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Alissa 2 - Die geheime Wahrheit

Alissa 2 - Die geheime Wahrheit

Titel: Alissa 2 - Die geheime Wahrheit Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dawn Cook
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zu einem steilen Fall, die Schwingen fest an den Körper gepresst. Wenn sie sie jetzt ausbreitete, würden sie zittern wie dünnes Eis. Dies war ein gefährliches Spiel, das immer tödlicher wurde, je länger es andauerte. Die Geschwindigkeit ihres Sturzflugs wärmte sie, als die Luft selbst gegen ihr plötzliches Erscheinen und ebenso rasches Verschwinden protestierte. Und noch immer folgte ihr der Alte, der es leichter hatte, weil er in ihrem Windschatten flog.
    Die Luft wurde wieder dicker, und ihr Herzschlag verlangsamte sich. Erzürnt darüber, dass er noch immer hinter ihr war, richtete sie sich neu aus und ließ ihre Geschwindigkeit in einer weiten, eleganten Wendung verpuffen. Der Alte hielt mit, stets eine Flügellänge von ihr entfernt, stets ein Stück über ihr. Allmählich hatte sie es satt, und sie wünschte ihn fort. Langsam zog sie zur Seite und signalisierte damit ihren Wunsch, allein zu sein. Doch er weigerte sich, sie in Ruhe zu lassen, und ließ sich tiefer herabsinken, um sie weiter abwärts zu zwingen.
    Er wollte nicht spielen, dachte sie zornig. Er wollte sie zu Boden zwingen! Sie ging in einen ebenen Gleitflug über und erlaubte dem Alten, sich ihr auf Reichweite zu nähern. Sie würde sich nicht zu Boden bringen lassen, schwor sie sich hitzig, weder von ihm noch von sonst jemandem.
    Plötzlich stürzte sie sich hinab und schlug nach ihm. Ihr Schwanz traf seine Schwinge kurz oberhalb der Schulter, wo die Sehne sich an den Knochen fügte. Der Alte grunzte vor Schmerz und fiel mit vorübergehend gelähmtem Flügel in die Tiefe. Sie hatte die Wucht des Schlages sorgfältig berechnet. Er würde sich erholen, bevor die Erde ihn traf.
    Sie verließ ihn ohne einen Blick zurück und glitt auf die untergehende Sonne zu, zum Meer hin, ohne sich bewusst zu sein oder sich darum zu kümmern, was sie zurückließ.

 
    – 33 –
     

    T alo-Toecan fiel. Ganz mit dem eigenen Überleben beschäftigt, konnte er sich gar nicht bewusst machen, was geschehen war, bis seine Schwinge ihm wieder gehorchte. Er blickte sich hektisch nach Alissas goldener Gestalt um und schalt sich zornig einen Narren. Wie, schäumte er, konnte er so dumm gewesen sein? Für sie war das ein Spiel. Sie hatte erwartet, dass er sie verließ, sobald sie keine Lust mehr hatte. Dieser Schlag hätte tödlich sein können. Das war eine Warnung, die er jedoch nicht beherzigen würde – nicht beherzigen durfte.
    Er stieg auf, suchte nach ihr und ignorierte den dumpfen Schmerz bei jedem Schlag seiner Schwingen. Sein Fall hatte nur einen Augenblick gedauert, doch sie war so klein und flink, dass er kaum wusste, wo er suchen sollte. Seine Augen wurden schmal, als er ein schwaches Glitzern am Horizont wahrnahm. So weit konnte sie unmöglich gekommen sein, doch er wusste, dass sie es war, die in westlicher Richtung über die Berge zur Küste flog.
    Eine stille Entschlossenheit wuchs in ihm. Diese, so schwor er sich, und Gedanken an Connen-Neute wirbelten ihm durch den Kopf, würde er nicht verlieren, selbst wenn er sie tödlich verletzen musste, um sie zu halten. Aber natürlich konnte er das nicht. Das war ein schwerer Nachteil für ihn. Er musste sie festhalten. Sie war frei, ihn einfach zu zerreißen.
    Rasch holte er zu ihr auf. Dennoch hatten sie bereits das offene Meer erreicht, als sie unter ihm dahinflog, ohne ihn zu bemerken. Ein Schauer überlief ihn beim Anblick von so viel Wasser, und mit einem letzten Gedanken an närrische alte Rakus stürzte er sich hinab.
    Schwingen und Klauen wirbelten durcheinander, als er von oben gegen sie prallte, so dass sie in einen unkontrollierten Fall geriet. Gemeinsam stürzten sie in die Tiefe, während sie zugleich versuchte, sich zu fangen und nach ihm zu schlagen. Wild fauchend ließ sie ihren Schwanz in einem Schlag durch die Luft zischen, der tödlich gewesen wäre, wenn sie getroffen hätte.
    Er schoss davon, und die Schnittwunden von ihren Klauen brannten in der salzigen Luft. Sie fing sich, ehe sie aufs Wasser prallte. Dann verdoppelte sie ihre Geschwindigkeit und hielt auf den fernen Horizont zu.
    Talo-Toecan wusste, dass seine Ausdauer der ihren nicht gewachsen war; er war über achthundert Jahre alt. Doch er war stärker, zumindest über kürzere Distanzen, und sein Atem strömte schnell und im Rhythmus seiner Flügelschläge, während er sich anstrengte, um sie zu überholen und zur Küste zurückzudrängen. Dort konnte er zumindest hoffen, sie zu Boden zu zwingen. Wenn sie weiter aufs Meer

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