Allan - Das Relikt der Goetter (Band 1) (German Edition)
»Wieso seid ihr hier?«
»Wir hätten eine Bitte an dich.«
»Und die wäre?«
»Diese Wesen, die auf unserem Land waren, haben sich unserer Pferde angenommen, und uns steht noch ein langer Weg bevor.«
»Wo soll es denn hingehen?«
»Nach Kanula.«
»Nach Kanula? Was wollt ihr dort?«
»Wir müssen für Nahrung sorgen, doch bei uns gibt es derzeit weit und breit keine Tiere, die wir jagen könnten.«
»Hier auch nicht«, erwähnte Berolius beiläufig. »Also soll ich euch meine Pferde zur Verfügung stellen.«
Merelitos nickte.
»Natürlich bekommt ihr sie. Einem alten Freund kann ich doch keine Bitte abschlagen.«
Sie machten sich zu Berolius` Pferdestall auf.
»Diese zwei hier sind meine besten Pferde.«
Er gab ihnen zwei schwarze Hengste, die stolz und erhaben wirkten.
»Sie sind wunderschön«, bemerkte Esary.
»Nicht wahr? Kann ich sonst noch etwas für euch tun?«
»Nein, Berolius«, antwortete Merelitos. »Du hast uns schon sehr geholfen. Danke.«
»Keine Ursache. Ich wünsche euch viel Erfolg und alles Gute für eure Reise.«
Allan hatte das Gefühl, Merelitos´ Freund wollte sie schnell wieder loswerden. Anscheinend war ihm irgendetwas widerfahren, woran er sehr zu knabbern hatte. Dies schien auch Merelitos aufgefallen zu sein, denn er fragte: »Ist alles in Ordnung bei dir?«
Blitzschnell antwortete Berolius: »Ja, selbstverständlich ist alles in Ordnung. Wieso sollte denn etwas nicht in Ordnung sein?«
»War nur so ein Gefühl. Tut mir leid.« Es war etwas geschehen, doch sie alle würden niemals erfahren, was es war.
Sie verabschiedeten sich von Berolius und ritten davon.
Nachdem die drei verschwunden waren, tat er endlich das, was er die ganze Nacht vorgehabt hatte. Er ging um sein Haus herum und begab sich in seinen Garten. Einst war er wunderschön gewesen, mit den verschiedensten Sorten an Schneeblumen. Er hatte nur so vor Leben und Schönheit gestrotzt. Doch seitdem seine Lieben ihn verlassen hatten, hatte er seinen Garten vernachlässigt und er war in sich eingegangen. Die vier Kreuze, die dort standen, erinnerten an einen Friedhof.
Sein Schwert hatte er bewusst im Haus gelassen, denn er wollte nicht mehr kämpfen. Berolius wollte nur noch eins: Sterben!
Ein lauter Schrei ertönte vor dem Haus. Berolius´ Frau sprang auf und riss ihn aus dem Schlaf.
»Nun wach´ doch auf!« Sie zerrte an seinem Arm.
»Was ist denn passiert?«, fragte er schlaftrunken.
»Hast du den Schrei nicht gehört?«
»Doch, aber ...«
»Dann schau´ nach dem Rechten. Er kam von einer unserer Töchter.«
Er wurde hellwach. Seine Töchter waren von ruhiger Natur und veranstalteten nie einen solchen Lärm. Es musste etwas passiert sein. Berolius nahm sein Schwert und lief in den Garten, seine Frau hinter ihm her. Draußen eröffnete sich ihm ein Anblick des Grauens. Zwei seiner Lieben lagen mit dem Gesicht im Schnee, welches sich um ihre Köpfe herum rot verfärbt hatte.
»Oh, mein Gott!«, schrie seine Gattin und lief zu ihren Töchtern. Berolius bekam kaum Luft. Dieser Anblick war der grausigste, der sich ihm jemals geboten hatte. Anela und Niseva waren tot. Einzig seine Jüngste, Filis, war am Leben. Jedoch nicht mehr lange, würde er nicht endlich geistesgegenwärtig werden. Da sah er, was sein Kind bedrohte. Sie lag auf dem Boden, die Arme vor ihrem Gesicht verschränkt und weinte. Über sie hatte sich ein schwarzes Unwesen gebeugt und war dabei, sie mit seinen Pranken zu verletzen. Berolius lief los und wollte sich mit seinem Schwert auf dieses Untier stürzen. Es schien die Bedrohung bemerkt zu haben, denn es drehte sich um und schleuderte den Angreifer gegen die Hauswand. Er blickte zu seiner Tochter und musste mit ansehen, wie sie getötet wurde.
Seine Frau schrie und weinte und rang nach Luft. Sie erlitt anscheinend einen Schock.
Er stürzte sich wieder auf das Wesen, das ihn erneut gegen die Hauswand schmetterte. Dann widmete sich diese Kreatur seiner Gattin, welche es im Handumdrehen in seine Gewalt gebracht hatte. Berolius hatte sich den Hinterkopf aufgeschlagen. Er wollte aufstehen, jedoch konnte er das Gleichgewicht nicht halten und nichts mehr für sie tun. Es tötete seine Frau und kam schließlich auf ihn zu. Ihm fiel es schwer bei Bewusstsein zu bleiben. Doch auf einmal kochte die Wut in ihm über. Er stand schwankend auf und schlug diesem Ding den Schädel ab, welcher durch den Garten flog. Erst jetzt realisierte er, was geschehen war und brach zusammen. Er stürzte
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