Allan - Das Relikt der Goetter (Band 1) (German Edition)
quälender Schrei entfuhr ihm, doch abgesehen von dem Schmerz, schien ihm diese Verletzung nicht viel auszumachen. Noma zog das Schwert wieder hinaus und sah auf das Blut, welches an ihm haftete. Es war grau und dickflüssig. Midora war wahrlich eine merkwürdige Kreatur. Die drei schauten nach ihm. Er fasste sich an die Wunde und betrachtete sie. Dann verschloss sie sich. Er verfügte über die Gabe der Selbstheilung. Der Müller riss ungläubig den Mund auf.
»Wahrhaftig ein Wunder.«
»Nun, meine Lieben. Wie ihr seht, hat es nicht viel Sinn mir ein Schwert oder irgendeine andere Waffe in den Leib zu jagen.«
Allan sah etwas Funkelndes hinter Midora auf dem Boden liegen. Bei näherer Betrachtung erkannte er, dass es ein Dolch war. Der Dolch der Stürme. Der Kobold schien ihn nicht zu vermissen. Er hatte seinen Verlust scheinbar nicht bemerkt. Irgendwie musste er hinter ihn gelangen und sich die Waffe schnappen. Midora war in das Geschwafel über sich selbst vertieft. Er würde es sicherlich nicht merken, wenn Allan seinen Platz verlassen würde. Doch dann rannte auf einmal Noma los und schnappte sich den Dolch.
»Ich bin halt unbesiegbar.« Plötzlich kam etwas in Midoras Brust zum Vorschein.
»Sicher?« Noma stand hinter ihm und zog den Dolch aus ihm hinaus. Midora blickte mit entsetzten Augen an sich hinunter. Er war zwar unsterblich, doch hatte er anscheinend nicht mit der Macht dieser Waffe gerechnet. Wie der Müller ihnen später erklärte, könnte der Dolch jedes Wesen, welches ihn von seinem rechtmäßigen Platz entfernte, unschädlich machen - so unsterblich es auch sein mochte.
»Ihr ... widerlichen ... Bastarde«, fluchte Midora, ehe er in sich zusammensank und starb.
Der Wind hatte zu wehen begonnen, nachdem der Müller den Dolch in seine Vorrichtung zurückgelegt hatte. Das Rad der Mühle bewegte sich wieder und die Zeitschleife war verschwunden. Sein Geist war in die steinerne Statue gefahren und hatte sie zum Leben erweckt.
»Vielen lieben Dank für eure Hilfe. Ohne euch wäre ich verloren gewesen.«
»Dank´ uns nicht«, entgegnete Allan. »Ohne dich hätten wir nie die Wahrheit erfahren und würden immer noch in dieser Zeitschleife feststecken.«
Seine Wunden waren weniger schlimm, als sie ausgesehen hatten. Nachdem all´ das Blut weggewischt worden war, waren vier lange, aber nicht gerade tiefe Risse in seinem Gesicht zu sehen. Sie würden schnell verheilen und keine Narben hinterlassen.
»Danke trotzdem. Ihr ward meine Rettung.«
»Das haben wir gerne getan«, erwiderte Noma. »Aber nun müssen wir los. Wir haben schon genug Zeit verloren.«
»Das verstehe ich. Ich wünsche euch für eure weitere Reise alles Gute und vielleicht sehen wir uns ja eines Tags wieder.«
»Das wäre wirklich schön ... verrückter Müller.«
Nun konnten sie sich weiter auf den Weg nach Enwob machen. Das dritte Schwert wartete auf sie und sie durften keine Zeit mehr verlieren. Da fiel Allan der schwarze Strahl am Himmel wieder ein, den sie im Midora-Wald gesehen hatten. Was hatte er zu bedeuten? Er hoffte, dass das Unheil nicht schon längst seinen Lauf genommen hatte. Nach kurzer Zeit kamen sie in eine Wüste, in der sich ihre Umgebung schlagartig veränderte. Eben waren sie noch über frisches, saftiges Grün gegangen, doch nun liefen sie auf weichem, geschmeidigem Sand. Diese Einöde war unendlich groß. Sie schien kein Ende zu nehmen. Wie sollten sie sich hier zurechtfinden? Sie entschlossen sich dazu, weiter geradeaus zu gehen. Irgendwann würden sie auf jemanden treffen, der ihnen weiterhelfen könnte - hoffte Allan zumindest.
Die Dämmerung trat ein und sie machten Rast. So warm es tagsüber in der Wüste auch gewesen war, so erbärmlich kalt war es bei Nacht. Sie hatten nichts dabei, um sich wärmen zu können, also legten sie sich zum Schlafen dicht beieinander, um sich gegenseitig Wärme zu spenden. Kurze Zeit später fielen sie in einen langen, tiefen Schlaf, aus dem sie am nächsten Morgen unsanft geweckt wurden. Allan spürte, wie ihm stetig etwas in die Seite gerammt wurde. Als er die Augen öffnete, sah er eine Gruppe Frauen um sich versammelt, die scheinbar nicht erpicht darüber waren, Fremde in der Wüste vorzufinden.
»Wer seid ihr und was habt ihr hier verloren?«, fragte eine von ihnen. Sie trugen weite Hosen, wodurch sie wie Männer aussahen, und Blusen, die Einblick auf ihre Bäuche und Dekolletés gewährten. Würde er sich durch sie nicht bedroht fühlen, würde Allan sie als
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