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Alissa 2 - Die geheime Wahrheit

Alissa 2 - Die geheime Wahrheit

Titel: Alissa 2 - Die geheime Wahrheit Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dawn Cook
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hinauf. »Sie gibt es zu! Was bei den Wölfen hat dich zur Vernunft gebracht?«
    Strell hatte sich in einen beinahe komischen Zustand hineingesteigert. Er musste sie wirklich mögen, dachte sie und freute sich an dieser Gewissheit. Sie wollte die höhere Konzentration von Staub meiden, die sie gleich schaffen würde, und trat ans Ende des Zimmers, damit das Feld so früh und leer wie möglich durch sie hindurchglitt. Seltsamerweise spürte sie gar nichts, als es geschah. Sie hatte etwas erwartet und war enttäuscht. Dennoch, die Luft war auf ihrer Seite des Raums jetzt staubfrei, und sie tat einen tiefen, klärenden Atemzug.
    »Also?«, schrie Strell vom anderen Ende des Raums herüber.
    Sie strahlte ihn an. Das Haar stand ihm wild vom Kopf ab, und seine Augen waren dunkel vor tobenden Gefühlen. Groß und schlaksig, wie er war, sah er in den dunkelgrünen, beinahe schwarzen Sachen, die sie ihm genäht hatte, einfach prächtig aus. »Also was?«, fragte sie freundlich. Sie konnte sich wirklich nicht mehr erinnern, was er sie gefragt hatte. Irgendwie war es ihr entfallen, als sie seinem glühenden Blick begegnet war.
    »Was hat dich zur Vernunft gebracht?«, wiederholte er.
    »Das warst du, Strell«, sagte sie und dachte an den Sturm von Gefühlen, die sie in ihm gesehen hatte. Er macht sich etwas aus mir, dachte sie, und ihr ganzes Wesen schien in diesem Wissen zu summen. Er mag mich, vielleicht sogar so sehr wie ich ihn.
    »Ich!«, rief er aus, und dann glitt Alissas Feld durch ihn hindurch.
    Strell erschauderte, blinzelte und streckte den Arm aus, um sich an der Wand abzustützen. Sein Blick wurde leer, und er hatte offenbar Mühe, zu sehen. Besorgt zog Alissa das Begrenzungsfeld hastig auf die Größe ihrer Hand zusammen. Sie ließ es mitten in der Luft hängen und ging zu Strell, der sich schwer gegen die Wand lehnte. »Was«, flüsterte er mit weichem, entrücktem Blick, »war das?«
    »Mein Feld«, antwortete sie, wollte ihn berühren und zögerte dann. Sie hatte nichts gespürt, als das Feld sie gestreift hatte, doch bei Strell war das offensichtlich anders. Er wirkte erschüttert.
    »Einen Moment lang dachte ich …« Er schluckte. »Nicht so wichtig«, nuschelte er und wandte sich ab. »Ich muss gehen. Ich … ich komme nachher und helfe dir mit dem Mittagessen.« Ohne ihr ein Mal in die Augen zu sehen, ging er hinaus.
    Alissa blieb allein in dem sonst so hellen Raum zurück. Ihr Blick fiel auf die graue Kugel voll Staub, die vergessen in der Luft schwebte. Vorsichtig legte sie beide Hände um die Kugel, deren Inhalt sacht herumwirbelte, und bewegte sie hinüber zu dem Kästchen. Sie schaute hinein, ohne wirklich zu sehen, was es enthielt, und schloss den Deckel mit einem lauten Schnappen. Erst jetzt löste sie ihr Feld auf.
    Der Schnee tanzte und wirbelte herab und fiel so dicht, dass er die nahen Wälder vor ihrem Blick verbarg. Er schuf eine Schicht aus Abgeschiedenheit, die ihr Gefühl der Unsicherheit nur verstärkte, also räumte sie die Becher auf das Tablett, um sie mit hinunter in die Küche zu nehmen.
    Der Unterricht war offenbar beendet.

 
    – 18 –
     

    S trell lag in seinem Bett und starrte an die Decke. Er hatte stundenlang friedlich geschlafen, doch nun war er hellwach. Für gewöhnlich begann Alissa immer um diese Zeit, sich zu regen, und dann ging er zu ihr, um sie zu beruhigen. Sein Körper hatte sich an diese allnächtliche Unterbrechung gewöhnt und ihn geweckt, weil er das mittlerweile erwartete.
    Strell verkrampfte sich bei dem Versuch, ein Husten zu unterdrücken. Seit dem vergangenen Vormittag mit all dem Staub im Übungsraum kämpfte er gegen eine Erkältung an. Alissa hatte ihm ein Gebräu nach dem anderen eingeflößt – einige wohlschmeckend, andere nicht –, in der Hoffnung, dass er sich dann besser fühlen würde. Er hatte sich mit stoischer Geduld von ihr umsorgen lassen, doch das hatte ihn nur noch mehr bedrückt. Schließlich erkannte sie, dass sie alles bloß noch schlimmer machte, obwohl sie nicht verstand, warum, und hörte damit auf. Den Rest des Abends verbrachten sie vor dem Kamin im Speisesaal und unterhielten sich über Nichtigkeiten, bis Alissa die Augen zufielen.
    Seit er sich eingestanden hatte, dass er in Alissa viel mehr sah als nur eine Freundin, hatte er während des vergangenen Monats ihre gemeinsamen Abende unauffällig aus Alissas Zimmer hinaus verlagert, weil er fand, dass sich das nicht mehr gehörte. Nun verbrachten sie ihre freie Zeit meist im

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