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alle luegen

Titel: alle luegen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Meg Castaldo
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gerade einen Feuer-Opal für seine Schwester gekauft. Sie unterhielten sich über London, während ich über den neuesten Enthüllungen brütete. Konnte das alles wirklich noch Zufall sein? Vielleicht war Eddie es gewesen, der Christian manchmal auf dem Handy angerufen hatte. Ich wartete auf eine Gelegenheit, ihn danach zu fragen, aber er verkündete plötzlich, dass er zum Abendessen verabredet sei - ob wir ihn bitte entschuldigen würden? Er drückte mir die Hand, bedankte sich bei Jan und ging.
    Ich trank meinen Gin Tonic; ein Fetzen Zitronenfruchtfleisch setzte sich zwischen meinen Zähnen fest. »Wohin exportiert er?«
    »Überallhin.«
    »Auch hierhin?«
    »Die Amerikaner lieben seine Teppiche«, sagte Jan lächelnd. »Warum interessierst du dich dafür?«
    »Er kannte Christian«, sagte ich.
    »Ich weiß.«
    »Hat er es dir erzählt?«
    »Ja«, antwortete Jan und zündete sich eine Zigarette an. »Aber er meinte, er kannte ihn nur flüchtig.«
    »Findest du das nicht seltsam?«
    »Irgendwie schon«, meinte Jan und stieß nachdenklich den Rauch aus. »Aber es gibt eben komische Zufälle.«
    Das kam mir irgendwie bekannt vor. Der Gin war mir wie üblich direkt in den Kopf gestiegen. Ich überlegte, ob ich Jan von Kyle und Yassi erzählen sollte, aber ich befürchtete, dass er mich sofort zur Polizei schleppen und zwingen würde, dort alles zu wiederholen. Dabei war ich mir nicht einmal sicher, was an der ganzen Sache überhaupt dran war. Aber dieser Eddie war wieder was anderes.
    »Das kann nicht alles nur Zufall sein«, sagte ich.
    »Was meinst du damit?«
    »Ich meine: Wieso hast du einen Kunden, der zufällig auch Christian kennt? Findest du das nicht ein bisschen komisch?« Ich hatte Mühe, ruhig zu bleiben.
    »Wie ich schon sagte«, antwortete Jan nachdrücklich. »Ein komischer Zufall.«
    Ich weiß auch nicht, was ich von Jan erwartete. Im Prinzip war ich ja auch der gleichen Meinung. Vielleicht interpretierte ich in diese »komischen Zufälle« zu viel hinein. Dennoch wurde ich das Gefühl nicht los, dass es irgendwo eine gigantische Verschwörung gab, die sich wie ein Netz um mich herum zusammenzog. Es gab nur eins, was ich tun konnte - ich schickte Jan los, um mir noch einen Drink zu besorgen.
    Als wir die Bambustreppe zu dem ruhigen japanischen Restaurant, das Jan ausgesucht hatte, hinunterstiegen, ging es mir wieder besser. Ich hatte mich selbst davon überzeugt, dass mich weder Eddie mit seinen Teppichen, noch Yassi mit ihren Drohungen, noch Kyle mit seinem Verfolgungswahn kümmerte. Nun war ich weit weg von alledem, sicher geborgen in einem unterirdischen Restaurant, in dem zarte Japan-Musik die Gäste einhüllte. Eine Frau in Kimono und Obi begrüßte uns. Jan versuchte, mich für Shabu-Shabu zu begeistern, aber mein Appetit war doch noch nicht wieder in Funktion. Er ging weiter die Karte durch. Nachdem die Kellnerin uns allein gelassen hatte, nahm Jan meine Hand und sagte: »Ich mache mir Sorgen um dich.«
    »Mir geht’s gut.«
    »Du hast... dich da in etwas verrannt.«
    »Hab ich nicht.«
    Ich muss gekränkt ausgesehen haben, denn er fügte hinzu: »Vielleicht ist das nicht der richtige Ausdruck.«
    »Welcher ist es dann?«
    Er seufzte. »Ich weiß nicht«, sagte er kopfschüttelnd. »Sagen wir, du grübelst zu viel.«
    »Ich kann’s nicht ändern.«
    »Ich weiß.«
    Ich schüttelte den Kopf. Wie gerne hätte ich Jan die ganze Geschichte erzählt. Aber ich war doch selbst schuld. Immerhin hatte ich mich auf Christian eingelassen. Ich wollte Jan nicht auch noch mit hineinziehen. Yassi hatte gesagt, dass ich den Mund halten sollte. Ihre Warnung fühlte ich noch so deutlich wie ein paar Tage zuvor das Brennen auf meiner Zunge von der Zigarette, die ich nicht hatte rauchen wollen. Schließlich entschied ich, dass ich Jan erst dann alles erzählen würde, wenn noch irgendwas geschehen sollte.
    Die Kellnerin stellte eine Riesenportion Sushi zwischen uns. Jan wickelte seine Stäbchen aus und goss Soja-Sauce in zwei winzige Schälchen. Dann blickte er mit seinen ruhigen blauen Augen auf. »Versuch etwas zu essen«, sagte er, während er das Tablett zu mir hinschob. »Du siehst langsam aus wie Twiggy.«
    Zumindest hatte sich Jan seinen Sinn für Humor bewahrt. Ich brach die Stäbchen auseinander - das eine splitterte. Ich war zwar nicht übermäßig abergläubisch, aber dieses Mal erschien es mir wie ein schlechtes Omen. Als ob ich es niemals schaffen würde, von der Sache mit Christian und seinem

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