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Alissa 2 - Die geheime Wahrheit

Alissa 2 - Die geheime Wahrheit

Titel: Alissa 2 - Die geheime Wahrheit Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dawn Cook
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unergründlichen Ausdruck in den goldenen Augen. »War es wirklich so simpel?«, fragte er schließlich, und sein Zorn schien sich zu legen.
    »Es war ganz und gar nicht simpel.« Lodesh ergriff erneut ihre Hände und drückte sie. Der würzige Geruch nach herben Äpfeln und Kiefernnadeln erfüllte ihre Sinne. »Es war ein wunderschöner Tag, zu dem Ihr uns zurückgebracht habt. Ich danke Euch, meine Teuerste.«
    Alissa stockte der Atem, und ihre Augen weiteten sich. Verlegen entzog sie ihm ihre Hände. Was auch immer Lodesh sein mochte, ein Geist war er nicht.
    »Ah«, hauchte er so leise, dass nur sie ihn hören konnte. »Ich bin zu spät gekommen.« Seine Worte klangen ernst und verloren, und sie entdeckte überrascht so etwas wie Liebeskummer, aufrichtig und tieftraurig, in seinen ausdrucksvollen Augen. »Ich werde eben geduldig sein und noch länger warten müssen.«
    Nutzlos, dem all das offenbar entgangen war, brummte: »Zumindest war es nicht Bailic, der Euch geweckt hat. Was werdet Ihr tun, nun, da Ihr wach seid?«
    Lodesh richtete sich auf und schien seine Melancholie so tief in sich zu verbergen, dass Alissa sich fragte, ob sie sich diesen Ausdruck nur eingebildet hatte. »Nichts«, entgegnete er.
    »Nichts?«, fragte Nutzlos.
    »Ich kann nicht viel tun, also entscheide ich mich dafür, lieber zu warten.«
    Nutzlos runzelte die Brauen. »Ich bin stets davon ausgegangen, dass Ihr, wenn Ihr erst geweckt wärt –«
    »Ich kann gegen Bailic vorgehen und dabei möglicherweise den Fluch von mir nehmen«, fiel Lodesh ihm ins Wort, »aber mein Volk wäre noch immer daran gebunden. Meine Leute kommen vor mir. Das wisst Ihr doch.«
    Der Meister zuckte leicht mit den Schultern – offenkundig gefiel ihm nicht, was er da hörte. »Ja. Ich erinnere mich«, sagte er schließlich, und dann beäugten die beiden Männer Alissa, als sei sie ein Fisch, den sie vielleicht kaufen wollten.
    Alissa fühlte sich unter diesen Blicken nicht wohl und sah sich nach einer Ablenkung um. »Möchtet Ihr Tee?«, fragte sie und versuchte, ihrem nächtlichen Treffen, unter freiem Himmel im Schnee, mit einem Raku, der keine Bestie, und einem Mann, der nicht wirklich lebendig war, ein Stückchen Normalität abzugewinnen. Sie wies einladend auf die Bank, doch ihr gezwungenes Lächeln erlosch, als ihr einfiel, dass sie ja nur zwei Becher hatten.
    »Ah!«, rief Lodesh und fegte sogleich den Schnee von der Bank neben Alissas Platz. »Ihr habt meine einzige Schwäche gefunden.«
    »Nur eine, Lodesh?«, bemerkte ihr Lehrer ironisch, doch er lächelte dabei, und alle drei ließen sich zu einer geselligen Runde vor dem Feuer nieder.
    Alissa biss sich auf die Lippe und überlegte, ob sie hineingehen und einen dritten Becher holen sollte. Sie atmete gerade tief ein, um aufzustehen, und stieß dann überrascht den Atem wieder aus, als mit einem leichten Zupfen an ihrem Geist ein dritter Becher in Erscheinung trat. Er war größer als die ersten beiden, und sie runzelte die Stirn, als ihr klar wurde, dass Lodesh ihn erschaffen hatte. Die Pfade, die er dazu benutzt hatte, waren ein wenig anders angelegt, und diese Variationen vermittelten ihr eine Vorstellung davon, wie es gelingen konnte, Energie zu Masse umzuwandeln. »Ich glaube, allmählich verstehe ich …«, sagte sie nachdenklich und goss den Rest Tee aus der Kanne in Lodeshs großen Becher. Seine Finger umschlossen den Becher, als sie ihm seinen Tee reichte, berührten dabei ihre für einen Augenblick, und sie hätte beinahe den Tee verschüttet, so hastig riss sie ihre Hand zurück.
    »Gebt gut auf Euch acht, Talo-Toecan«, warnte Lodesh geheimnisvoll und grinste, als Alissa verwirrt errötete. »Die Bestie wird sehr gerissen sein.«
    Nutzlos seufzte. »Ich fürchte um sie, Lodesh. Sogar mit Eurer Hilfe fürchte ich um die Bestie.«
    Neue Rätsel, dachte Alissa bestürzt. Doch die beiden bemühten sich ja nicht absichtlich, sie aus der Unterhaltung auszuschließen. Es war eher so, als lauschte sie zwei Handwerkern auf dem Markt, die über die Vor- und Nachteile eines Werkzeugs oder einer speziellen Technik diskutierten. Wenn man nicht das entsprechende Hintergrundwissen besaß, könnten die beiden sich ebenso gut unter Wasser mittels Luftblasen unterhalten.
    Alissa saß da und nippte still und mit großen Augen an ihrem Tee in der Hoffnung, dass die beiden bald über irgendetwas sprechen würden, das sie verstehen konnte. Offensichtlich war Lodesh ein nicht unbedeutender Mann, obgleich seine

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