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Allan Quatermain

Allan Quatermain

Titel: Allan Quatermain Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Henry Rider Haggard
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es sei zu schade für eine so rauhe Arbeit, wie sie uns bevorstand. Es gelang mir jedoch schließlich, ihn zu überzeugen. Ich war sicher, Nylephta würde gekränkt sein, wenn er es ablehnte. Zu jenem Zeitpunkt hatte ich noch keine Ahnung, welch unbezahlbaren Dienst uns dieses edle Pferd noch in unserer schlimmsten Not erweisen sollte. Es ist merkwürdig, wenn man manchmal zurückschaut und sieht, von welch trivialen und offensichtlich rein zufälligen Umständen Ereignisse von höchster Bedeutsamkeit so manches Mal abhängen. Nun, wir nahmen also das Pferd, ein wirklich wunderschönes Tier – es war ein Vergnügen, seinen anmutigen und doch so kraftvollen Bewegungen zuzuschauen –, Curtis gab dem Manne seine Grüße und seinen Dank mit auf den Weg, und dann ritten wir weiter.
    Gegen Mittag holten wir die Nachhut der großen Armee ein, und Sir Henry übernahm nun offiziell das Kommando. Es war eine schwere Verantwortung, und sie bedrückte ihn sehr, aber in diesem Punkte hatte es für Nylephta nicht die geringste Diskussion gegeben. Curtis begann sich allmählich darüber bewußt zu werden, daß Größe und Wichtigkeit nicht nur Ruhm, sondern auch ein gerüttelt Maß an Verantwortung mit sich bringen.
    Wir marschierten weiter, ohne auf irgendwelchen Widerstand zu treffen. Nur selten sahen wir einmal Menschen; die Bevölkerung, die in den Städten und Dörfern längs unserer Marschroute lebte, war schon zum größten Teil geflohen, aus Furcht, zwischen die beiden Armeen zu geraten und dort zu Pulver zerrieben zu werden wie das Korn zwischen den Mühlsteinen.
    Am Abend des vierten Tages – das Vorankommen einer solch großen Menschenmenge war naturgemäß sehr langsam – schlugen wir unser Lager etwa zwei Meilen vor dem Paß auf, von dem ich schon berichtete. Unsere Späher überbrachten uns alsbald die Nachricht, daß sich Sorais mit ihrer ganzen gewaltigen Streitmacht auf uns zubewegte. Sie hatte ihr Lager etwa zehn Meilen vor dem Paß, auf der anderen Seite desselben, aufgeschlagen.
    Wir sandten daher noch vor Morgengrauen fünfzehnhundert Mann Kavallerie aus, um die Position zu besetzen. Kaum hatten sie jedoch die Stellung erreicht, als sie auch schon von einem etwa gleichstarken Trupp von Sorais' Reiterei angegriffen wurden. Und sogleich entbrannte ein flottes kleines Kavalleriescharmützel, im Verlaufe dessen wir ungefähr dreißig Mann verloren. Als jedoch von unserer Seite her Verstärkung eintraf, machte Sorais' Truppe schnell einen Rückzug; ihre Toten und Verwundeten nahmen sie mit.
    Das Gros des Heeres erreichte den Paß etwa gegen Mittag. Ich muß sagen, Nylephta hatte nicht zuviel versprochen; die Stelle eignete sich hervorragend für eine Schlacht, besonders wenn man es mit einer zahlenmäßig überlegenen Streitmacht zu tun hatte.
    Der Weg zog sich etwas mehr als eine Meile über ein Gelände hin, das zu unwegsam war, als daß man eine größere Truppe hätte aufmarschieren lassen können. Schließlich erreichte er den Kamm einer bewaldeten Anhöhe, die sanft zum Ufer eines kleinen Flusses hin abfiel. Hinter dem Fluß stieg das Land wieder leicht an und ging in eine Ebene über. Der Abstand von dem Kamm bis zum Fluß betrug etwas mehr als eine halbe Meile; vom Fluß bis zur Ebene war er etwas geringer. Die Länge dieser bewaldeten Anhöhe, die exakt der Breite der Landenge zwischen den bewaldeten Hügeln entsprach, betrug, etwa an ihrer höchsten Stelle gemessen, ungefähr zweieinviertel Meilen. Sie war zu beiden Seiten von dichtem, felsigem, mit Büschen bewachsenem Gelände geschützt, das den Flanken der Armee eine äußerst wirksame Deckung bot.
    Curtis ließ die Armee auf der uns zugewandten Seite des Hügels vor der Landenge Stellung beziehen, und zwar in der Formation, die er nach Absprache mit den einzelnen Generälen, Good und mir als diejenige ausgewählt hatte, die sie auch in der bevorstehenden Schlacht einnehmen sollte.
    Unser sechzigtausend Mann starkes Heer war grob gesehen etwa folgendermaßen gegliedert: das Zentrum des Heeres bildete ein dichtgestaffelter Trupp von ungefähr zwanzigtausend Mann Fußvolk. Die Bewaffnung dieser Infanterie bestand aus Speeren, Schwertern, Brust- und Rückenschutz sowie Schilden aus Flußpferdleder * . Dieser Trupp bildete sozusagen die Brust der Armee; als Reserve standen fünftausend Fußsoldaten und dreitausend Kavalleristen bereit. Beide Seiten dieses Zentrums wurden flankiert von je siebentausend Reitern, die in mächtigen, dichtgestaffelten

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