setzte die kühle Feuchtigkeit ihr umso mehr zu. Der erste Hauch von Wärme war wie ein Sonnenstrahl, und als sie sich zurücklehnte, bemerkte sie erneut ihre nassen Stiefel. Alissa warf einen Blick hinaus in den Regen. Strell war nirgends zu sehen. Mühsam richtete sie sich auf und zog an den schleimigen Bändern, um sie zu lösen. Das schwere, cremefarbene Leder war zu einem hellen Braun nachgedunkelt und schien an ihr zu kleben wie eine zweite Haut. Endlich löste sich der erste Stiefel mit einem nassen, schmatzenden Geräusch und nahm ihren Strumpf mit sich. Ein leiser Laut des Ekels entfuhr ihr, und sie blickte hastig auf. Sie wollte auch den anderen Stiefel ausziehen, bevor Strell zurückkam und sah, wie sträflich sie ihre Stiefel vernachlässigt hatte.
    Feuchte Blätter raschelten, und sie riss den Kopf hoch. Panische Hast ergriff sie. Der zweite Stiefel glitt von ihrem Fuß, und sie versteckte schleunigst beide Stiefel hinter sich. Ihre Füße waren nackt, und sie zog sie

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