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Alissa 1 - Die erste Wahrheit

Alissa 1 - Die erste Wahrheit

Titel: Alissa 1 - Die erste Wahrheit Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dawn Cook
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wie es ihrem Vater gefallen hatte. Das würde sie für ihn ganz bestimmt nicht ändern. Aber vielleicht … »Wenn ich meine Haare lang wachsen lasse, tauschst du dann das Band ein?«
    »Nein.«
    »Warum denn nicht!«, schrie sie beinahe.
    Er zuckte mit den Schultern. »Wenn du ein Haarband brauchst, dann nimm das, mit dem du deinen Becher festbindest.«
    Alissa sank zusammen, fürs Erste geschlagen. Langsam griff sie nach ihrer Stickarbeit. Sie würde diese Karte bekommen. Sie musste eben geduldig sein und etwas so Fabelhaftes machen, dass er um einen Tausch betteln würde. Bis dahin durfte er sie noch eine Weile mit sich herumtragen.
    Strell rutschte näher heran, die Karte in der Hand. »Alissa? Was steht hier?«
    Neugierig blickte sie darauf hinab. Vor Aufregung verschlug es ihr den Atem, als sie erkannte, dass sie die Feste schon beinahe erreicht hatten. Sie würde sich ihr Buch holen, ob es von einem verrückten Bewahrer bewacht wurde oder nicht! Sie blickte auf die Stelle, auf die Strell noch immer mit dem Finger zeigte. »Da steht ›Tiefes Wasser‹, und siehst du, wie nah wir schon sind?«
    Er schlug die Augen nieder und seufzte laut.
    Alissas Lächeln erlosch. »Wir brauchen nur schnell mein Buch zu finden, dann gehen wir wieder«, sagte sie hastig.
    Strell sah sie von der Seite an. »Bailic wird dich nicht einfach damit hinausspazieren lassen.«
    »Wird er, wenn er nicht weiß, dass ich es habe.« Sie zögerte.
    »Wir sollten auch Nutzlos suchen. Soll der sich doch um Bailic kümmern.« Alissa runzelte die Stirn und fragte sich, ob sie das wirklich wollte. Nutzlos war ein herrschsüchtiger, egoistischer Dummkopf mit sehr schlechten Manieren. Vielleicht glaubte er am Ende, das Buch gehöre ihm.
    Strell schwieg und starrte in den Regen. Schließlich nickte er. »Fragt sich nur«, brummte er, »wie hilfreich uns jemand sein kann, der sich selbst Nutzlos nennt?« Er richtete sich auf und lächelte, doch das Lächeln verblasste rasch, und ihr war nicht wohl dabei. »Hier«, sagte er und deutete auf die Karte. Offensichtlich versuchte er, das Thema zu wechseln. »Was steht da?« Strell deutete auf eine freie Fläche neben der Feste.
    Alissa kniff im flackernden Licht die Augen zusammen und las die winzigen Zeichen. »›Weideland‹, und das« – sie deutete auf das Wort daneben – »heißt ›Felder‹, und da steht ›Die Feste‹.«
    »Tatsächlich?« Strell beugte sich vor. »Das alles liegt in diesem Kreis. Was hat der Kreis zu bedeuten?«
    Sie machte sich nicht die Mühe, auf die Karte zu schauen, sondern verknotete ihren Faden und biss ihn ab. »Das bedeutet, dass die Felder und Weiden zu den Ländereien der Feste gehören.«
    Strell hielt sich die Karte dicht vor die Nase und drehte sie ein wenig. »Bist du sicher?«, fragte er, und sie nickte. »Was ist damit?« Er zeigte auf ein Symbol unmittelbar außerhalb des Kreises um die Feste. Alissa kannte es nicht und hatte gehofft, dass er nicht danach fragen würde.
    »Ich weiß es nicht«, gestand sie kleinlaut.
    »Was soll das heißen, du weißt es nicht? Du hast doch gesagt, du könntest diese komische Schrift lesen.«
    Alissa errötete. »Das ist ein Eigenname. Ich kann nicht wissen, wie er lautet, wenn es mir niemand sagt.«
    Strell blinzelte. Verlegen zog sie die Karte zu sich heran. »Wenn man es genau nimmt, bedeutet dieses Zeichen ›keines von beiden sein‹, aber dieser kleine Zusatz hier« – sie strich mit dem Finger darüber – »bedeutet, dass es als Eigenname benutzt wird. Ich weiß erst, wie er lautet, wenn ich gehört habe, wie jemand ihn ausspricht.«
    Er starrte sie an. »Du weißt nicht, wie du einen Namen aussprechen sollst, wenn es dir niemand sagt?«
    »Ja, und ich kann einen Namen auch nicht schreiben, wenn mir niemand zeigt, wie er geschrieben wird.«
    »Selbst wenn du weißt, wie man ihn ausspricht?«, fragte Strell ungläubig.
    Sie nickte. Es gefiel ihr gar nicht, wie er sie ansah.
    »Das ist vielleicht eine dämliche Schrift«, sagte er schließlich.
    Ihre Augen wurden schmal.
    »Sieh mal, hier«, sagte er und rückte mitsamt der Karte noch dichter heran, scheinbar ohne ihre Gereiztheit zu bemerken. »Siehst du, dass sich der markierte Weg hier schlängelt wie ein langsamer Fluss?«
    Alissa blickte darauf hinab. Strell saß viel dichter bei ihr als gewöhnlich, und so viel Nähe war ihr ein wenig unangenehm. »Ja.«
    »Ich würde wetten, dass wir zwei Tage einsparen können, indem wir den Weg verlassen und hier querfeldein

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