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alle luegen

Titel: alle luegen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Meg Castaldo
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heiß. Bald darauf dämmerte ich weg. Christian sagte etwas, aber ich hörte nicht hin. Ich schlief schon fast, als ich spürte, wie seine Hand leicht über meinen Oberschenkel strich. Ich ließ ihn; es fühlte sich gut an. »Was, wenn jemand reinkommt?«, fragte ich.
    »Alles okay«, flüsterte er. »Es kommt niemand.« Er rückte näher heran; ich konnte seinen Atem spüren. »Du bist sexy«, begann er und riskierte ein Küsschen auf meine Schulter. Seine Lippen auf meiner Haut fühlten sich an wie eine Raupe.
    »Hör lieber auf«, bat ich.
    »Warum?«, fragte er und streichelte meinen Arm. »Wir wollen doch nur Freunde sein.« Weiter. Seine Hände glitten um meine Schultern.
    Für eine Weile streichelte er meinen Hals. Ich spürte meinen Körper kaum. Bis er das Handtuch auseinander schlug und meine Brüste zu kneten begann. Fast wäre ich von der Bank gefallen. »Meine Güte«, rief ich aus, schlug seine Hand weg und bedeckte mich. »Nicht hier.«
    »Warum nicht?«, fragte er. »Magst du nicht?«
    Ich setzte mich auf. Jetzt war ich wieder hellwach. Christians Gesicht war leuchtend rot, seine Stirn voller Schweißperlen. Sein Handtuch deutete wie ein Pfeil auf mich. Er legte die Hände in den Schoß, um die verräterische Ausbuchtung zu verdecken, und wartete darauf, dass ich etwas sagte. Sein Gesicht sah beinahe wie das eines Cherubs aus, den man auf einer viktorianischen Grußkarte hätte finden können. Ich beugte mich vor und küsste ihn zart. Er lächelte ein leicht benebeltes, hübsches, wenn auch verwirrtes Lächeln.
    »Ich denke, wir sollten gehen«, sagte ich.
    Er schloss die Augen. »Nein«, hauchte er. »Noch nicht, bitte. Küss mich wieder.«
    Ich küsste ihn noch einmal.
    »Nur noch ein bisschen«, quengelte er. »Bitte.«
    »Nein«, sagte ich. »Jedenfalls nicht hier.«
    Das schien ihm Hoffnung zu machen. Er nahm seine Radlerhose und schlug sie aus. »Wie du willst«, sagte er. Ich drehte mich um, damit er sich ungestört in seine Hose quetschen konnte. Dann verließ ich, das Handtuch fest um meinen Körper gewickelt, die Sauna und rannte in die Umkleide. Ausgerechnet in einer Männersauna und dann auch noch mit einem infantilen schwedischen Moppel. Ich musste wirklich verzweifelt sein. Ich duschte eiskalt und zog meine Straßenkleidung an.
    Christian wartete im Eingangsbereich auf mich. Ein Lächeln klebte auf seinem Gesicht, als ob nichts passiert wäre. Wir gingen Pommes Frites und Mousse au Chocolat essen, tranken eine Menge teuren Burgunder und rauchten eine ganze Packung Zigaretten. Wahrscheinlich waren wir beide frustriert.
    Als wir zur Wohnung zurückkamen, fragte ich ihn, ob er noch mit reinkommen wollte. Er wollte. Nichts passierte. Wir beide waren wie gestrandete Wale. Christian ergab sich dem Koffein, während ich Carmis Amaretto leerte. Er trank Tasse um Tasse, während er sich über seine einsame Kindheit beklagte: Er war in Schweizer Internate verfrachtet und sehr streng erzogen worden, was ihn aber nicht daran gehindert hatte, trotzdem ein böser Junge zu sein. Als Jugendlicher war er oft in Amsterdam gewesen, hatte sich dort einen durchgezogen und war im Rotlichtviertel spazieren gegangen. Vor Sex hatte er sich gefürchtet, bis die Haushälterin der Familie, eine Albanerin, die kaum Schwedisch konnte, »sich seiner bemächtigt« hatte. Er träumte noch immer von ihr. Sie war seine erste Liebe gewesen und wenn er nach Schweden kam, machte sie ihm auch heute noch den Kakao wie er ihn am liebsten trank - nicht zu süß. Allerdings schliefen sie nicht mehr miteinander. »Sie ist zu alt«, erklärte er. »Das wäre, als würde ich mit meiner Mama ins Bett gehen.«
    Ich konnte mir Christian gut als einen schüchternen, zarten 16-Jähri-gen vorstellen. Der Gedanke brachte ihn mir irgendwie näher. An diesem Abend hatten wir eine Menge gemeinsam. Wir spürten es beide. Ich sah es an dem Blick, den er mir zuwarf, als ich ihn schließlich vor die Tür setzte. Er schaute mich an, als würde ich ihn zu einem Leben in Einzelhaft verurteilen. Aber was war die Alternative ? Wir konnten diese Nacht unmöglich zusammen verbringen. Denn das hätte möglicherweise etwas nach sich gezogen, was ich nicht riskieren wollte.

13
    Ich hatte Malcolms Stück vergessen - schon wieder. Ich besorgte mir gerade einen Becher schlechten Kaffee in einem Laden neben Barneys, als es mir plötzlich einfiel. Ich fluchte und sah auf die Uhr - es war zu spät, um nach Hause zu laufen und es zu holen. Die Straßen waren mit

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