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Alissa 2 - Die geheime Wahrheit

Alissa 2 - Die geheime Wahrheit

Titel: Alissa 2 - Die geheime Wahrheit Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dawn Cook
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sie ihn. »Jeder Becher, den ihr je hervorbringt, wird also an der Unterseite des Henkels diesen Fleck haben, wo die Glasur fehlt?«
    »Fleck!«, schrie Lodesh auf. »Wo?« Er riss ihr den Becher aus der Hand, und seine Schultern sanken herab. »Oh nein«, stöhnte er, und Alissas Augen weiteten sich, als er den Becher einfach aus dem riesigen Fenster warf. »Den hatte ich gar nicht bemerkt. Jetzt werde ich ihn jedes Mal sehen, wenn ich meinen Becher zur Hand nehme!«
    »Der Bann«, sagte sie und überging seine Bestürzung einfach, »zieht Kraft aus Eurer Quelle, benutzt Eure Erinnerung, um die Energie in Eurer Vorstellung von dem Becher zu fixieren, und verwandelt dann Eure Gedanken in Realität.«
    »Äh … ja«, stammelte er. »Aber, bitte, Alissa, probiert das nicht aus. Der Vorgang ist sehr komplex und bezieht diverse Bereiche der Praxis ein, in die Ihr noch nicht einmal eingeführt wurdet.«
    »Verbraucht man damit nicht einen Teil seiner Quelle?«, fragte sie.
    Er nickte eifrig. »Ja, allerdings, so ist es. Doch als Stadtvogt wurde ich angeleitet, wie ich dieses Problem umgehen kann.«
    »Wie denn?«
    Kralle kam wild keckernd in die Höhle geschwebt. Sie wandten sich um und sahen einen dunklen Schatten die Öffnung verdüstern. »Gebt acht!«, schrie Lodesh. Er stürzte vor, packte Alissa um die Taille und zog sie in die Schatten am Rand der Öffnung.
    Ein mächtiger Windstoß ließ sie taumeln. Ungeduldig strich Alissa sich das Haar aus den Augen und schnappte nach Luft, als plötzlich an der Stelle, wo sie eben noch gesessen hatte, ein Raku stand. »Nutzlos«, rief sie, entwand sich Lodeshs Griff und rappelte sich auf. »Ihr habt mich gehört!«
    In einem engen Wirbel grauen Nebels nahm er seine menschliche Gestalt an, die sich mit missbilligend vor der Brust verschränkten Armen materialisierte. »Warum bist du nass?«, fuhr er sie an und starrte düster auf sie herab.
    »Ich bin ins Wasser gefallen«, kam ihre leise Antwort, und Lodesh kicherte boshaft.
    »In die Zisterne!«, rief er bestürzt, und Alissa wand sich in Erwartung einer gehörigen Strafpredigt. Kralle ließ sich auf ihrer Schulter nieder, flatterte jedoch stumm wieder hinaus, als Nutzlos dem Vogel einen finsteren Blick zuwarf. »Was hast du überhaupt hier unten verloren?«
    Sie zuckte mit den Schultern. »Ich habe ein Loch im Boden gesehen und bin hinabgestiegen.« Seine Augen verdunkelten sich, und er presste die Lippen zusammen. »Ihr habt es mir nicht verboten!«, sagte sie trotzig.
    »Hast du denn die Warnung auf dem Gitter nicht gespürt?«, fragte er empört.
    »Doch«, wehrte sich Alissa, »aber sie hat mir nichts getan.«
    Lodesh trat an ihre Seite und klopfte sich eingebildeten Schmutz von der Kleidung. »Ihr war nicht bewusst, dass diese Warnung ihr galt«, erklärte er milde.
    »Haltet Euch da raus, Vogt«, sagte Nutzlos kalt, und Lodesh hob besänftigend die Hand und trat einen symbolischen Schritt zurück.
    Alissa blinzelte überrascht, war daraufhin aber nur noch fester entschlossen, diesen Tag nicht damit enden zu lassen, dass sie beide wie unfolgsame Kinder dastanden.
    »Deine Neugier«, sagte Nutzlos, »hat nicht nur dich selbst in Gefahr gebracht, sondern auch Strell und den Stadtvogt.«
    Lodesh räusperte sich. »Ich war zu keiner Zeit in Gefahr. Und Ihr hattet mich doch gebeten, ein Auge auf sie zu haben«, wandte er ein und erstarrte dann vor Talo-Toecans warnend erhobenem Zeigefinger.
    »Lodesh hat mich aus dem Wasser gezogen«, sagte Alissa, die allmählich zornig wurde. »Wenn er nicht gewesen wäre, wäre ich ertrunken.«
    Nutzlos wandte sich ihr zu, und in seinen Augen lag ein Zorn, den sie noch nie gesehen hatte. »Ich habe gehört, wie du dich von ihm hast unterweisen lassen«, warf er ihr vor, und Alissa spürte, wie sie vor plötzlicher Angst erbleichte.
    »Er, äh … Ich …«, stammelte sie, denn nun erkannte sie ihren Fehler. »Es tut mir leid«, sagte sie zerknirscht. »Ich habe nicht richtig nachgedacht.«
    Lodesh richtete sich auf. Er hielt einen Arm vor sich, legte den anderen in den Rücken und verneigte sich in einer formvollendeten Verbeugung. Dabei sah er ihrem Lehrer unablässig in die Augen. »Ich bitte um Verzeihung, Meister Talo-Toecan. Das waren harmlose Informationen, mit denen ich uns die Zeit vertreiben wollte. Ich akzeptiere jede Strafe, die Ihr für angemessen haltet, für meine – Entscheidung.«
    »So etwas wie harmlose Informationen gibt es nicht, Stadtvogt«, sagte Nutzlos, und

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