Allan - Das Relikt der Goetter (Band 1) (German Edition)
würde, doch damit hatte er nicht gerechnet. Nie zuvor hatte er dieses Gefühl vollkommener Ruhe und Zufriedenheit verspürt - selbst im Piron-Wald nicht.
Erst schienen diese Klänge nichts Bedeutendes aussagen zu wollen, aber dann verstand Allan den Sinn dieser Töne. Sie sagten ihm: Komm´ zu mir, Allan! Komm´ zu mir! Und Allan ging - zu wem auch immer. Er setzte ohne Zweifel einen Fuß nach dem anderen in das Wasser und schwamm hinüber zu der Insel. Das, was er dort zu sehen bekam, überschritt seine Vorstellungskraft. Das Meer aus dem glitzernden Blau war schon fantastisch und wunderschön gewesen, doch das, worauf er nun blickte, machte ihn beinahe verrückt vor Glück. Diese Fee ... Sie war das schönste und reinste Wesen, welches er jemals zu Gesicht bekommen hatte. Er kam aus dem Wasser hinaus und stellte sich vor die Fee, die ihn scheinbar schon erwartet hatte.
»Allan! Endlich bist du hier.«
»Woher kennt Ihr meinen Namen?«
»Ich weiß alles.« Sie warf ihre langen, himmelblauen Haare nach hinten. Etwas Verbotenes und Verführerisches hatte sie an sich, welchem Allan kaum widerstehen konnte.
»Ich weiß von deinem Leben im Piron-Wald, deiner beschwerlichen Reise, von deinen beiden Freunden ... und von deinem Wunsch.«
»Also werdet Ihr ihn mir erfüllen?«, fragte er hoffnungsvoll.
»Das hängt ganz alleine von dir ab, mein Lieber.«
»Wie meint Ihr das?«
»Vielleicht überlegst du es dir ja noch und bleibst bei mir ... für immer.« Ihre blauen Augen leuchteten rot auf. Allan lief ein kalter Schauer über den Rücken. Diese Fee schien gut zu sein, sonst würde sie den Menschen ihre Wünsche nicht erfüllen. Doch eine dunkle Aura umspielte ihre göttliche Gestalt.
»Das klingt verlockend ... wirklich.« Allan sagte die Wahrheit. Er konnte sich gut vorstellen, in Gegenwart eines so vollkommenen Geschöpfs zu leben. »Aber meine Freunde sind in großer Gefahr, und wenn ich mich nicht beeile, wird ihnen etwas Schreckliches zustoßen.«
»Das weiß ich doch, Allan. Ich kenne deine Sorgen. Jedoch könntest du all´ deine Ängste einfach so vergessen, wenn du hier bei mir bleiben würdest.«
Sie ging auf ihn zu und funkelte ihn mit ihren verführerischen Augen an. Er hatte noch nie solche Augen gesehen. Sie waren so blau wie das Meer und schienen tief in seine Seele sehen zu können. Sie streichelte ihm sanft über die Wange.
»Du könntest hier all´ deine Fantasien ausleben ... Und damit meine ich wirklich alle.«
Er verstand, worauf sie hinauswollte. Der Drang, ihre Berührung zu erwidern, wurde größer. Er wollte wissen, wie sie sich anfühlte, wie sie schmeckte, wie sie roch. Doch riss er sich zusammen und konzentrierte sich auf das, was wichtig war.
»Das ist wirklich ein verlockendes Angebot, aber ich darf nicht vergessen, weshalb ich hierhergekommen bin: Ich muss meine Freunde retten.«
»Aber glücklich sein ist auch wichtig. Was nützt es dir, wenn du deine Freunde und Tylonia rettest, jedoch wieder alleine bist? Glaubst du, nur weil du die Welt vor dem Unheil beschützt, würden dich die Menschen mehr mögen?« Sie schüttelte den Kopf. »Jeder wird froh sein, wenn Tylonia gerettet ist, aber niemand wird sich mehr für dich interessieren als vorher.«
»Das glaubt Ihr doch selbst nicht. Esary und Merelitos würden mich niemals fallen lassen.«
»Was willst du damit sagen?«
Allan sagte etwas, was er kurz darauf zutiefst bereute: »Ihr lügt, nur um mich bei Euch zu halten!«
Am Himmel zogen sich schwarze Wolken zusammen, das Wasser wirbelte auf und das Lächeln der Fee verwandelte sich in erbostes Zähneknirschen. Sie würde ihn für seine Worte büßen lassen. Warum hatte er nicht den Mund gehalten?
Schwärze umgab sie. Ihre Augen waren verbunden. Esary versuchte auszumachen, wo sie sich befand, wie viele Menschen um sie herum waren und ob ihr Vater bei ihr war. Als er niedergeschlagen worden war, hatte sie nicht schnell genug reagieren können, um ihre Peiniger zu erkennen. Sie hörte männliche Stimmen.
»Vater?«, fragte sie in die Schwärze, die sie umgab. »Vater!«
»Sei still!«, brüllte einer der Männer und verpasste ihr einen Schlag ins Gesicht. Mit diesen Burschen war scheinbar nicht zu spaßen. Hoffentlich würde Allan sie finden. Sie hasste ihn. Warum hatte er ihre Gefühle nicht erwidert? Sie hatte sich ihm geöffnet, ihm ihren Körper geschenkt. Und nun würde er sie einfach fallen lassen. Er müsste sie und ihren Vater retten, um sich dafür
Weitere Kostenlose Bücher