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Alissa 1 - Die erste Wahrheit

Alissa 1 - Die erste Wahrheit

Titel: Alissa 1 - Die erste Wahrheit Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dawn Cook
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sorgsam das Chaos eines Markttags in den Hügeln im Auge. Die Sonne stand noch tief und begann gerade erst, den Nebel zu vertreiben, und er zog seinen Mantel enger um sich. Er war diese Kälte nicht gewohnt. Ein Schauer lief ihm über den Rücken, und er war nicht sicher, ob das an der feuchten Kühle lag oder daran, dass sich heute entscheiden sollte, ob er überleben oder letztendlich verhungern würde. Trook konnte den nahen Hunger bereits riechen. Dieser versteckte sich unter seinem Wagen wie ein Straßenköter.
    Besorgt, dass seine Reise so tief ins Vorgebirge vergeblich gewesen sein könnte, suchte er die Menschenmenge nach einem blauen Gewand ab. Es war unerträglich laut hier, da Geschäfte für einen ganzen Monat an einem einzigen Tag getätigt wurden. Im Gegensatz zu den meisten anderen Tiefländern machte es ihm nichts aus, sich mit den kleinen, verschwitzten, praktisch veranlagten Bauern, die nach Schafen und Getreide rochen, die Ellbogen zu reiben. Wenn seine neue Ehefrau nicht wäre, hätte er sich damit zufriedengegeben, sich an den Ausläufern des Hügellandes niederzulassen, obwohl damit ein sehr niederer Status verbunden war.
    Trook lüpfte seinen Hut und fuhr sich besorgt mit der Hand durchs Haar. Es wurde bereits schütter. Er würde sämtliche Haare verlieren, genau wie sein Großvater, dachte er melancholisch. Möge er endlich Frieden finden. Trook zog den Hut wieder tief in die Stirn, um seine skandalös blauen Augen zu verbergen. Sie waren der Beweis dafür, dass irgendwo in seine Ahnenreihe auch das Blut der Bergbewohner eingeflossen war, die ihn hier umgaben. Das wurde in höflicher Gesellschaft niemals offen angesprochen, doch er wusste, dass hinter seinem Rücken getratscht wurde, diese ungewöhnliche Abstammung sei die Wurzel seines gegenwärtigen Unglücks.
    Eine blau gewandete Gestalt löste sich aus der Menge und verschwand hinter einigen zum Verkauf aufgehängten Teppichen. Trook starrte ihr nach und spürte, wie ihm die Brust eng wurde. Ein Shaduf. Er sprang auf, steckte hastig die Flöte in den Gürtel und rief seiner wenig glücklichen Frau zu, er werde gleich zurück sein. Dann glitt er seitlich von seinem Wagen. Seine Größe verlieh ihm hier einen Vorteil, und er hatte keine Schwierigkeiten, den in Blau gehüllten Mann über die Köpfe der kleineren Bauern hinweg im Blick zu behalten. Zu dieser Stunde waren die Straßen sehr belebt, und seine schnellen, raumgreifenden Schritte trugen ihm einige zornige Blicke ein, während er sich bemühte, den Shaduf einzuholen. Endlich war er nah genug herangekommen, um zu rufen: »Bitte wartet … Verzeihung, bitte! Ich habe eine Frage.«
    Die Gestalt drehte sich um. Trook blinzelte erstaunt, als sich ihre Blicke trafen. Es war eine Frau. Sie bedeutete ihm mit einem Fingerzeig, ihr in einen verlassenen Wagen zu folgen. Der Karren war abgedeckt, was anzeigte, dass der Inhalt bereits verkauft worden war.
    Die Shaduf musterte Trook schweigend. Er hätte nicht sagen können, ob sie eine alte Frau war, die sich gut gehalten hatte, oder eine junge Frau, vorzeitig gealtert durch ein hartes Leben. Es war schwierig, zu erraten, was ihr weites Gewand verbarg, doch es verlieh ihr eine Anmut, die unzweifelhaft anziehend wirkte. Sie war nicht groß genug für eine anständige Tiefländerin und nicht klein genug, um ausdem Hochland zu stammen, und ihre Augen hatten eine neutrale haselnussbraune Farbe. Es war unmöglich, zu sagen, woher sie ursprünglich kam, doch auch das war typisch. Sie war eine Shaduf und gehörte daher zu beiden Ländern und zu keinem.
    »Ihr habt eine Frage?«, sagte sie, und auch ihre Stimme gab keinen Hinweis auf ihr Alter.
    »Äh … ja«, stammelte er. »Mein Name ist Trook Hirdun. Ich bin Töpfer.«
    Sie neigte den Kopf, nannte ihm aber nicht ihren Namen.
    Trook überging diese kleine Unhöflichkeit und fuhr fort: »Die Seuche, die fast meine gesamte Familie ausgelöscht hat, hat mich heimatlos gemacht«, sagte er mit bewusst ruhiger Stimme. »Meine Ware lässt sich nicht verkaufen. Die Leute misstrauen meinem Ton und behaupten, er könnte die Saat einer neuen Krankheit enthalten. Ich musste meine Heimat verlassen, um mir eine neue zu suchen. Wenn ich noch lange umherwandere, wird der Name Hirdun in Vergessenheit geraten. Ich habe eine einfache Bitte.«
    Trook holte nervös Luft. Er hatte lange darüber nachgedacht, wie er seine Frage formulieren sollte. Im Umgang mit den Shadufs musste man so vorsichtig sein wie mit einem

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