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schwarz ausgezahlt, da er ja als Europäer in den USA arbeitete.
»Und nichts für Sie?«, fragte die Frau und beäugte mich durch ihre kleine Brille.
»Heute nicht, danke«, antwortete ich. Schließlich bekam ich bei Barneys Rabatt.
»Warum nicht?«, fragte Christian und tappte auf Socken zur Damenabteilung. »Was ist damit?« Er hielt ein Paar dunkelrote Stilettos hoch. »Nein, danke«, sagte ich. »Zu unbequem.« Und zu ordinär.
Er stieß ein hohes Kichern aus, klemmte sich einen Slipper und einen Pumps unter den Arm und schlenderte zur Couch zurück. »Hier«, befahl er der Verkäuferin. »Die wird sie anprobieren.«
»Nein«, widersprach ich. »Wirklich nicht. Ich will nicht.«
»Doch, sie wird«, beharrte Christian, ohne mich zu beachten. »Bringen Sie sie bitte in Größe siebenunddreißig oder achtunddreißig.« Mit einer raschen Bewegung aus dem Handgelenk scheuchte er sie weg.
»Woher weißt du meine Größe?«, fragte ich. Ich war beeindruckt.
»Deine Füße sehen durchschnittlich aus«, erklärte er und warf einen kurzen Blick auf sie.
Ich fragte mich, wie durchschnittliche Füße wohl aussahen. »Machst du das oft?«
»Was mache ich?«, fragte er zurück, einen Hauch besorgt.
»Das hier.«
»Ich mache gar nichts.«
Ich schüttelte den Kopf. Er verstand mich mit Absicht nicht.
Ich schlüpfte in die glänzenden schwarzen Pumps; sie hatten schmale, leicht nach innen gebogene Absätze. Christians Unterlippe zitterte leicht. Immer wieder sagte er mir, wie gut sie mir stünden. Ich drehte eine Runde durch den Laden. Im Spiegel sahen meine Unterschenkel länger aus, als sie wirklich waren. Ich hatte keine besonders langen Beine, aber sie waren schlank und ganz anständig geformt. Die Schuhe sahen wirklich gut aus.
»Sie gefallen?«, fragte er mit leuchtenden Augen.
»Sie gefallen.«
»Du siehst sexy aus.«
Ich lächelte. Die Schuhe waren wunderschön.
»Du wirst sie heute tragen«, stellte er klar.
»Ich werde sie aber nicht kaufen.«
»Ich kaufe.«
»Sei nicht albern.«
»Du wirst mir erlauben, sie für dich zu kaufen«, bat er. »Oder ich bin beleidigt.«
»Dann sei beleidigt.«
Das schrille Klingeln seines Handys unterbrach uns. Christian errötete, machte ein entschuldigendes Handzeichen und nahm das Gespräch an. Er ging ein Stück weg, sodass ich nicht mithören konnte. Eine Verkäuferin kam zu mir und lobte meinen Geschmack.
Als Christian zurückkam, listete er mir ein Dutzend Gründe dafür auf, warum es völlig okay wäre, die Schuhe für mich zu kaufen. Ich schüttelte den Kopf. Ich sagte mindestens hundertmal nein. Aber er ließ sich nicht beirren. Es machte ihm Spaß. Ich zog die Pumps aus und warf sie in den Karton. Die Mini-Verkäuferin grinste. Wahrscheinlich dachte sie, ich sei Christians Mätresse.
»Ich bin draußen«, sagte ich und steckte die Hände in die Taschen meines Parkas.
»Du kränkst mich«, schmollte er aufgesetzt.
»Nimm’s nicht so schwer«, erwiderte ich und ließ ihn allein im Laden stehen.
Ein paar Minuten später kam er mit zwei Tüten heraus.
»Die sind für dich«, sagte er. »Von mir. Bitte lehn sie nicht ab. Bitte sag nichts.« Er streckte den Arm aus und berührte mit seinem Zeigefinger leicht meine Lippen. Irgendwie eine anzügliche Geste.
Als ich ihm die Tüte abnahm, schlug er vor: »Du kannst sie ja kaputtmachen, wenn du willst.« Ich schwieg. Hier auf dem Gehweg eine Szene zu machen, war nicht mein Ding. Ich würde ihm die Schuhe später zurückgeben. Den Rest des Nachmittags folgte ich Christian von Laden zu Laden. Er kaufte eine Menge Dinge für sich, ohne noch mal anzubieten, auch mir etwas zu kaufen. Ich war erleichtert.
11
Am nächsten Morgen diskutierte Malcolm lautstark mit seinem Agenten am Telefon, wobei er jedes seiner Argumente mit einem Karatehieb in die Luft unterstrich. Die Etage war vollkommen umgeräumt worden. Vermutlich war er früh gekommen und hatte Ordnung geschafft. Nun gab es weiche Strohhüte, gepunktete Badeanzüge und Canvas-Taschen. Urlaubszeit für den Jetset. Ich erging mich in Träumen von Sonne und Sand auf irgendeiner schwülheißen Karibik-Insel. Ich war gerade auf dem Weg ins blaugrüne Wasser, als Malcolm den Hörer auf die Gabel warf und mich wieder daran erinnerte, wo ich war. Er begrüßte mich nicht einmal.
»Guten Morgen, Malcolm«, sagte ich laut.
»Was soll gut an dem Morgen sein?« Er verzog das Gesicht, als hätte er gerade eine Zitrone ausgelutscht.
»Noch nichts.« Ich hätte ihn
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