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Alissa 4 - Die letzte Wahrheit

Alissa 4 - Die letzte Wahrheit

Titel: Alissa 4 - Die letzte Wahrheit Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dawn Cook
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wäre zu eng. Ich glaube nicht, dass wir uns je wieder trennen könnten. Es würde dich töten!«
    »Aber er hat gesagt, dass er mich liebt. Ich will das verstehen«, sagte Bestie, und ohne jede Angst, ohne einen Gedanken an morgen, löste Bestie absichtlich, aus freiem Willen und voller Hingabe ihr Wesen in Alissas auf.
    »Nein!«, schrie Alissa.
    Besties machtvolle, chaotische Gedanken erloschen wie eine Kerzenflamme. Alissa erstarrte, als der schwarze Schatten ihrer Abwesenheit durch sie hindurchlief. Silbrig und eisig traf er auf die Ränder ihres Bewusstseins und glitt leicht in die Ecken ihres Wesens. Alissa schnappte erstaunt nach Luft, als eine unerwartete Sehnsucht nach Freiheit sie erfüllte. Diese Sehnsucht wurde begleitet von einem festen Vertrauen, dem Wissen, dass sie frei war. Die beiden Emotionen schwollen an und wurden alles, was sie empfand. Sie wuchsen immer weiter, bis Alissa glaubte, in Ohnmacht zu fallen. Sie konnte nicht atmen. Sie konnte nicht schreien.
    Dann, so unerwartet wie sie gekommen waren, brachen die wilden Emotionen nach innen zusammen, zu etwas Vertrautem, mit dem sie leben konnte.
    Alissa rang nach Luft und fuhr so plötzlich aus ihrer Trance hoch, dass sie zu zittern begann. Erdrückender Kummer überkam sie, und sie krümmte sich keuchend über ihrem Kissen zusammen. Was hatte sie getan? Statt Verständnis zu finden, hatte sie Bestie zerstört! Der Platz, an dem ihr wildes Bewusstsein existiert hatte, war leer. In ihrem Geist gab es keine Gedanken außer ihren eigenen.
    Der Verlust schlug wie eine Woge über ihr zusammen, und Alissa rollte sich um das Kissen vor ihrem Bauch zusammen. Sie wiegte sich vor und zurück und drückte das Gesicht ins Kissen, damit niemand sie weinen hörte. Bestie war tot. Das war ihre Schuld. Sie hätte sie aufhalten müssen. In bitterem Schmerz erkannte Alissa, dass Bestie die Liebe sehr wohl verstanden hatte. Von Anfang an.
    »Alissa?«, drang Strells vorsichtiger Ruf durch die Tür, gefolgt von leisem Klopfen. »Ich habe uns etwas zu essen geholt.«
    »Geh weg!«, sagte sie und bekam Schluckauf. Sie drehte sich zur Wand, als die Tür trotzdem aufging.
    »Ach, Alissa«, sagte Strell leise, und seine Stimme klang beinahe erstickt vor Mitgefühl. »Ist schon gut. Wir bringen das in Ordnung. Und ich hatte damit gerechnet. Du hast mir nicht wehgetan.« Sie hörte etwas klappern, als er sein Essen abstellte. Dann war ein Klatschen zu hören, als er sich mit beiden Händen auf den Bauch klopfte. »Siehst du? Straff wie die Zeltschnur eines Tiefländers!«
    »Ich habe sie übernommen«, schluchzte Alissa. »Bestie ist fort. Sie wollte die Liebe verstehen, und dafür hat sie sich umgebracht.«
    Strell sog scharf die Luft ein, als er ihren Kummer begriff. Einen Herzschlag lang hörte sie nichts, dann flüsterte Strell: »Ganz ruhig.« Sie spürte, wie sich das Lager unter ihr bewegte, und der letzte Rest ihres Widerstands schmolz dahin, als er den Arm um sie schlang. Der Duft von heißem Sand war vertraut und tröstlich. »Nur ruhig«, murmelte er, als sie umso heftiger weinte. »Alles wird wieder gut.«
    »Wird es nicht!«, heulte Alissa auf. »Sie ist fort! Ich habe ihr versprochen, dass ich ihr niemals wehtun würde, und nun ist sie fort!« Sie wischte sich die Augen und hielt plötzlich inne. Ihre Hände kamen ihr irgendwie falsch vor, aber sie hätte nicht sagen können, warum. Die eine war gebrochen, aber das war es nicht. Sie blinzelte die Tränen fort und blickte auf. Die Wärme der Öllampe stieg als blauer Nebel auf und sammelte sich an der Decke der kleinen Kabine, wie Luftblasen unter dem Eis. Die Balken und Planken des Schiffes stöhnten, lauter als zuvor, aber dennoch besänftigend.
    Erstaunt wandte sie sich Strell zu. Ihr stockte der Atem. Er sah anders aus: entschieden unabhängig, aber umso stärker, weil er seine Unabhängigkeit mit ihrer verbunden hatte. Sie konnte es so deutlich sehen, als sei das eines seiner äußerlichen Merkmale, wie sein sanft gelocktes Haar oder seine krumme Nase. Er versuchte nicht, sie zu Boden zu bringen, er versuchte, sie zu befreien. »Strell?«, fragte sie furchtsam.
    Er erstarrte und wich vor ihr zurück. »Du hörst dich an wie Bestie«, sagte er.
    Sie lag noch immer in seinen Armen und betrachtete von dieser sicheren Wiege aus ihre Gefühle. Sie erkannte, dass er sie akzeptierte – alles an ihr –, und dass er sie liebte. Und sie verstand, was diese Liebe war. Sie schloss die Augen, als sie den Wind in der

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