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Alissa 2 - Die geheime Wahrheit

Alissa 2 - Die geheime Wahrheit

Titel: Alissa 2 - Die geheime Wahrheit Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dawn Cook
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fing sich im letzten Augenblick ab und landete schwankend auf dem obersten Balkon des Turms. Sie spürte ein Zupfen an ihrem Geist, als der Bann des Fensters entfernt wurde, und dann waren sie hindurch.
    Atemlos, wie sie war, wäre Alissa beinahe zusammengebrochen, als sein Griff um ihre Mitte sich löste. Sie taumelte und blieb auf dem breiten Balkon stehen. Nutzlos ließ ihren nassen Mantel aus zwei spitzen Klauen fallen, ehe er seine menschliche Gestalt annahm. Seine Miene war äußerst selbstzufrieden. »Oh, Nutzlos!«, rief Alissa. »Können wir das noch einmal machen?«
    Er erstarrte, seine Selbstzufriedenheit verpuffte, und er runzelte empört die Stirn.
    Sie beugte sich über die Balustrade, um die Höhe abzuschätzen. »Wenn ich von hier aus abspringe, könnt Ihr mich dann auffangen?« Sie drehte sich um, und ihr freudiges Lächeln erlosch, als sie seine zornige Miene bemerkte.
    »Sieh zu, dass du von diesem Turm herunterkommst«, sagte er düster und reichte ihr ihren Mantel. »Und geh niemals wieder hinunter in das Verlies. Habe ich mich deutlich genug ausgedrückt?«
    »Warum?«, fragte sie, denn ihre Neugier war noch immer stärker als ihre Angst vor seiner offensichtlichen Wut. »Was ist da unten, das ich nicht sehen soll?«
    Nutzlos sog zischend die Luft ein und schien dann langsam in sich zusammenzusinken. »Nichts«, sagte er leise. »Dort unten ist nichts, was du nicht sehen solltest.« Er schüttelte den Kopf und schien noch weiter zu schrumpfen. »Du hast mich mit deinem Ruf so erschreckt, dass es mich wohl hundert Jahre meines Lebens kosten wird. Warum hast du mir nicht geantwortet?«
    Ihre Augen weiteten sich. Er war wütend, weil er Angst um sie gehabt hatte. Sie hatte ihm Sorgen bereitet. »Ich konnte Euch nicht hören«, sagte sie. »Ich war nicht einmal sicher, ob Ihr mich gehört hattet.«
    »Hm. Darum werden wir uns sofort kümmern. Wir treffen uns heute Nacht an der Feuerstelle. Du wirst üben, bis es jedes Mal zuverlässig klappt.«
    Alissa setzte zu einem Lächeln an, unterdrückte es jedoch rasch. Sie war schließlich in Ungnade gefallen. Diese zusätzliche Unterrichtsstunde war keine Belohnung. »Ja, Nutzlos«, sagte sie demütig. Sie schälte sich aus Lodeshs Mantel, reichte ihn Nutzlos und zitterte in der plötzlichen Kälte.
    Offenbar befriedigt, wandte er sich zum Gehen, zögerte jedoch und sah sie flehentlich an. »Bist du wirklich in die Zisterne gefallen?«
    Sie nickte, und er fuhr sich bekümmert mit der Hand über die Augen.
    »Erzähle niemandem davon, ja?«
    Verwundert nickte sie erneut und vermutete, dass sie wohl irgendein Raku-Tabu verletzt haben musste. Lodesh hatte allerdings nicht den Eindruck erweckt, als sehe er darin etwas Schreckliches. Außerdem, wem sollte sie es schon erzählen?
    »Jetzt hole ich diesen Vogt da heraus«, grollte er. »Du wärst gut beraten, dich von ihm fernzuhalten. Du hast einen erschreckenden Mangel an Urteilsvermögen bewiesen, indem du ihm gestattet hast, dich in der Theorie von Erschaffungsbannen zu unterweisen.« Er lächelte schwach, als erinnerte er sich an etwas. »Nicht dass ich dir das wirklich zum Vorwurf machen könnte.« Leichtfüßig trat er auf die dicke Balkonbrüstung, und Alissa schnappte nach Luft und streckte die Hand nach ihm aus. Er drehte sich um und lächelte ihr beruhigend zu. Sie spürte einen starken Zug an ihren Pfaden, als er sich verwandelte. Der Raku stürzte sich in die Leere hinab. Sie fühlte sich auf einmal sehr allein, während sie dastand und zusah, wie er den Turm umkreiste und rücksichtsvollerweise den Fensterbann ersetzte, bevor er davonflog.

 
    – 22 –
     

    E rwache, Kind.«
    D as war ein leises Wispern in ihren Gedanken, doch Alissa hatte es warm und behaglich, deshalb ignorierte sie es.
    »Erwache. Ich bin hier.«
    »Nein«, murmelte sie, kuschelte sich in ihre Decken und beschloss weiterzuschlafen. Sie träumte gerade so schön, von einem warmen Meer. Es war der dritte derartige Traum in dieser Woche.
    »Alissa.« Das klang laut und ungeduldig. » Wach auf.«
    »Geh weg, Strell. Mir fehlt nichts«, nuschelte sie seufzend.
    »Strell?« , dachte die Stimme ungläubig in ihrem Kopf. »Ich bin nicht Strell. Wach auf!«
    Die letzten beiden Worte waren geradezu ein Gebrüll in ihrem Kopf, und Alissa fuhr erschrocken hoch. Ihr Zimmer war leer bis auf Kralle, die blinzelnd von ihrem Schlafplatz herabblickte. Aus reiner Gewohnheit vergewisserte sich Alissa, ob ihr Verschleierungsbann noch intakt war.

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