Allan - Das Relikt der Goetter (Band 1) (German Edition)
wieso sieht Midora so aus wie du und hat die Gestalt eines Geistes angenommen?«, fragte Allan.
»Solange er sich hier in dem Wald befunden hatte, waren seine magischen Kräfte versiegt. Doch dann hatte er einen Weg hinausgefunden und seine Kräfte zurückbekommen. So konnte er eine andere Gestalt annehmen. Er könnte jede Gestalt annehmen. Selbst die eure.«
»Das wollen wir doch mal nicht hoffen.«
Auf einmal wurde der Müller ganz traurig und blickte zu Boden.
»Was ist los?«
»Könntet ihr mir vielleicht«, begann er unsicher, »dabei helfen, den Dolch des Sturms wieder zu erlangen und Midora zurück in den Wald zu verbannen?«
»Ob wir ihn verbannen können, können wir nicht sagen«, antwortete Noma. »Aber wir werden dich auf jeden Fall dabei unterstützen, den Dolch wiederzubekommen.«
Ein ausgedehntes Grinsen machte sich im Gesicht des Müllers breit.
»Vielen, vielen Dank. Ich hatte immer gehofft, dass irgendwann jemand kommen würde, der mir helfen könnte. Und als ich die Hoffnung fast aufgegeben hatte, kamt ihr.«
»Dann lasst uns so schnell wie möglich ...«
»Schau mal, Allan. Dort oben.« Noma deutete in Richtung Himmel. Wie aus dem Nichts war ein schwarzer Strahl erschienen, welcher den gesamten Himmel für einen Augenblick verdunkelte.
»Wir müssen uns beeilen, sonst ist es zu spät«, bemerkte Noma.
»Ja, lasst uns losziehen und diesem Midora die Hölle heißmachen.« Der Müller konnte es scheinbar nicht erwarten, endlich wieder in seine Mühle zurückzukehren. Also machten sie sich auf den Rückweg, der sich zum Glück als ungefährlich erwies. Sie kannten nun die Fallen und umgingen sie.
Nachdem sie den Wald verlassen hatten und der Mühle näher kamen, hörten sie einen freudigen Gesang, welcher anscheinend aus Midoras Kehle stammte. Er schien sich seiner Sache recht sicher zu sein. Sie betraten das Gebäude und blickten in sein verärgertes Gesicht.
»Sieh´ an. Wen haben wir denn da?«
»Damit hast du wohl nicht gerechnet, Midora«, sagte der Müller.
»In der Tat. Wie habt ihr es geschafft, den Fallen auszuweichen?«
»Deine Fallen waren ein Witz«, erwiderte Noma.
»Mach´ dich nicht über mich lustig!« Midora schien wütend zu sein. »Sonst gnaden dir die Götter!«
»Lass` die Götter aus dem Spiel!«, sagte Allan. »Sie wollen mit Sicherheit nicht, dass eines seiner Geschöpfe sich gegen ihren Frieden stellt.«
Midora begann zu lachen. »Solch´ ein Geschwafel habe ich lange nicht mehr gehört. Seitdem die Welt erschaffen wurde, gibt es das Böse. Mal mehr, mal weniger. Aber es ist jederzeit allgegenwärtig.«
»Das mag ja sein«, entgegnete Noma, »doch wie du siehst, gibt es auch immer jemanden, der sich gegen das Böse stellt.«
»Und das seid ihr?«
»Genau.«
Wieder schallendes Gelächter. Midora war ein Wesen böser Natur und war scheinbar der Überzeugung, als Sieger dieses Kampfes hervorzugehen.
»Das werden wir ja sehen.« Er legte die Gestalt des Müllers ab und nahm die seine an - die eines Kobolds. Er war klein und dürr, trug eine zerfetzte Hose und Weste, sein graues Haar war struppig und sein Gesicht grün und von Falten gezeichnet. Sein Inneres trug er nach außen. Man sah ihm förmlich an, dass er vom Bösen geleitet wurde.
»Wo ist der Dolch, Midora?«, fragte der Müller.
»Ich weiß von keinem Dolch«, log er.
»Wo ist der Dolch?«, wiederholte der Müller mit Nachdruck in der Stimme. Der Kobold zuckte mit den Schultern, und ehe sich die drei versahen, stürzte er sich auf sie. Sie wichen zurück und zogen ihre Waffen. Als Allan Midora angreifen wollte, war dieser blitzschnell verschwunden. Doch schon im nächsten Moment kam er auf ihn zugestürmt. Diesmal konnte er schneller reagieren, holte mit seinem Schwert aus und verletzte seine Visage. Eine große Schnittwunde zierte seine linke Wange.
»Du widerlicher Bastard!«, schimpfte Midora. Seine Fingernägel wurden, wie auf wundersame Weise, zu langen Krallen, welche er Allan durch das Gesicht zog. Es brannte und pochte unter seiner Haut. Das Blut lief ihm in Augen und Mund. Er konnte kaum noch etwas sehen und der Eisengeschmack brachte ihn zum Würgen. Midora ließ nicht lange auf sich warten und wollte erneut zum Schlag ausholen, doch kam ihm Noma in die Quere. Sie nahm Allan sein Schwert aus der Hand, der damit beschäftigt war, sich das Blut aus den Augen zu wischen.
»Lass´ die Finger von ihm!«, schrie sie und rammte diesem schrecklichen Wesen das Schwert in den Leib. Ein
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