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Titel: alle luegen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Meg Castaldo
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mysteriösen Abgang loszukommen. Ich nahm mir etwas von dem Sushi. Leider war ich noch nie ein Fan von rohem Fisch gewesen und die Konsistenz des Seegetiers erinnerte mich an Gelatine.
    Während wir aßen, erzählte Jan mir von seiner Tagung, von den Leuten, die er getroffen und den Sachen, die er gekauft hatte. Ich wusste, dass er mich dadurch nur von Christian ablenken wollte und mochte ihn umso mehr dafür. Dennoch kehrten meine Gedanken immer wieder zu Eddie zurück. Ich versuchte allerdings, mir nicht anmerken zu lassen, dass ich geistig nicht ganz anwesend war. Einerseits hörte ich Jan zu und kommentierte das, was er mir erzählte, andererseits rief ich mir immer wieder das Gespräch mit Eddie Nazir, dem Teppichhändler, in Erinnerung. Ich wünschte, ich hätte eine Chance gehabt, Eddie zu fragen, ob er es gewesen war, der Christian an jenem Abend auf dem Handy angeru-
    fen hatte. Mir fiel wieder ein, dass Christian damals in Carmis Apartment diese fremde Sprache gesprochen hatte. Sprach ein Pakistani Arabisch? In dieser Hinsicht war ich eine typische Amerikanerin: Ich wusste kaum, wo Pakistan war, geschweige denn, was dort gesprochen wurde. Aber selbst wenn Eddie mit Christian telefoniert hatte - was würde das beweisen? Während ich meinen heißen Sake austrank, kam ich dann aber doch zu dem Schluss, dass Eddie Christians Drogenquelle gewesen sein musste. Oder gab es noch eine andere Erklärung?
    Nachdem die Kellnerin die Teller abgeräumt hatte, fragte Jan: »Woran denkst du?«
    »An Eddie.«
    »Eddie?« Er legte seine Stäbchen behutsam auf das Einwickelpapier und tupfte sich den Mund mit der Serviette ab. »Naja, dann überlegen wir mal«, begann er. »Eddie ist verheiratet, hat zwei Jungs und lebt in London. Scheint nicht besonders verdächtig, oder?«
    Gegen meinen Willen musste ich lachen. Es stimmte - ich zog voreilige Schlüsse. Nicht jeder pakistanische Exporteur verkaufte Dope. »Okay«, sagte ich, »lass uns das Thema wechseln.«
    »Gut«, meinte Jan und lehnte sich in seinem Stuhl zurück. »Was ist mit unserem potentiellen Urlaub?« Er trank einen Schluck Sake. »Hast du darüber nachgedacht?«
    Dazu war ich gar nicht gekommen. Aber ich nickte.
    »Und?«
    »Ich weiß es noch nicht.« Ich konnte ihm jetzt noch immer keine Antwort geben.
    Ich hatte inzwischen genug Zeit mit Jan verbracht, um zu wissen, dass ich mich in ihn verlieben konnte. Inmitten dieses ganzen Chaos’ fühlte ich mich ihm näher als je zuvor - er war die einzige normale Person, die ich kannte. Ich hatte es geschafft, mich in einer Stadt von zwölf Millionen Menschen ausschließlich mit Spinnern anzufreunden. Sobald ich mir das einmal eingestanden hatte, konnte ich auch zugeben, dass ich nichts dagegen hatte, mit ihm irgendwohin zu fliegen. Dennoch wollte ich noch nichts sagen. Ich musste noch eine Weile darüber nachdenken. Er würde mir die Zeit geben, die ich brauchte. Und das war eine andere Sache, die mir an Jan so gut gefiel.

    »Als Nächstes«, fuhr Jan fort, »wirst du mich verdächtigen.«
    Wir beide lachten. Die Vorstellung war wirklich komisch.
    Während Jan sich um die Rechnung kümmerte, ging ich zur Toilette. Eine zugespachtelte Frau lehnte über dem Waschbecken und puderte ihr Kinn. Ich fand ein freies Fleckchen Spiegel und betrachtete mein Gesicht. Das künstliche Licht enthüllte Unebenheiten und feinen Flaum. Ein paar Haarsträhnen hatten sich aus meiner Haarspange gelöst und ich strich sie mit Hilfe von etwas Wasser zurück. Dann fletschte ich die Zähne und betrachtete mein Gebiss. Als ich mit dreizehn endlich meine Klammer abmontiert bekam, war ich beim Anblick meiner Deluxe-Schneidezähne schockiert gewesen. Sie schienen lächerlich groß und weiß; wahrscheinlich hätte ich jederzeit eine Rolle in einem Werbespot für Zahnseide bekommen können.
    »Brauchen Sie auch ein bisschen Puder?«, fragte die Frau. Ihre Stimmlage verriet mir, dass ich es mit einer Transe zu tun hatte. Dieser Abend hatte es definitiv in sich.
    »Geht schon«, sagte ich.
    Sie klappte ihr Puderdöschen zu und zog das hoch gerutschte T-Shirt wieder runter.
    Ich zog meinen Lippenstift nach und presste die Lippen dann auf ein Taschentuch.
    »Was für eine Farbe ist das?«, fragte sie.
    Ich drehte den Lippenstift um. »Scarlet Empress«, sagte ich. Ein Überbleibsel von meinem Gastspiel bei Barneys.
    »Zu heftig für mich.«
    »Meinen Sie?«
    Sie nickte und starrte mich dabei im Spiegel an. »Ihre Pucci-mäßige Handtasche ist

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