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alle luegen

Titel: alle luegen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Meg Castaldo
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hob ich ergeben meine Hände, als ob diese Idee völlig abwegig wäre. »Keine Sorge.«
    Ein Lächeln verzog ihr verkniffenes Gesicht. Sie sah dadurch keineswegs weicher aus. »Ich weiß, wo du wohnst...«
    Ich stand da wie eine Vollidiotin und nickte als ob mir jemand gerade mal eben seine Ansicht zu den Senatswahlen unterbreitet hätte.
    Yassi war schon beinahe wieder auf dem Gehweg. Ich war schon fast frei. Da blieb sie plötzlich stehen, machte auf dem Absatz kehrt und rannte auf mich zu. Ich hielt den Atem an. Jetzt ist es so weit, dachte ich ... und schloss die Augen. Als ich sie wieder aufmachte, war ihr Gesicht dicht vor meinem. Sie sprach leise und akzentuiert. »Hör zu, Alex. Kyle hat das Netz gefickt... und damit eine ziemliche Scheiße ausgelöst. Das ist alles, was ich sage.« Dann zog sie sich ein schwarzes Barett über die Augen. »Ich verschwinde«, fuhr sie fort. »Ich verlasse das Land. Mor
    gen. Sag Kyle, dass er mich nicht suchen soll - warum auch immer. Er soll seine Zeit nicht verschwenden.« Und im nächsten Moment war sie fort. Ich stand allein in der Gasse und zitterte.
    Zuhause zwang ich mir einen großen Gin-Tonic rein. Ich hoffte, dass er meine Angst ertränken würde, aber alles, was er bewirkte, war ein übersäuerter Magen. Immer wieder tauchte Yassis Gesicht vor meinem inneren Auge auf, immer wieder hörte ich ihre blecherne Stimme. Auch Christian ließ sich blicken - Aber du findest es doch gut? Und Kyle natürlich. Wenn er ein Telefon gehabt hätte, hätte ich ihn angerufen und mich bedankt, dass ich seinetwegen beinahe erschossen worden wäre. Schließlich versuchte ich einzuschätzen, wie gefährdet ich war.
    Ich rief mir die Szene in der Konditorei in Erinnerung. Warum war Kyle so paranoid? Hatte er Angst gehabt, dass Yassi ihn verfolgen würde? Aber wieso sollte sie? Und was war mit seinen Händen? Hatte er sie sich wirklich auf der Arbeit geklemmt? Wenn Kyle glaubte, dass er in Schwierigkeiten steckte, würde er mir doch sicherlich davon erzählen -oder etwa nicht? Vielleicht war er an irgendeinem Deal beteiligt gewesen, der den Bach runtergegangen war. Das hätte mich bei Kyle nicht gewundert. Vielleicht war auch ich jetzt als Mitwisser schuldig. Und was zum Teufel war das »Netz«?
    Ich hatte keine Ahnung, was ich von Yassi halten sollte. Sie kam mir nicht gerade wie ein Killer vor, aber sie hatte eine Waffe bei sich gehabt. Irgendwie konnte ich von dem, was sie mir erzählt hatte, nur die Hälfte glauben. Im Augenblick würde ich jedenfalls gar nichts unternehmen. Falls ich etwas von Kyle hören sollte, würde ich ihm wohl Yassis kryptische Botschaft überbringen. Die Bullen würde ich nicht anrufen. Jedenfalls noch nicht. Aber wenn noch etwas passierte ...
    Gegen sieben Uhr morgens klingelte das Telefon. Ich fuhr erschreckt hoch. Ich dachte, es sei Kyle, aber dem war nicht so.
    »Hallo ... Alex?«
    Ich hörte ein Piepen - die internationale Vermittlung. »Ja?«
    »Hier ist Onkel Carmi.«
    Ich hatte ihn beinahe vergessen.
    »Hi, Carmi«, sagte ich so fröhlich wie möglich.
    »Wie geht’s dir, meine Liebe?«
    »Fein.« Die wirklich guten Nachrichten wollte ich mir lieber für später aufheben.
    »Das freut mich.« Ich hörte Spanisch im Hintergrund - eine Männerstimme. Carmi zischte der Person etwas zu.
    Dann entstand eine Pause. »Und wie geht’s dir?«, fragte ich.
    »Sehr gut«, antwortete Carmi. »Besser denn je.«
    »Amüsierst du dich?«
    Er kicherte. »Und wie.«
    »Schön.«
    »Und du machst keinen Unsinn?«, fragte er.
    »Natürlich nicht.«
    »Weißt du, Alex«, sagte er. »Ich bin wirklich froh, dass du da bist.« Wieder entstand eine Pause. »Ich habe mir bisher noch nicht einmal Sorgen machen müssen.« In der Leitung knisterte und krachte es. »Die Verbindung ist sehr schlecht von hier.«
    »In Ordnung, Carmi. Ich will dich nicht aufhalten.«
    »Du hältst mich nicht auf, Alex.« Carmi hustete. »Sag mal, meine Liebe ... hast du eigentlich meinen Nachbarn Christian Olsen ab und zu mal gesehen?«
    Ich schluckte den Klumpen, der in meiner Kehle aufstieg, mühsam hinunter. »In letzter Zeit nicht.« Das war nicht einmal gelogen.
    »Er hat nicht zufällig was für mich abgegeben?«
    »Nein, Carmi«, sagte ich. Und er würde es auch nicht mehr tun.
    »Komisch.« Er seufzte. »Na gut.«
    »Wartest du auf was Bestimmtes?« Ich versuchte, mich an Carmis Nachricht auf dem AB zu erinnern. Ich konnte mir nicht vorstellen, was Christian für Carmi haben sollte.
    »Das

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