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Alissa 3 - Die verlorene Wahrheit

Alissa 3 - Die verlorene Wahrheit

Titel: Alissa 3 - Die verlorene Wahrheit Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dawn Cook
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als sei sie mir gegenüber immun.«
    Reeve lachte auf, und sie gingen auf Alissa zu, die mit missbilligender Miene um einen dicken Stamm herumlief. »Was macht sie da eigentlich?«, fragte Reeve verwundert.
    »Ich glaube, sie schimpft mit deinen Bäumen.«
    Reeve schnalzte erfreut mit der Zunge. »Wusste ich doch gleich, dass ich sie mag.«
    Obwohl Lodesh sich bemühte, konnte er die Aufregung in seiner Stimme nicht unterdrücken. »Warum das denn? Du hast noch keine meiner Damen gemocht seit – du magst in letzter Zeit keine meiner Damen mehr.«
    Alissa versetzte einem glatten Stamm einen Klaps, und Reeve fuhr überrascht zusammen. »Sie ist die Einzige, die Schmutz unter den Fingernägeln hat«, sagte er.
    »Hat sie nicht!«
    »Jetzt kann man ihn vielleicht nicht sehen, aber warte, bis der Frühling kommt, mein Junge. Er ist da.«
    Lodesh nahm das misstrauisch hin. »Es freut mich, dass du sie magst. Wenn die Euthymienbäume … wenn sie wieder blühen …« Er schluckte schwer. »Ich habe vor, ihr eine Blüte zu schenken.«
    Reeve blieb urplötzlich stehen, und Lodesh merkte erst nach ein paar weiteren Schritten, dass er allein war. »Bist du sicher, dass das eine gute Idee ist?«, fragte Reeve mit gerunzelten Brauen, als Lodesh zu ihm zurückkehrte.
    »Es ist mir gleich, ob das eine gute Idee ist oder nicht«, erklärte er trotzig. »Ich habe mit Sati über sie gesprochen.«
    »Lodesh!« Das war eine scharf gezischte Warnung. »Meinst du wirklich, das war klug von dir?«
    »Nein«, gab er zu. »Aber es ist geschehen. Sati hat gesagt, unser beider Schicksale seien miteinander verwoben, obwohl sie nicht erkennen kann, wie. Das reicht mir.«
    »Aber denk doch daran, was letztes Mal geschehen ist«, flehte der besorgte Mann. »Wir hätten beinahe euch beide verloren.«
    Lodesh betrachtete Alissa. Er wusste, dass sein Blick beinahe hungrig wirken musste, und es war ihm gleich, ob Reeve das bemerkte. Es war, als sei sie die Einzige, die ihn vor einem Leben retten konnte, das er allein verbringen müsste aus Angst davor, jemanden zu lieben. »Alissa«, sagte er ruhig, »ist bereits eine Bewahrerin. Sie kann nicht gleichzeitig eine latente Shaduf sein.«
    Reeve senkte den Kopf und schwieg.
    Lodesh schloss die Augen und nahm all seine Kraft zusammen. Diese Nacht hatte ihn in eine selbst auferlegte Abgeschiedenheit getrieben und ihn davon überzeugt, dass ihm alles, was ihm wichtig war, entrissen werden würde, genau wie seine Mutter und dann Sati. Es war ihm nicht schwergefallen zu lernen, wie er seinen Charme dazu benutzen konnte, zwischen sich und allen, die zu ihm vordringen wollten, eine ungesunde Distanz zu wahren. So war er sicher. Sicher, unberührt – und allein.
    Reeve hob den Kopf. »Ich mache mir nur Sorgen, Lodesh«, sagte er langsam.
    »Ich muss sie fragen«, flüsterte er. »Es ist nicht wichtig, was sie antwortet. Aber ich muss sie fragen.«
    Schließlich rang sich Reeve ein Lächeln ab, doch sein Blick wirkte noch immer beunruhigt. Lodesh stieß erleichtert den Atem aus, als Reeve ihm eine Hand auf die Schulter legte und ihm damit seinen Segen gab. Der Westwind fegte unter die Bäume und brachte das Geräusch rasenden Hufschlags mit sich.
    Es war Earan, der rotgesichtig und schwitzend sein Pferd vor ihnen anhielt. »Lodesh«, keuchte Earan gereizt. »Du sollst in der Zitadelle erscheinen.«
    »Ich habe zu tun …«, begann Lodesh und musterte stirnrunzelnd Earans schweißgebadetes, zitterndes Pferd.
    »Sofort, kleiner Bruder«, fuhr Earan ihn an. »Es hat einen Unfall gegeben. Eine Mauer, die gerade errichtet wurde, ist eingestürzt.
    Onkel und Vater standen darunter. Onkel ist tot. Vater lebt noch, aber sie rechnen nicht damit, dass er die Nacht übersteht.«
    »Vater …«, flüsterte Lodesh. Sein Blick ging ins Leere, sein Herz begann zu rasen.
    »Du weißt doch noch, wer Vater ist, oder?«, höhnte Earan.
    »Genug«, sagte Reeve kalt und stieß einen scharfen Pfiff aus. Graus kam unter den Bäumen hindurchgedonnert, mit gerecktem Nacken, den knochigen Kopf hoch erhoben. Wie in Trance sprang Lodesh auf seinen Rücken.
    »Alissa.« Lodesh drehte sich um und sah sie einsam und klein mitten im Hain stehen, die Arme fest um sich geschlungen. Sie hatte alles mit angehört und sah verängstigt aus.
    »Ich begleite sie und Kally zur Feste«, versicherte ihm Reeve, in dessen Augen sich Trauer spiegelte. Lodesh wusste, dass er nicht um den Stadtvogt trauerte, nicht einmal um seinen Vater, sondern um Lodesh

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