Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Alissa 4 - Die letzte Wahrheit

Alissa 4 - Die letzte Wahrheit

Titel: Alissa 4 - Die letzte Wahrheit Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dawn Cook
Vom Netzwerk:
sehen, als er sich das Tuch wieder um die Augen band. »Wirst du also deinem Herzen folgen und damit dein eigenes Ende herbeiführen«, sagte Connen-Neute, während er seine goldenen Augen verbarg, »oder deinem Verstand gehorchen und Lodesh heiraten? Er liebt dich, und du liebst ihn. In jedem Falle solltest du dich rasch entscheiden, sonst nehmen sie dir die Entscheidung ab.«
    »Was meinst du, wer gewinnen würde?«, fragte sie kleinlaut und überlegte, ob sie wirklich so feige wäre, die Entscheidung den beiden Männern zu überlassen.
    Connen-Neute zuckte mit den Schultern. »Alle Logik spricht für Lodesh, denn er hat unendlich viel mehr Erfahrung, auf die er sich beziehen kann, und er ist Bewahrer. Aber Strell hat Bailic überlebt, dem kein Bewahrer gewachsen war, er hat einen wilden Raku angelockt und die Grenzen der Logik gesprengt, um dich durch eine Erinnerung aus der Vergangenheit zurückzuholen.« Connen-Neute steckte das Ende des langen Tuches fest und verbarg die nackten Hände in den Ärmeln. »Lodesh unterschätzt ihn. Genau wie Talo-Toecan.«
    Sie hörte ein Scharren hinter sich, wandte den Kopf und sah den ersten Maat mit Lodesh auf sie zukommen. »Wie meinst du das?«, fragte sie leise.
    »Strell ist in der Wüste aufgewachsen«, erwiderte er lautlos, während Lodesh und der nervös wirkende Seemann näher traten. »Er hat einen erbarmungslosen, steinharten Kern, den offenbar niemand sieht außer mir.« Er faltete die Hände friedvoll im Schoß und wandte Lodesh dann den frisch umwickelten Kopf zu.
    Alissa tat es ihm gleich, und ihre milde Neugier, was die beiden wohl von ihr wollten, wich echtem Schrecken, als Lodesh fragte: »Hat einer von euch beiden Farrin gesehen? Er hatte Nachtwache, doch seit Mitternacht scheint er verschwunden zu sein.«

 
    – 11 –
     

    C onnen-Neutes Schüssel drohte abzurutschen, als das Schiff eine besonders hohe Welle hinunterlief. Peinlich berührt, schnappte er sich mit einer umwickelten Hand den Tellerrand. Sauce schwappte heraus und befleckte seine Bandagen, und er runzelte die Stirn. Plötzlich gereizt, suchte er rasch im Geiste das Schiff ab. Die Seeleute, die gerade keine Wache hatten, hockten zusammengedrängt im Bug. Reden vermutlich immer noch über den verschwundenen Mann, dachte er. Dann entschied er, dass er im schlimmsten Fall einfach rasch die Öllampe löschen konnte, zog die Hände aus den Bandagen und löste seine Augenbinde.
    »Haltet Ihr das für klug?«, fragte Lodesh, ohne ihn anzusehen, und führ fort, die restliche Sauce mit einem krümeligen Zwieback von seinem Teller zu wischen.
    Connen-Neute führ sich mit langen Fingern über das kurze Haar, das die Augenbinde plattgedrückt hatte. »Ich weiß, wo alle sind«, erwiderte er leise.
    Der Bewahrer zuckte scheinbar unbekümmert mit den Schultern. »Wo ist Alissa?«, fragte er und nippte an seinem Tee. »Sie hat versprochen, heute Abend mit mir Karten zu spielen.« Er blickte zu dem schwarzen Rechteck am oberen Ende der Leiter und schnappte sich schuldbewusst ein Stück Pökelfleisch.
    Connen-Neute streckte die Hand über den Tisch und nahm das restliche Fleisch stumm, aber entschieden an sich. »Ihr habt Alissa erzählt, dass Ihr kein Fleisch mehr essen würdet. Ihr und Strell, alle beide.«
    »Ich habe nichts dergleichen versprochen.« Lodesh grinste ihn unter blonden Locken hervor schelmisch an. »Ich habe nur damit aufgehört, als sie mich darauf aufmerksam gemacht hat, dass sie das nicht mag. Was sie daraus für Schlüsse zieht, liegt ganz allein bei ihr.«
    Connen-Neute brummte warnend. Er war ziemlich sicher, dass dieser feine Unterschied Alissa nichts bedeuten würde. Er zupfte den letzten Brocken Fleisch auseinander und aß höhnisch Stück für Stück. Ihm gefiel es, dass Alissa an ihrer Hochland-Erziehung festhielt und kein Fleisch aß. Das ersparte ihrer Freundschaft viele mögliche Streitpunkte. Und da er nicht die Absicht hatte, um sie zu werben, war es ihr auch gleich, was er aß. »Alissa schläft schon«, beantwortete er Lodeshs ursprüngliche Frage und spülte das Fleisch dann mit einem Schluck schalen Wassers hinunter.
    Sie hatten schon fast die Hälfte der Wasserfässer im Laderaum geleert. Die übrigen zeigten erste Anzeichen des Verderbs. Vielleicht hatte der Kapitän recht. Vielleicht sollten sie morgen kehrtmachen. Zumindest die Menschen …
    Ein leises Geräusch am Kopf der Leiter unterbrach seine Gedanken. Hastig verbarg er die Hände in den weiten Ärmeln, sandte

Weitere Kostenlose Bücher