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Alle Familien sind verkorkst

Alle Familien sind verkorkst

Titel: Alle Familien sind verkorkst Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Douglas Coupland
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stießen an. Janet sagte: »Aber wissen Sie, Flor, nicht dass ich das nicht schon selbst herausgefunden hätte.«
    »Im Ernst?«
    »Sie glauben nicht, auf was ich im Internet alles stoße.«
    »Sie treiben sich wohl gern im Web herum, was?«
    »Allerdings.«
    »Ihre Freunde auch?«
    »Pffft. Nein. Ich bin ehrlich gesagt ziemlich empört über die Menschen meiner Generation. Sie haben ihre Neugier verloren - ich nicht, ich liebe das Internet. Man kommt dort an all die Informationen ran, die früher geheim waren.«
    »Zum Beispiel?«
    »In erster Linie medizinisches Zeug. Und dann Regierungsakten und Dokumente - ich werde nie wieder irgendeiner Regierung trauen.«
    »Eine weise Entscheidung. Haben Sie jemals bei einem Sex-Chat mitgemacht?«
    »Ja, aber ich würde vor Scham im Boden versinken, wenn meine Familie das wüsste.«
    »Wie lautet Ihr Pseudonym im Web?«
    Janet wurde rot.
    »Ach kommen Sie schon, Janet, sagen Sie's mir.«
    »Versprechen Sie, dass Sie nicht lachen?« »Ich werd's versuchen.« »HotAsianTeen.«
    Florians Lachen klang wie Hundegebell. Janet errötete noch mehr.
    »Irgendwelche heißen Dates?«, fragte er.
    »Nein, aber ich hätte welche haben können, wenn ich gewollt hätte.«
    »Warum haben Sie sich gedrückt?«
    »Florian, es wäre sogar möglich, dass ich mit einem meiner Kinder gechattet habe - o Gott, bei dem Gedanken läuft's mir kalt den Rücken herunter.«
    »Haben Sie sich immer als HotAsianTeen eingeloggt?«
    »Nein. Ich habe diese Figur nur erschaffen, weil ich sehen wollte, wie Männer sich verhalten, wenn die Frau in der Küche steht und die Arbeitszimmertür abgeschlossen ist.«
    »Und was haben Sie herausgefunden?«
    »Männer werden ausschließlich von ihrem Schwanz regiert.«
    »Das ist alles?«
    »Reicht das nicht? Mir wurde in meiner Jugend beigebracht, Männer würden von politischen und sozialen Idealen beherrscht. Das habe ich wirklich geglaubt.«
    »Es ist Zeit für den nächsten Martini. Sie auch noch einen?«
    »Bitte.«
    Eine aus acht Rentnern bestehende Geburtstagsgesellschaft auf der anderen Seite des Restaurants stand kurz vor der Meuterei; Florians zweiter Abstecher zur Bar blieb ebenso unbemerkt wie der erste. Er kehrte zum Tisch zurück und schob Janet ihren Drink rüber. »Einen Cocktail für Ihre Gedanken«, sagte Florian.
    »Nun ja, es gab ein Date, aber wir haben uns nicht übers Internet kennen gelernt, sondern in einem Internet-Cafe.« Janet war schwindelig von der Zigarette.
    Florian war neugierig. »Ach?«
    »Aber als er von meiner HIV-Infektion erfuhr, hat er die Flucht ergriffen. Ende der Geschichte.« »Tatsächlich?«
    »Ja. Ernie - Ernie Farmingham.« »Aus Vancouver?«
    Ein Ausdruck von Geistesabwesenheit huschte über Florians Gesicht; Janet sah ihm in die Augen. »Um ganz genau zu sein, wohnt er in North Vancouver. Sie werden sein Leben zerstören, nicht wahr?«
    »Worauf Sie Gift nehmen können, Janet.«
    Janet fühlte sich, als äße sie mit dem lieben Gott zu Abend.
    Speisekarten wurden auf ihren Tisch gepfeffert. Janet sagte: »Wir sollten lieber bestellen, aber ich weiß nicht recht - ich meine, ich leide an einer Immunschwäche, und hier ist alles so schmuddelig. Das Essen ist womöglich mit E.coli 157 verseucht.«
    »Nicht, wenn Sie im Stil eines Florian bestellen.«
    »Und wie geht das?«
    »Passen Sie auf.« Er ging quer durch den Raum, tippte einem Kellner auf die Schulter und reichte ihm einen Hundertdollarschein. Im Nu war der Kellner an Janets Seite.
    »Nun, ich denke, ich möchte einen grünen Salat des Hauses - Vinaigrette extra - und Fettucine Alfredo.«
    Der Kellner, auf dessen Namensschild Steve stand, drehte sich zu Florian um und gab ihm den Hundertdollarschein zurück. »Nicht nötig. Die Belegschaft ist heute Abend total aus dem Häuschen, weil Shana gefeuert worden ist.«
    »Wieso?«, fragte Janet.
    »Karma. Sie tat so, als gehörte ihr der Laden, weil sie was mit dem Chef der Wochenendschicht hat. Tolle Leistung. Wie auch immer, Sir - was möchten Sie bestellen?«
    »Einen grünen Salat mit Ihrem zweifelsohne vorzüglichen Haus-Dressing, Tomatensuppe mit einer doppelten Portion Croutons, Hühnchen-Nuggets - hmm, lecker! - mit Senfsauce. Und wie wär's dann mit - ja, fritierten Zucchinischnitzeln, dann ein Lamm-Entree mit Reis-Pilaw statt mit Kartoffeln, und dann -«
    »Sir?«
    »Ja, Steve?«
    »Ich bin nicht sicher, ob ich das richtig verstehe. Erwarten Sie noch jemanden?«
    »Nein. Das ist nur für mich und diese reizende

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