Allan - Das Relikt der Goetter (Band 1) (German Edition)
gekränkt.
»Nicht ganz. Du hast einen hellen Schein in dir, der das Böse daran hindert, dich vollkommen einzunehmen.«
»Ich wünschte, ich hätte diesen hellen Schein nicht mehr.«
»Dem kann ich nachhelfen.«
»Wie das?«
»Soll das Gute in dir wirklich verschwinden?«
»Nichts mehr ersehne ich mir.«
»Dann soll es so sein.« Xantos zog sein Schwert. Es hatte eine seltsam geformte Klinge. Sie war wellig und endete in einer gebogenen Spitze. Ehe Esary sich versah, hatte er es ihr in die Brust gerammt. Doch seltsamerweise verspürte sie keinen Schmerz. Das Einzige, was sie spürte, war, wie das Gute in ihr verschwand und endgültig Platz für das Böse machte. Er zog die Waffe aus ihr heraus und sie fühlte sich so gut wie nie zuvor. Sie hatte das Gefühl, an Macht hinzugewonnen und sich vollkommen entfaltet zu haben. Die Stelle, in der soeben noch Xantos´ Schwert gesteckt hatte, blutete nicht. Es war nichts zu sehen. Doch etwas hatte sich an ihr verändert. Ihr Kleid hatte eine andere Farbe angenommen - es war schwarz wie die Nacht. Sie blickte ihn fragend an.
»Sieh her!« Er hielt ihr die Klinge seines Schwertes vor das Gesicht, in der sie ihr neues, böses Äußeres sehen konnte. Nicht nur ihr Kleid, sondern auch ihre Augen und Haare hatten die Farbe des Todes angenommen. Es war ein berauschendes Gefühl.
»Es fühlt sich gut an, nicht wahr? Und es wird noch besser, wenn die ganze Welt aus Angst und Schrecken vor dir erzittert.«
Esary konnte es kaum erwarten, Angst und Schrecken über Tylonia zu verbreiten.
Allan und Noma hatten sich dazu entschlossen, dem Stern zu folgen, ohne erneut von ihrem Weg abzukommen - auch wenn dabei Unschuldige ihr Leben verlieren würden. Doch wie groß würde die Wahrscheinlichkeit sein, nochmals auf jemanden in Not zu stoßen? Einige Tage vergingen bis sie die Wüste erreichten. Sie hatte sich seit ihrem letzten Besuch sehr verändert. Aus dem lebendigen Reich des Sandes war eine leblose Einöde geworden. Keine Oasen, keine Vögel und keine Dünen waren zu sehen. Enwob war eingegangen, wie ein Apfel in der prallen Sonne. Aus der Ferne erblickten sie die Überreste der Wüstenfestung. Der Stern führte sie durch sie hindurch. Sie war eine einzige Ruine. Die Festung war in sich zusammengestürzt. Ob es hier Überlebende gab, wussten sie nicht. Sie konnten es nur hoffen. Aber die Hoffnung verblasste bald. Sie sahen eine Kriegerin nach der anderen in den Trümmern liegen - tot. Sie waren die stärksten und kraftvollsten Menschen gewesen, die Allan je gesehen hatte. Doch auch für sie war Xantos zu machtvoll gewesen. Mit Sicherheit hatte er sie ohne Probleme töten können. Er war einfach zu mächtig. Er fragte sich, wie er diesen Mann, welcher der Hölle entsprungen zu sein schien, besiegen sollte. Eine Armee würde er benötigen, um es mit ihm aufnehmen zu können. Sie verließen die Festung und begaben sich in einen Teil der Wüste, den sie nicht kannten. Sie war unglaublich groß. Wahrscheinlich hatten sie noch nicht alles von ihr gesehen. Nachdem sie die Grenzen überschritten hatten, verdunkelte es sich um sie herum. Das Einzige, was zu sehen war, war der Stern, welcher ihnen den Weg zeigte. Doch dann sah Allan am Horizont etwas anderes aufleuchten. Erst ganz schwach, aber dann kam es näher. Es war ein blaues Licht, das umherflackerte.
»Was ist das?«, fragte er.
»Ein Irrlicht«, antwortete Noma.
»Ein was?«
»Ein Irrlicht. Seelenlose Geister, die den Weg ins Jenseits noch nicht gefunden haben.«
Allan schaute sie beunruhigt an.
»Keine Sorge. Wenn wir ihm nichts tun, tut es uns auch nichts.«
Sie folgten weiterhin dem Stern und aus einem blauen Licht wurden zwei, dann drei, dann vier und immer mehr. Der Stern stand ungünstig und sie kamen inmitten der Gruppe von Irrlichtern. Es waren wirklich nur Lichter, welche um sie herum schwirrten.
»Als ich zum ersten Mal ein Irrlicht gesehen habe, hatte ich auch Angst vor ihnen«, erklärte Noma. »Doch dann habe ich erkannt, dass sie harmlos sind. Au!«
Eines der Irrlichter hatte sie am Arm gestreift und hinterließ eine Rötung auf der Haut. Vielleicht hatte es sie aus Versehen berührt. Jedoch kam schon das Nächste auf sie zu und streifte sie am anderen Arm. Allan zog sein Schwert.
»Sie sind also harmlos?«
»Ich weiß auch nicht, warum sie das machen.«
Erneut kam eins auf Noma zugeflogen. Doch Allan reagierte schnell und wehrte es mit seiner Waffe ab. Sie beschleunigten ihren Schritt und begannen
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