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Alissa 2 - Die geheime Wahrheit

Alissa 2 - Die geheime Wahrheit

Titel: Alissa 2 - Die geheime Wahrheit Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dawn Cook
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wie zufällig gegen das Bein ihres Stuhls trat. Sie warf ihm ein angespanntes Lächeln zu, als er ihren Blickkontakt zu dem Buch unterbrach, und nahm sich fest vor, es nicht wieder anzusehen. Sollte Bailic bemerken, wie sehr sie es begehrte, würde er wissen, dass sie die Bewahrerin war, nicht Strell.
    Strell wandte sich wieder dem Tisch zu und rückte seinen Stuhl ein Stück beiseite, um ihr den Blick auf das Buch zu versperren. Zunächst flammte Empörung in ihr auf, die jedoch rasch von Erleichterung abgelöst wurde. Sie würde es schaffen. Wenn sie es nur nicht ansah, konnte sie es schaffen. Doch als sie nach ihrem Nähzeug griff, überkam sie wieder dieses rastlose Gefühl. Asche, dachte sie, als ihr Fuß zu kribbeln begann. Sie brauchte nur das Zimmer zu durchqueren, um es zu berühren. Bailics Augenbrauen hoben sich, als er ihre Zappelei bemerkte, und sie senkte den Kopf und konzentrierte sich aufs Nähen.
    »Höre ich heute Morgen keine Ausrede?«, fragte Bailic, der sich wieder Strell zugewandt hatte. Seine Stimme klang vollkommen gefühllos.
    »Ich habe mich doch entschuldigt.«
    Bailic glitt durch den Übungsraum und beugte sich über Strell, der sich auf seinem Stuhl zusammensinken ließ. »Das reicht aber nicht, mein werter Pfeifer«, sagte er, und seine glatte Stimme verbarg beinahe, wie zornig er war.
    »Haare wachsen wieder«, sagte Strell und sah Bailic unter gerunzelten Brauen hervor an.
    Ein wohlwollendes Lächeln breitete sich über Bailics Gesicht, und Alissas Herz machte einen Satz. Er hatte eine begierige Anspannung an sich, die ihr sagte, dass Bailic etwas im Schilde führte. »Da hast du recht«, erwiderte der Bewahrer. »Bring mir mein Buch.«
    Alissas Blick schoss zu Strell. Wenn er das Feld berührte, würde der Bann, den es enthielt, ihn verbrennen. Bailic wollte, dass Strell sich die Pfade versengte – als hätte er Pfade, bei denen das eine Rolle spielen würde. Allerdings würde es ihm trotzdem wehtun und ihm vermutlich scheußliche Kopfschmerzen bereiten.
    Strell blickte von Alissa zu dem Buch und sah dann wieder Bailic an. »Holt es Euch doch selbst«, sagte er.
    »Nein.« Bailic setzte sich auf die Kante des langen schwarzen Tisches. »Du holst es mir.«
    »Es ist in einem Feld«, protestierte Strell.
    »Das ist nicht mein Feld«, erklärte Bailic sanft, als schelte er ein Kind, weil es sich vor der Dunkelheit fürchtete. »Das Buch bringt es hervor. Es hat dich ausgewählt. Dir dürfte nichts geschehen.« Er zögerte. »Das will ich eben herausfinden.«
    Strell warf einen Blick an Bailic vorbei zur Tür. »Ich weiß noch nicht genug. Es wird mich verbrennen.«
    Bailic seufzte dramatisch. »Ach, also schön. Das Mädchen soll es mir bringen. Welche Rolle spielt es schon, ob eine Gemeine sich verbrennt?« Er lächelte sie an, und sie schrumpfte auf ihrem Stuhl zusammen. Wenn sie ihr Buch berührte, würde sie es nicht wieder aus der Hand legen können. Das wusste sie, ohne es erst versuchen zu müssen.
    Sofort stand Strell auf, und sein Stuhl schrammte über den glatten Steinboden. Sein Gesicht war blass, denn er wusste, was nun geschehen würde. Alissa rutschte unruhig auf ihrem Stuhl herum. Das war ihre Schuld, dachte sie. Sie hätte Strell früher wecken müssen. Sie hätte nicht so lange warten dürfen. Was spielte es schon für eine Rolle, ob es unanständig war, sein Zimmer zu betreten, während er noch im Bett lag? Strell würde sich die Pfade verbrennen. Und sie konnte es nicht verhindern. Hilflos krallte sie die Finger in den Stoff auf ihrem Schoß und sah zu, wie Strell an der Reihe hoher, sonnig-heller Fenster entlang dorthin ging, wo Bailics Stuhl im Schatten stand. Ihr Herz hämmerte, als Strell sich vor den Tisch kniete, um das schimmernde Feld genau zu betrachten.
    Bailic hatte eine endlose, langweilige Woche damit verbracht, Felder zu erklären, wie und was sie schützen und verteidigen konnten, innerhalb und außerhalb des Geistes. Strell konnte kein Feld erschaffen, doch Bailic hatte dafür gesorgt, dass er sie sehr wohl verstand. Wenn er diese Blase aus geistiger Energie zu durchstoßen versuchte, würde der Bann, den das Feld enthielt, ihn verbrennen.
    Oder vielleicht doch nicht? , überlegte sie, während Strell sich die stoppeligen Wangen rieb und das Unvermeidliche hinauszögerte. Strell war es gleichgültig, was das Buch enthielt, und Bailic hatte ihm immer wieder erklärt, dass die Absicht oft entscheidender war als die Handlung selbst, wenn es darum ging,

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