All the lonely people
aufmachen und vorurteilslos beobachten, wie sich andere uns gegenüber verhalten. »Man kann nicht nicht kommunizieren«, lautete das Credo des Kommunikationsexperten Paul Watzlawick. Damit wollte er sagen, dass wir sogar dann Signale senden und erhalten, wo es gar nicht beabsichtigt ist. Von daher lohnt es sich, einmal sorgfältig auf die Rückmeldungen zu achten, die wir täglich gratis und ungebeten bekommen. Sie werden staunen, was Sie herausfinden, wenn Sie erst einmal mit Ihrer Beobachtung beginnen.
Feedback mit und ohne Worte
S elten verraten uns andere offen, was sie über uns denken. Vielleicht sind sie dazu zu höflich, ängstlich oder einfach nur gleichgültig. |177| Doch ihre Körpersprache ist ebenso aussagekräftig wie ihre Worte. Das lässt sich schon an einem einfachen Beispiel beweisen:
In meinem Pilateskurs ist eine Frau, die offenbar nichts davon hält, ein Deodorant zu benutzen. Weil sich niemand gerne in ihrem Dunstkreis bewegt, bleibt um sie herum immer deutlich Platz. Auf diese Weise erhält sie mindestens einmal pro Woche ein nonverbales Feedback dafür, dass es mit ihrer Körperpflege hapert. Nur hat sie es leider noch nicht genutzt.
Nonverbales Feedback kann noch viele andere Formen annehmen: Etwa dass man Ihnen zerstreut zuhört, in der Konferenz Ihre Wortmeldung übergeht, Ihre Gesprächspartner sich immer schnell wieder verabschieden oder Sie im Restaurant vom Kellner übersehen werden. Manchmal erhalten wir indirekte Rückmeldung dadurch, dass man uns an bestimmten Ereignissen nicht beteiligt. Sie erfahren etwa, dass sich die meisten Kollegen aus Ihrer Abteilung nach der Arbeit noch auf ein Bier getroffen haben. Sie hat man nicht gefragt. Oder Sie hören im Nachhinein, dass gute Bekannte eine tolle Grillparty veranstaltet haben. Sie waren nicht eingeladen.
Nonverbales Feedback verrät Ihnen zwar nicht, aus welchem Grund man Sie meidet, doch es zeigt, wo etwas nicht stimmt. Verzichten Sie darauf, gleich Entschuldigungen zu finden, um Ihr verletztes Ego zu trösten, Etwa: »Die wissen ja, dass ich sowieso nicht gerne in die Kneipe gehe«, oder »Auf der Party hätte ich mich eh gelangweilt.« Schauen Sie lieber genau hin!
Noch deutlicher als die stumme ist die verbale Rückmeldung. Im positiven Fall macht man Ihnen Komplimente, im negativen werden Sie kritisiert. Verständlicherweise hören wir Kritik höchst ungern. Unsere natürliche Reaktion darauf ist, uns zu verteidigen. Wir erklären, warum wir so und nicht anders handeln konnten. Oder wir fahren eine Retourkutsche nach dem Motto: »Schau dich doch mal selbst an, du bist auch nicht besser.«
Wenn Sie jedoch beschließen, Rückmeldungen als Quelle neuer Erkenntnisse zu nutzen, dürfen Sie diesen Impulsen nicht ohne weiteres nachgeben. Stattdessen sollten Sie genau hinhören, was man Ihnen vorwirft.
|178| Jetzt wollen Sie es genau wissen
N achdem Sie eine zeitlang nonverbales Feedback und beiläufige Kritik offen aufgenommen und gesammelt haben, dürfte Ihnen dadurch manches klarer geworden sein. Sie ahnen nun, wo Ihre kritischen Punkte liegen. Aber damit wissen Sie wahrscheinlich noch nicht im Detail, womit Sie die abschreckende Wirkung erzielen.
Der nächste Schritt besteht darin, danach zu fragen. Ich kann verstehen, wenn Sie davor zurückschrecken: Mit einer so persönlichen Frage öffnen wir uns und zeigen, dass wir unsicher sind. Trotzdem hoffe ich sehr, dass Sie es wagen, denn nur so erhalten Sie konkrete Anhaltspunkte, was Sie ändern müssen.
Damit Sie sich sicherer fühlen, möchte ich Ihnen vorab einen kleinen Feedback-Führer an die Hand geben:
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Suchen Sie sich passende Partner für Ihr Feedback.
Diejenigen, die Sie fragen, sollten im entsprechenden Punkt
kompetent
sein. Es hat zum Beispiel wenig Sinn, eine Freundin oder einen Freund, die selbst nur in Jeans und Pulli herumlaufen, zu fragen, ob Sie sich passend kleiden. Da werden Sie von modebewusstenen Bekannten, deren Stil Sie bewundern, wesentlich besser beraten.
Neben der Kompetenz spielt eine Rolle, wie
sympathisch
Sie sich gegenseitig sind. Sie sollten wirklich nur mit jemandem sprechen, der Ihnen wohlgesinnt ist. Andernfalls werden Sie vielleicht durch harte Formulierungen oder hämische Bemerkungen verletzt.
Berücksichtigen Sie auch, wie
vertrauenswürdig
Ihr(e) Gesprächspartner(in) ist. Es wäre fatal, wenn Ihre Nachfrage wenig später unter Ihren Bekannten oder Kollegen die Runde machte.
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Wenn Sie um Feedback bitten, müssen
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