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Alle Familien sind verkorkst

Alle Familien sind verkorkst

Titel: Alle Familien sind verkorkst Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Douglas Coupland
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Potpourri-Schalen aus und leerte die Blumenvasen. Sie rief nach Wade, der unten in der Küche die Schränke durchsuchte.
    »Ja, Mom?«
    »Hier oben hängt ein hübsches Hemd, das aussieht, als hätte es genau deine Größe.«
    »Mom, wir sind hier nicht im Kaufhaus. Ich brauche kein neues Hemd.«
    »Doch, tust du, und dieses hier ist wunderbar weich, und das Karomuster steht dir bestimmt.«
    »Ich will Lloyds Hemd nicht, Mom. Allein schon das Karma ...«
    »Du würdest hier nicht von Karma schwafeln, wenn du die Depression und den Krieg mitgemacht hättest, Freundchen. Es ist ein schönes Hemd. Gute Qualität. Und ich will nur, dass du es mal anprobierst.«
    »Das werde ich nicht tun.«
    »Dann lass es, aber heul dich nicht bei mir aus, wenn du wieder in die Suppenküchen gehen musst.«
    Ted rief aus dem Hobbyraum: »Jetzt nimm das verdammte Hemd, Himmelherrgott noch mal. So was lässt man sich doch nicht durch die Lappen gehen.«
    »Dad, das ist Diebstahl. Ich hätte mir nicht träumen lassen, dass du so bedenkenlos anderer Leute Sachen klaust.«
    »Wie kannst ausgerechnet du so etwas sagen?«
    »Was soll das heißen?« Wade stürmte in den Hobbyraum.
    »Ich meine bloß, dass du eine günstige Gelegenheit nicht erkennst, selbst wenn du sie direkt vor der Nase hast.« Ted wühlte gerade in einer Schublade voller Kugellager.
    Wade sagte: »Oh, ich verstehe - und das aus dem Munde von Mr. Insolvenz persönlich. Nur weil du finanziell so tief in der Scheiße sitzt, machen wir diesen Schwachsinn hier überhaupt.«
    »Ach, und für dich springt wohl nichts dabei raus? Also, wenn du dein Leben nicht mit Gott weiß was für einem Dreck vergeudet hättest, hätten wir uns gar nicht erst mit diesem beschissenen Kraut eingelassen, der sonntags von seinem Kindermädchen versohlt wird.«
    Offenbar rechnete Ted mit einer Antwort, die den Wortwechsel wie üblich zu einem Streit eskalieren lassen würde. Doch stattdessen wurde Wade still. »Oh-oh.«
    »Oh-oh was?«
    »Howie.«
    »Was ist denn jetzt mit dem!«
    »Ich, äh ... Florian hat ihn vermutlich entführt.« Wade erinnerte sich an Florians Faible für dänische Radaranlagen und Daten-Überwachungssysteme. »Ich habe bei den Brunswicks sein Telefon benutzt.« »Geschieht ihm recht.«
    Wade setzte sich auf einen mit grünem Leder bezogenen Regiestuhl, und Ted nahm ihm gegenüber auf einem Hocker Platz. Janet kam ins Zimmer. »Hast du grade gesagt, dass dieser Deutsche Howie entführt hat?«
    »Allerdings.«
    »Oh.« Niemand schien besonders beunruhigt. »Du glaubst doch nicht, dass er ihm was tun würde, oder?« »Florian? Irgendwann schon.«
    Ted sagte: »Das ist vielleicht die Lösung unserer Probleme, nicht wahr? Wir können Sarah einfach erzählen, dass er beim Start dabei war. Sie sitzt doch dann schon in der Raumfähre, woher soll sie es also erfahren?«
    Janet schien sich das ernsthaft durch den Kopf gehen zu lassen.
    Wade sagte: »Das kann doch wohl nicht wahr sein! Was, wenn beim Start des Shuttles nicht Howie mit uns auf der VIP-Tribüne steht, sondern wir nur seine Bauchspeicheldrüse in einer Picknick-Kühltasche dabeihaben?«
    Ted sagte mit einem beeindruckenden Mangel an Selbsterkenntnis: »Wade, jetzt sei doch nicht so spießig. Er ist ein mieser Schwerenöter.«
    Janet fügte hinzu: »Ich glaube, Sarah mag Howie nicht mal besonders.«
    »Ja«, sagte Ted. »Wir können froh sein, dass wir ihn los sind. Wo ist Shw?«
    Bryan kam kalte Ravioli aus einer Dose essend ins Zimmer. »Sie ist in der Garage. Worüber regt Dad sich so auf?«
    »Howies Affäre mit Alanna.«
    »Ach je. Das ist doch ein alter Hut.«
    Janet musterte Bryans Mahlzeit. »Bryan, wie kannst du dieses Zeug bloß essen? In Ravioli ist Katzenfutter drin.«
    »Danke, Mom.« Er stellte die Dose weg.
    Die Familie Drummond saß in Lloyds Arbeitszimmer herum, als posiere sie für einen Burda-Strickmusterkatalog. Das Büro war eine Fantasie in Eiche, voll gepfropft mit lauter elektrischem Firlefanz aus dem entsprechenden Laden im Einkaufscenter. Ted sagte: »Soll der Kraut ihn doch zu Ravioli-Füllung verarbeiten.«
    Janet sagte: »Das fänden wir alle nicht übel, aber ich glaube, mit Rücksicht auf Sarahs langfristiges Glück retten wir ihn lieber lebend.«
    Bryan sagte: »Vielleicht können wir Florian dazu bringen, ihn bloß ein kleines bisschen zu quälen.«
    »Klingt gut«, sagte Ted.
    »Ja, das gefällt mir«, fügte Wade hinzu.
    »Benutzt Florian körperliche oder psychologische Foltertechniken?«,

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