Alissa 2 - Die geheime Wahrheit
Zugang zu seinem Wissen gewähren.«
Bei der Erwähnung ihres Buches durchlief Alissa ein Kribbeln der Erregung. Nur selten konnte sie Nutzlos ein Wort darüber entlocken. Sie setzte eine beiläufige Miene auf, da sie fürchtete, er würde nichts mehr sagen, wenn er wüsste, wie brennend sie das interessierte. »Was öffnet es denn dann?«, fragte sie und stocherte in dem vergeblichen Versuch, lässig zu wirken, im Feuer herum.
»Im Augenblick bist das du«, sagte er leise. »Du hättest es an dem Tag aufschlagen können, als du es gefunden hast.« Er griff nach der steinernen Schatulle mit Tee, die er unter der Bank verwahrte, und streute eine großzügige Menge Blätter in das dampfende Wasser. »Wissen«, sagte er mit Bedauern, »bedeutet ihm gar nichts, nur auf das Potenzial kommt es an.« Er lehnte sich zurück und schloss die Augen; offenbar wusste er nichts von der Wirkung seiner Worte, oder, was wahrscheinlicher war, er ignorierte sie.
Verwirrt und getroffen runzelte Alissa die Stirn. Sie hatte geglaubt, das Buch sei ihr verschlossen. Sie hätte es unzählige Male einfach an sich reißen können. Bailic hatte es fast jeden Vormittag dabei, verlockend nah auf diesem kleinen Tisch neben seinem hart aussehenden Stuhl. »Warum habt Ihr mir das nicht längst gesagt?«, fragte sie mit kläglich leiser Stimme.
»Du besaßest noch nicht genug Willenskraft, um ihm zu widerstehen.« Nutzlos lächelte. »Jetzt besitzt du sie, also darfst du es nun wissen.«
Alissa wollte protestieren, doch dann schloss sie den Mund, wieder. Er hatte recht. Sie hätte es sich einfach geschnappt. Bailic hätte sofort erkannt, dass sie die latente Bewahrerin war. Strell und sie hätte es das Leben gekostet. Dennoch machte es sie wütend, so leicht durchschaut zu werden.
Nutzlos achtete nicht auf ihre säuerliche Miene, sondern schenkte ihnen Tee ein. Als sich ihre Blicke über seinen Becher hinweg begegneten, blitzte Belustigung in seinen Augen. Er lehnte sich zurück und umschlang den Becher mit seinen langen Fingern. »Ich werde dir heute Nacht eine kleine Kuriosität beibringen«, erklärte er unvermittelt. »Du wirst sie vielleicht interessant finden, während du Bailics Schneckentempo ertragen musst. Und sie könnte sich eines Tages als nützlich erweisen.« Warnend runzelte er die Brauen. »Verlasse dich nur nicht allzu sehr darauf.«
»Habt Ihr nicht vorhin gesagt, Bailic schreite zu schnell voran?«, fragte Alissa, als ein meist übersehener, abgelegener Teil ihrer Pfade in Resonanz mit seinem Bann zu schimmern begann. Rasch prägte sie sich das Muster ein.
»Das tut er auch«, lautete die knappe Antwort. »Also, dies«, fuhr er fort, »ist ein Übersehensbann, und er hilft dir dabei, unbemerkt zu bleiben. Er ist keineswegs eine Garantie. Ein aufmerksamer Beobachter wird dich jedenfalls entdecken.«
Alissas Augenbrauen hoben sich, und sie starrte ihn an. Er sah noch genauso aus wie gerade eben, bis auf ein paar Schneeflocken, die nun auf seinen Schultern und Knien lagen. »Ich kann Euch immer noch sehen«, sagte sie schließlich.
»Ich sagte es doch bereits: Übersehen, nicht Unsichtbarkeit, Kind.«
Errötend ließ Alissa ihre erste Schleife erglühen und füllte die richtigen Kanäle mit Energie. »So?«
Sie spürte eine sachte Berührung an ihrem Geist, als Nutzlos seinen Bann fallen ließ. Nun, da seine Pfade leer waren, würden sie eine Resonanz der Kanäle zeigen, die sie benutzte. Sein Blick wirkte fern, während er ihr Muster nach möglichen Fehlern absuchte. »Exakt«, sagte er, und sein Blick wurde wieder klar und scharf. »Du hast ihn richtig erfasst, wie üblich.«
Sie freute sich besonders über dieses Lob und griff nach ihrem vergessenen Tee. Kalt, dachte sie und erwärmte ihn mit einem zweiten Bann. Die beiden Muster überschnitten sich zum Teil, so dass es möglich war, den zweiten Bann aufzubauen, ohne den ersten zu lösen.
Nutzlos zog eine Augenbraue hoch, als er ihre Tasse dampfen sah, und unterdrückte offenbar ein Lächeln. »Hat Bailic schon den Lichtbann durchgenommen, den ich dir gezeigt habe?« Mit der freien Hand strich er über sein kurz geschorenes Haar und blickte in den Schnee auf, der nun dichter zu fallen begann. »Er liegt gerade noch im Bereich seiner Möglichkeiten. Ich bin sicher, dass er bald darüber sprechen wird. Du hast meine Erlaubnis, ihn durchzuführen, wie Bailic es verlangt. Die Banne, die er Strell gibt, sind recht einfach.«
»Er übergeht die meisten Banne, die Ihr mich
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