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Alissa 1 - Die erste Wahrheit

Alissa 1 - Die erste Wahrheit

Titel: Alissa 1 - Die erste Wahrheit Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dawn Cook
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Dämon. Sie sprachen stets die Wahrheit, verdrehten aber die Worte oft so, dass sie bedeutungslos erschienen, bis man sie erst im Nachhinein verstand. Dann war es zu spät. »Sagt mir«, bat er, »wo ich mich niederlassen sollte, damit der Name Hirdun wieder zu Größe gelangt.«
    »Es gibt einen Weg, das zu erreichen.« Ihr Gesicht war leer, ihr Blick in die Ferne gerichtet. »Doch er ist nicht ohne Kummer zu beschreiten.« Als hätte jemand eine Kerze ausgeblasen, verschwand der ferne Ausdruck, und ihre Miene wurde gierig. »Was könnt Ihr mir dafür bezahlen?«
    »Was möchtet Ihr haben?«, entgegnete er. Dies war der heikle Teil. Sein gesamter Besitz befand sich in seinem Wagen, und es war nicht viel: Lebensmittel für sechs Wochen, sein Werkzeug und eine Ehefrau, die bereit war, den Hungertod zu riskieren, damit er die Sicherheit wiedererlangte, die sein Name einst geboten hatte. Wertvoll war nur seine Arbeit. Der einzige Gegenstand, den vielleicht jemand hätte haben wollen, war sein Instrument, und davon würde er sich niemals trennen. Die Flöte war seit Jahrhunderten im Familienbesitz, von Generation zu Generation weitergegeben an das Kind, welches das größte Geschick an der Töpferscheibe bewies. Es diente als Anreiz, der die Jungen beflügeln sollte, das Handwerk der Familie zu erlernen; denn wer die Flöte besaß, hatte sich damit zugleich das Recht verdient, über die Gewinne der Arbeit seiner gesamten Sippe zu verfügen. Trook war von seinem gewaltigen Erbe nichts geblieben als seine Fähigkeiten und der verbriefte Status seines Namens. Fast alles andere war als mögliche Quelle der Seuche verbrannt worden.
    Die Frau musterte Trook von Kopf bis Fuß und kalkulierte zweifellos, wie viel sie von ihm bekommen konnte. Mit einem kalten, verächtlichen Blick zerstörte sie ihr anmutiges Erscheinungsbild. »Ihr habt nichts, was ich will«, fuhr sie ihn an und wandte sich mit wirbelnden Röcken ab.
    Jetzt wusste Trook, dass sie jung sein musste. Eine alte Frau hätte sich nie so schnell bewegen oder so grausam sein können. »Wartet!«, rief er verzweifelt. »Es muss doch irgendetwas geben!«
    Sie blieb stehen, drehte sich zu ihm um und musterte ihn erneut. Sie lächelte geziert und kam mit wiegenden Schritten zurück. Trook fragte sich, was sie zunächst so anziehend hatte wirken lassen. Jetzt fand er sie abscheulich. »Ihr habt nichts, was ich will«, wiederholte sie beinahe schüchtern mit halb geschlossenen Augen, »aber wenn Ihr mir Euer Versprechen gebt …«
    Misstrauisch wich er einen Schritt zurück.
    »So schöne Augen«, murmelte sie. »Ich werde Euch eine Antwort geben, mein schöner Tiefländer, doch Ihr müsst mir dafür versprechen, meinen Rat anzunehmen.« Sie strich mit dem Zeigefinger über seine Schulter.
    Trook erstarrte unter ihrer Berührung, und die Shaduf wurde mürrisch.
    »Wollt Ihr nun meine Hilfe oder nicht?«, fuhr sie ihn an. »Wichtigere Leute warten auf mich.«
    Das hatte er nicht erwartet. Er hatte vorgehabt, ihren Rat zu befolgen. Also wäre das, als bekäme er etwas ohne Gegenleistung. Wenn er von seinem Vater eines gelernt hatte, dann, dass er einem Handel misstrauen sollte, der allzu eindeutig zu seinen Gunsten ausfiel; das bedeutete nichts anderes, als dass man irgendetwas übersehen hatte. »Ihr wisst, wo ich mich ansiedeln sollte, um die Töpferwaren der Hirdun wieder berühmt zu machen?«, fragte er noch einmal.
    »Ich weiß, wo Ihr Euch ansiedeln solltet, um dem Namen Hirdun wieder Größe zu verleihen«, zitierte sie seine ursprüngliche Formulierung und wippte dabei ungeduldig mit einem Fuß. »Nun? Schwört Ihr, meinen Rat zu befolgen?«
    Trook trat unbehaglich von einem Fuß auf den anderen. Diese Frau würde ihm gewiss nicht aus reiner Herzensgüte helfen. Dennoch, ihr Rat war der Grund, weshalb er hierhergekommen war, und ihm blieb nichts anderes übrig. Ihr Gewand war so tiefblau, dass es schon beinahe schwarz erschien; ihr Rat würde der beste sein, den er bekommen konnte. Er musste seinen Namen retten. Sein Name war alles, was ihm den Straßenköter Hunger vom Leib halten konnte. Obwohl er ein scheußliches Gefühl dabei hatte, sagte er: »Ich schwöre es.«
    »Oh, wunderbar!«, sagte sie, und ihre Lippen verzogen sich zu einem herablassenden Lächeln. »Gute zwei Tagesreisen nordöstlich von hier findet Ihr eine Schlucht, in welcher ein Fluss verläuft, der sich aus der Schneeschmelze speist. Dort findet Ihr Wasser und Ton für Eure Arbeit. Wenn Ihr Euch

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