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Alissa 4 - Die letzte Wahrheit

Alissa 4 - Die letzte Wahrheit

Titel: Alissa 4 - Die letzte Wahrheit Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dawn Cook
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nie rechtzeitig zur Feste schaffen.«
    Strells Blick wurde vorwurfsvoll. »Ich will nicht zur Feste. Ich werde Keribdis suchen.«
    »Was!«
    Strell ballte die Hände zu Fäusten. »Jemand muss ihr sagen, dass das, was sie getan hat, falsch war. Und da offenbar keiner von euch dazu in der Lage ist, werde ich es tun.«
    Lodesh trat neben Yar-Taw. Sein Gesicht wirkte bekümmert, seine grünen Augen tot. »Sie wird dich einfach töten, Strell. Genau wie Kralle.«
    Strell keuchte nun beinahe. »Ich bin ein etwas härterer Brocken als ein Vogel. Und ich hatte nicht die Absicht, ihr höflich Guten Tag zu sagen und sie zu fragen, ob sie vielleicht bei einer Tasse Tee mit mir darüber sprechen möchte.«
    Yar-Taw fühlte sich plötzlich schuldig. Das war ein Gefühl, das ihm allmählich unangenehm vertraut wurde. Das Verständnis des Mannes für sämtliche Zusammenhänge war zwar erbärmlich gering, doch das galt nicht für seinen Mut. »Strell«, wandte er widerstrebend ein. »Keribdis muss für ihre Tat bestraft werden. Aber es ist nicht so, als wollten wir das nicht tun. Wir können es nicht.«
    »Ihr seid viele, und sie ist allein!«, brüllte Strell.
    »Sie hätte sich einfach verwandelt und wäre davongeflogen. Niemand hier kann sie fangen.« Yar-Taw trat unruhig von einem Fuß auf den anderen. »Und was die Bestrafung angeht? Ich kann sie nicht ausführen. Vielleicht früher einmal, aber jetzt nicht mehr. Ich habe mich zu lange faul gehen lassen.«
    Strell hielt die Arme steif an den Seiten. »Ihr habt Angst vor ihr. Sie hatte recht. Ihr seid eine Feste voller Feiglinge, die sich vor ihren eigenen Fehlern verstecken.«
    Lodesh streckte die Hand aus, um ihn zurückzuhalten, doch Strell schüttelte ihn ab. Yar-Taw gestattete Strell diesen Zorn, denn er wusste, dass der junge Mann nicht ganz bei sich war. »Ob ich mich vor dem Grauen fürchte, einem anderen die Bewusstheit zu nehmen?«, erwiderte Yar-Taw steif. »Ich fürchte, ja. Aber das würde mich nicht daran hindern, wenn ich dächte, ich könnte es.« Er trat an den Tisch und setzte sich so, dass er Alissa sehen konnte. Dann sank er zusammen und wandte den Blick ab. Asche, er war so müde. »Strell«, sagte er widerstrebend. »Ich bin körperlich nicht dazu in der Lage, Keribdis die Bewusstheit zu nehmen.« Er warf Lodesh einen Blick zu, denn es war ihm peinlich, laut von solchen Dingen zu sprechen.
    »Warum nicht?«, verlangte Strell zu wissen, und Yar-Taw blinzelte vor Staunen über die Hartnäckigkeit dieses Mannes.
    »Keiner von uns kann das«, erklärte Yar-Taw. »Sie hat uns zu fest, zu sicher im Griff. Um jemandem die Bewusstheit zu nehmen, muss derjenige, der das Urteil vollstreckt, willensstärker sein als der Verurteilte. Keribdis hätte es auf einen Kampf ankommen lassen, und der Meister mit dem stärkeren Willen hätte gewonnen.« Yar-Taw runzelte die Stirn; das Gefühl der Unzulänglichkeit behagte ihm nicht, und schon gar nicht behagte es ihm, das einem Gemeinen gegenüber eingestehen zu müssen. »Sie hätte mir das Bewusstsein geraubt statt umgekehrt.«
    Yar-Taw spürte, wie ihm der Mund offen stehen blieb, als ihm plötzlich ein Gedanke kam. »Deshalb war Keribdis so wild entschlossen, Alissa zu beherrschen …«, flüsterte er und dachte bei sich, dass dies das Hässlichste war, das er seit langem ausgesprochen hatte. »Alissa hatte bewiesen, dass sie willensstärker war, als Raku in der Luft und als Meisterin am Boden. Abgesehen von Talo-Toecan war sie die Einzige, die Keribdis ihrer gerechten Strafe hätte zuführen können. Vielleicht«, überlegte er laut, »ist das auch der wahre Grund, weshalb Keribdis Talo-Toecan verlassen hat.«
    »Dann hat Alissa recht«, sagte Strell und schreckte Yar-Taw aus seinen Gedanken auf. »Ihr glaubt ihr. Euer wildes Selbst ist unterdrückt und nicht zerstört.«
    Yar-Taws Blick fiel auf den steinernen Becher, den Alissa aus ihren Gedanken erschaffen hatte. »Nein. Ich habe keine wilde Bestie in meinen Gedanken. Aber jetzt werde ich nie erfahren, weshalb das bei Alissa anders war.«
    »Sie wird nicht sterben.«
    Er verzog das Gesicht ob der Überzeugung in Strells Stimme. Auch Lodesh blickte nicht mehr so verzweifelt drein, sondern wischte mit dem Zipfel seines Ärmels Alissa den Sand aus dem Gesicht. Seine Bewegungen sprachen von Zuversicht, nicht von Sterberitualen. Hoffnung war eine Sache. Blindheit eine andere. »Wir können ihren Tod nicht verhindern«, sagte Yar-Taw. »Ohne Quelle kann ein Meister nicht

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