Allan - Das Relikt der Goetter (Band 1) (German Edition)
eigenes.
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Zalirs Herz schlug ihr bis zum Hals. Sie hatte das Gefühl, als würde ihr eine unsichtbare Macht die Kehle zuschnüren. Soeben hatte sie mit ansehen müssen, wie Xantos das Relikt zusammengesetzt und es die böse Energie des Besitzers über das gesamte Land verbreitet hatte. Die einstige Prinzessin Tylonias faltete die Hände zusammen und schickte ein Stoßgebet gen Himmel, obwohl sie wusste, dass es kaum von nutzen sein würde. Da sah sie etwas, womit sie und vermutlich alle, die dort unten vor dem Schloss standen, nicht gerechnet hatten. Esary zückte ihr Schwert und rammte es Xantos in den Rücken, der tot zu Boden sank. Zalir konnte es nicht fassen. Sie fragte sich, was hinter dieser Tat steckte. Hatte sie es getan, weil sich ihr Gewissen zu Wort gemeldet hatte? Oder, weil sie die alleinige Macht über das Land haben wollte? Die nächsten Minuten zeigten ihr, dass es sich um Letzteres handelte. Vor dem Schloss tauchte eine ganze Meute auf, welches sich als die Völker Tylonias entpuppte. In ihr keimte Hoffnung auf. Sie durfte nicht untätig dastehen und einfach nur zusehen. Zalir verließ ihr Gemach und lief nach draußen. Die Gänge konnte sie ohne Widerstand durchqueren, da sich alle Schattenwesen vor dem Schloss aufhielten. Sie wollte ihrem Volk beistehen und helfen, doch wurde sie von dem schwarzen Kokon abgehalten. Es gab keine Möglichkeit ihn zu durchschreiten. Da entdeckte sie ihren Bruder, der soeben einem der feindlichen Kreaturen den Kopf abgeschlagen hatte.
»Galero!«, rief sie. »Galero!«
Er blickte zu ihr rüber und bahnte sich einen Weg durch die Kämpfenden. Er lief auf sie zu, prallte am Kokon ab und wurde zurückgeschleudert. Es wirkte, als hätte er einen elektrischen Schock bekommen. Er hatte nicht ahnen können, welche Macht und Kraft in ihm steckte. Nachdem er sich wieder aufgerappelt hatte, näherte er sich der elektrischen Wand vorsichtiger.
»Zalir! Ich bin so froh, dich wohlauf wiederzusehen.«
»Und ich erst, Galero. Ich wusste, dass ich mich auf dich verlassen kann.«
»Ich habe gehört, dass Vater ...« Er verstummte.
»Ja, unser Vater ist tot. Ich habe ihn im Schlossgarten begraben können, ehe Xantos mich im Schloss eingesperrt hat.«
»Dann hat er zumindest eine Beisetzung bekommen.«
Galero schaute sich um und musterte den Kokon eindringlich. »Gibt es irgendeinen Weg hinein oder hinaus?«
»Nein. Du hast ja gesehen, was passiert, wenn man es berührt.«
»Da hat Xantos ganze Arbeit geleistet. Wir müssen das Relikt irgendwie zerstören.«
»Aber wie? Ich weiß nicht, wo es sich befindet.«
»Auf der Turmspitze.«
»Aber wie soll ich es vernichten?«
»Wir müssen uns irgendetwas einfallen lassen. Nur so ...«
Zalir sah, wie das Gesicht ihres Bruders gegen den Kokon gepresst wurde und erneut einen elektrischen Schock erleiden musste. Doch dieses Mal war er stärker und dauerte länger an. Er schien qualvolle Schmerzen zu leiden. Seine Augen verdrehten sich, bis nur noch das Weiße in ihnen zu sehen war. Die Adern in seinem Gesicht platzten und verfärbten seine Haut rot. Blut trat aus seinem Mund heraus, tropfte auf den Kokon und verdampfte durch dessen Hitze. Es hinterließ einen Gestank der Verwesung. Dann sank er in sich zusammen und Esary kam zum Vorschein.
»Du Monster«, keuchte Zalir. Ihr Würgereiz war so stark, dass ihre Sprache beinahe versagte. Sie hatte in den letzten Monaten viel Furchtbares mit ansehen müssen, doch das, was diese Frau mit ihrem Bruder angerichtet hatte, übertraf alles Grauen. Esary reagierte nicht auf sie, sondern kehrte um und begab sich wieder in den Kampf. Zalir sank zu Boden und blieb neben Galero liegen, der sie mit starrem Blick ansah.
Noma wollte sich in die Schlacht begeben, als sie auf einmal eine Hand auf ihrem Arm spürte.
»Yalana!«
»Hallo Noma!«
»Was machst du hier?«
»Ich gehöre zu Tylonia, also kämpfe ich auch mit. Aber vorher haben wir etwas zu erledigen.«
Ehe Noma fragen konnte, was Yalana vorhatte, fanden sie sich auch schon in ihrer alten Quelle wieder.
»Was machen wir hier?«
»Du hast dich tapfer geschlagen, Noma. Ich bin sehr stolz auf dich.«
»Danke«, erwiderte Noma geschmeichelt.
»Ich werde dir deine Kräfte wiedergeben. Setze sie in Zukunft aber bedachter ein.«
Nomas Augen leuchteten auf. Endlich würde sie ihre Macht zurückerlangen. So lange hatte sie ohne sie
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