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alle luegen

Titel: alle luegen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Meg Castaldo
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mieser Spielverderber. »Ich kann nicht.«
    »Du bist dumm«, sagte er und schaltete das Licht wieder aus. »Sei nicht so hart.« Er fing wieder an, mich zu küssen, diesmal jedoch nachlässig, als würde er gar nicht mehr an mich denken. Tat er ja wahrscheinlich auch nicht. Hatte er vorher vielleicht auch nicht getan. Ich war mir nicht sicher, ob ich weitermachen konnte. Ich verdrängte Jan aus meinem Kopf. Doch dann stattete mir Kyle überraschend einen geistigen Besuch ab. Ich sah, wie er mich auslachte. Die ganze Geschichte war absurd. Ich schob Christian sanft von mir.
    »Christian. Vergiss es.«
    »Warum denn?«, jammerte er.
    »Ich bin nicht in der richtigen Stimmung.«
    »Aber du findest es doch gut«, bohrte er weiter. Er ließ seine Hand blitzschnell zwischen meine Beine gleiten und streichelte mit dem Finger über meine feuchte Unterhose. »Ich merke es.«
    »Find ich ja auch«, beruhigte ich ihn und versetzte seiner Hand einen Klaps. »Es liegt nicht an dir.«
    »Warum schiebst du mich dann weg?«
    »Ich weiß es nicht.«
    »Du denkst an diesen Belgier.«
    Ich gab keine Antwort darauf; es war offensichtlich.
    »Er muss es nicht erfahren«, sagte er und senkte den Kopf wie ein gescholtenes Kind. Ein paar Locken klebten auf seiner Stirn.
    »Aber ich würde es wissen«, erklärte ich.
    Christian schmiegte sich erneut an mich. »Ich will dich haben«, lockte er, während er mich küsste und meine Hand auf die Schwellung in seiner Hose legte.
    »Christian, das ist lächerlich.«
    »Warum?«, fragte er angestrengt. »Wir sind gute Freunde, oder?«
    »Die allerbesten.«
    »Warum musst du immer so sarkastisch sein?«
    »Ich bin nicht sarkastisch.«
    Er seufzte. Offenbar akzeptierte er endlich die Tatsache, dass der
    Abend gelaufen war. Er setzte sich hin und hob sein zerknülltes Hemd vom Boden auf
    »Ich denke, ich gehe.« Er trank den Rest Wein direkt aus der Flasche.
    Ich fühlte mich ziemlich mies.
    Schließlich stand er im Flur. »Ich werde eine Weile nicht kommen.«
    »Ich weiß.«
    »Du wirst mir fehlen.«
    »Du mir auch.«
    »Wie lang bleibt er in New York?«
    »Ich weiß nicht genau.« Jan hatte sich nicht genau geäußert.
    Christian lächelte gezwungen. »Gute Nacht.«
    »Gute Nacht.«
    Er gab mir einen harten Kuss auf den Mund. Ein letzter Versuch. Einen Moment später lagen wir auf dem Fußboden. Christian nestelte an der Verpackung eines Kondoms. Er war einer von der schnellen und heftigen Sorte, ein Rammler mit einem netten, runden Hintern zum Anklammern. Es war ein guter, hitziger Fick mit viel Gegrabsche und Gestöhne. Er kam vor mir, was mich nicht überraschte. Ich folgte ihm kurz darauf' wahrscheinlich weil das letzte Mal Monate her war. Einen Herzschlag lang hatte es gedauert, dann war es vorbei. Kaum zu glauben, dass ich zuerst so einen Aufstand darum gemacht hatte. Danach war Christian wesentlich besserer Laune. Er blieb noch ein Stündchen. Wir machten Carmis Amaretto leer und plauderten über dies und das. Christian wollte noch mal, aber er war zu voll. Wir lachten darüber und verschoben es auf das nächste Mal. Und das war es dann. Ich kroch in mein Bett und schlief zum ersten Mal seit Monaten tief und fest und traumlos.

14
    Zwei Stunden lang wartete ich im International Terminal auf Jans Maschine. Ich saß mit einer Zeitung in einem der üblichen dreckigen Airport-Bistros, in denen es winzige, geschmacksfreie Hotdogs und riesige Salzbrezeln zu kaufen gibt. Es stank nach Zigaretten. Ich vergiftete mich mit widerlichem schwarzen Kaffee. Die Eskapade von gestern Abend lastete auf mir. Ich fragte mich immer wieder, ob Christian wohl seitdem einen Gedanken an mich verschwendet hatte; jedenfalls hatte ich den ganzen Tag noch nichts von ihm gehört. Dass ich mit Christian geschlafen hatte, ließ mich vor allem an meinen Gefühlen für Jan zweifeln. Jan und ich hatten nie in irgendeiner Hinsicht über Treue gesprochen, aber mein Timing war trotzdem total daneben. Ich fühlte mich jedenfalls nicht gut dabei. Ich konzentrierte mich wieder auf die Zeitung und versuchte, den Gedanken aus meinem Kopf zu verbannen. Es dauerte nicht lange, bis jemand bemerkte, dass ich überhaupt nicht las.
    »Ist hier noch frei?«
    Ich schaute auf. Er war ein wenig größer als ich, trug einen schwarzen Anzug und ein graues Hemd ohne Krawatte. »Ja.«
    Er zerrte den Stuhl geräuschvoll unter dem Tisch hervor und setzte sich. Dann sah er sich um. »Kommen Sie oft her?«
    Ich schüttelte den Kopf und lächelte. Der

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