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Alissa 1 - Die erste Wahrheit

Alissa 1 - Die erste Wahrheit

Titel: Alissa 1 - Die erste Wahrheit Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dawn Cook
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er. »Sag mir einfach, wo du bist, und wir befreien dich. Dann kannst du dich um Bailic kümmern.«
    Ungläubige, spöttische Überraschung spiegelte sich auf Alissas Gesicht. Dieser Ausdruck glich so sehr den Blicken, die Alissa ihm manchmal zuwarf, dass es geradezu unheimlich war. »Du glaubst, du könntest mich befreien?«, entgegnete Nutzlos. »Schön. Ich bin im Keller. Der Gang geht von einer verborgenen Kammer unter der Treppe aus. Die Tür kann nur von einem vollwertigen Bewahrer geöffnet werden. Falls ihr sie doch überwinden solltet, kommt als Nächstes ein Gitter, mit einem undurchdringlichen Bann belegt, den nur ein sehr geschickter Meister brechen kann. Bist du ein Meister, Dichter?«
    »Unter welcher Treppe?«, fragte Strell unbeeindruckt. Dass Nutzlos ihm das nicht zutraute, störte ihn nicht. Der spöttische Tonfall des Mannes hingegen schon.
    »In der großen Halle, aber sei nicht albern. Du kannst mich nicht befreien. Bring sie nach Hause.« Nutzlos fuhr kurz mit der Hand über Alissas Kopf und brummte überrascht, als er ihr Haar berührte. »Was ich gern wüsste«, sagte er mit angespannter Stimme, »ist, warum sie sich in den Kopf gesetzt hat, eine Erinnerung aufzuspüren, die zu deiner Linie gehört. Ich habe ihr ein gedankliches Muster vorgegeben, das den Wind vor Angst aus den Hügeln vertreiben würde, und sie hat es zu irgendeinem frivolen, bedeutungslosen Weg verschoben, der – absolut wertlos ist !«
    Strell kämpfte darum, seinen Atem ruhig zu halten und die Hände nicht zu Fäusten zu ballen. Er straffte die Schultern und blickte über das Feuer hinweg, aus irgendeinem lächerlichen Grund stolz darauf, dass Alissa es geschafft hatte, Nutzlos zu trotzen. »Ich habe sie darum gebeten«, erklärte er kühn. »Sie hat gesagt, sie wolle sich nicht mehr von dir herumzerren lassen.«
    »Herumzerren!«, würgte Nutzlos hervor. » Herumzerren! Ich versuche, ihre jämmerliche Haut zu retten, und sie beschwert sich darüber, herumgezerrt zu werden!«
    Mit einer einzigen fließenden Bewegung stand Alissa auf und begann, am Rand des Überhangs auf und ab zu gehen, gerade noch im Trockenen. Strell rappelte sich ebenfalls hoch, um nicht zu Nutzlos aufblicken zu müssen. Doch Nutzlos schien zornig auf Alissa zu sein, nicht auf ihn. »Zu Asche soll sie verbrennen«, flüsterte Nutzlos. »Ich kann sie nicht wieder auf die Linien schicken. Am Ende springt sie noch auf eine hinüber, die mit dem von mir vorgegebenen Muster nicht vereinbar ist. Sie hatte Glück, dass ich diesmal einen passenden Septhama-Punkt gefunden habe.«
    »Septhama?« Strells Feindseligkeit wich eisiger Furcht, und er schluckte schwer. »Du meinst – Geister?«
    Alissa wandte sich mit erstaunter Miene vom Regen ab. »Geister! Asche , nein. Einen Septhama-Punkt. Eine Erinnerung, die in einem Objekt statt in einer Person fixiert ist.«
    Strell spürte, wie er blass wurde. Zornige Stimmen, die den Körper junger Frauen übernahmen, waren eine Sache. Geister waren eine ganz andere.
    »Ich habe ihn an einem Stück Euthymienholz gefunden, man stelle sich vor«, sagte Nutzlos, der Strells Panik nicht bemerkte oder sich einfach nicht darum scherte. »Woher«, fragte er vorwurfsvoll, »hast du ein Stück Euthymienholz?«
    »Ich?«, entgegnete Strell und verzog das Gesicht über seine schrille Stimme. »Ich habe kein Euthymienholz.« Er zögerte. »Was ist Euthymienholz?«
    Alissa hielt inne, ließ sich auf ihrer Schlafmatte nieder und saß dort still wie aus Stein gemeißelt. Ihre grauen Augen wirkten im trüben Feuerschein beinahe schwarz, als Nutzlos Alissas Züge zu einer finsteren Miene verzog und sichtlich vor sich hin kochte. »Rötliches Holz. Schwer. Riecht wie – wie Euthymienholz eben«, erklärte er gereizt. »Ich weiß, dass Alissa keines besitzt. Und die Erinnerung wurde von jemandem aus deiner Linie vor etwa sechzig Jahren fixiert.« Er starrte zu Strell auf. »Wie ist ein Stückchen Euthymienholz vor sechzig Jahren ins Tiefland gelangt?«
    Strell sank langsam zu Boden, in seinem Kopf drehte sich alles. Die Flöte seines Großvaters. Er hatte Alissa gebeten, nachzuforschen, warum man ihn gezwungen hatte, die Familie zu verlassen. Das konnte nicht an seinem Großvater liegen! Langsam zog Strell seine zweite Flöte aus seinem Bündel, wobei er zusah, als gehörten seine Hände jemand anderem, und inständig hoffte, dass Nutzlos seinen Verdacht nicht bestätigen würde.
    »Das ist es!«, schrie Nutzlos und riss Strell die Flöte

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