Alle Familien sind verkorkst
damit fertig?«
»Ich weiß nicht, ob ich damit fertig geworden bin. Hat er Sie am Ende noch erkannt?« »Nein.«
»Meiner mich auch nicht. Diese Krankheit ist so grausam. Sie raubt einem alles. Haben Sie Brüder oder Schwestern?«
»Mein Bruder ist 1974 in Klosters bei einer Lawine ums Leben gekommen. Ich bin also das Ende der Linie.«
»Und stecken Sie mehr Geld in die Forschung, um wieder gutzumachen, was Ihr Vater versäumt hat?«
»Die Forschung ist meine Passion.«
»Dann wäre Ihre Mutter stolz auf Sie.«
»Glauben Sie?«
»O ja. Ich bin sicher, sie hört unser Telefonat mit und freut sich darüber, was für ein guter Junge Sie sind. Haben Sie vielleicht etwas entdeckt, das Menschen mit Leberkrebs helfen könnte? Mein Ex-Mann, Ted, hat Leberkrebs.«
Ted sagte: »Müssen wir uns darauf einstellen, dass ihr euch hier festquatscht?«
Janet signalisierte allen, sie sollten den Mund halten, und die Männer machten es sich bequem, um dem Telefongespräch zu lauschen, als sei es eine Radioreportage über die Fassproduktion in New Brunswick.
Florian fuhr fort: »Wissen Sie, Janet, es gibt diverse Behandlungsmethoden für Krebs, von denen die New York Times noch nichts gehört hat und vermutlich auch eine Weile nichts hören wird.«
»Wie kommt das?«
»Nun ja, Krebs zu heilen ist eine Sache, aber die Gesellschaft zu heilen eine andere. Eine so übermächtige Krankheit wie Krebs zu heilen würde praktisch der Versicherungsbranche den Garaus machen und folglich auch dem Bankensystem. Mit jedem Jahr, um das wir die durchschnittliche Lebenserwartung verlängern, erzeugen wir eine massive Finanzkrise. Das war es, worum sich im zwanzigsten Jahrhundert alles drehte - Jahr für Jahr unsere gestiegene Lebenserwartung zu kompensieren.« »Florian, bestimmt -«
»O nein, Janet, Sie können mir wirklich glauben. Ich leite einen der größten Pharmaziekonzerne der Welt. Glaxo Wellcome oder Bayer - oder auch Citibank - werden mir für das, was ich Ihnen gerade gesagt habe, die Zunge rausschneiden.«
»Können Sie mit jemandem über diese Dinge reden? Gibt es so jemanden im Ihrem Leben?« Eine Pause: »Nein.«
»Ach, Sie Ärmster! Das muss furchtbar für Sie sein.« »Oh, das ist es.«
Nicht zufassen - Mom verbündet sich mit Florian.
»Sie müssen unter enormem Druck stehen. Ich habe durch all meine Sorgen einen entzündeten Dickdarm. Was bewirkt es bei Ihnen?«
»Gürtelrose.«
»Uuh - Gürtelrose ist übel.«
»Und Rosazea-Ausschlag. Überall auf Nase und Stirn.«
»Haben Sie etwas gefunden, was dagegen wirkt? Ausschläge sind so schwer zu therapieren.«
»Das eine oder andere schon, aber kein Wundermittel.«
»Meine Freundin Bev hat Rosazea. Ich habe eine Creme für sie aufgetrieben, die man sich aus Arizona besorgen kann. Bei ihr hat sie Wunder gewirkt.«
»Wirklich?«
»Sie sollten sie mal ausprobieren.«
Das kann doch nicht wahr sein. Das kann wirklich nicht wahr sein.
»Ich bin so weit, dass ich alles ausprobiere.«
Ted mischte sich ein: »Tut mir Leid, dass ich euch bei eurem Nähzirkel störe, Leute, aber, ahm - reden wir noch über die Kohle?«
»Ted, wie kannst du in so einem Moment so ordinär sein? Tut mir Leid, Florian.«
»Sie sind ein Schatz, Janet.«
Janet sagte: »Florian, kommen Sie her und essen Sie mit mir.«
Florian klang verblüfft, fast den Tränen nahe. »Ich? Wirklich?«
Wades, Teds und Bryans Lippen formten tonlos das Wort Was?
Janet fuhr fort: »Ja, und wir zwei sind ganz unter uns. Ich schicke die anderen Pizza-Essen zu Shakey's.«
Florian war gerührt. »Ich - weiß nicht, was ich sagen soll, Janet.«
»Sagen Sie ja. Und bei der Gelegenheit gebe ich Ihnen auch diesen albernen Brief. Dann sind wir ihn wenigstens los. Wir sind in Daytona Beach. Können Sie mit dem Wagen herkommen? Ich nehme an, Ihre Computer haben bereits unsere Adresse lokalisiert. Was halten Sie von sechs Uhr?«
»Perfekt.«
»Na dann. Sechs Uhr.«
Janet legte auf. »Der arme Junge vermisst seine Mutter.«
Shw kam ins Zimmer, mit Motoröl verschmiert und einen dicken Stapel Fotoalben in den Armen. »Ich glaube, jetzt wird's endlich lustig.« Sie ließ die Alben auf den Tisch fallen.
»Großartig«, sagte Janet. »Könntet ihr jetzt alle noch mal nachsehen, ob diese beiden grässlichen Menschen auch wirklich sicher hinter Schloss und Riegel sitzen, und mich dann in Ruhe lassen? Fahrt zu Kevins Wohnwagen und besucht Nickie und Beth. Ich habe eine Verabredung.«
»Uuh, guck dir die an - die ist
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